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Verwaltungsorganisation von Gemeinden Ein
Beitrag im Rahmen des Nationalfondsprojektes von François Höpflinger Inhalt In diesem Beitrag werden Aufbau und Struktur kommunaler Verwaltungen (absolute und relative Grösse der Gemeindeverwaltungen, EDV-Einsatz u.a.) analysiert. Dabei werden auch die Zusammenhänge zwischen Gemeindestruktur (Einwohnerzahl, Bevölkerungs- und Wirtschaftsstruktur) und Grösse der Gemeindeverwaltung untersucht.
Inhaltsverzeichnis Methodische Hinweise1 Aufbau und Struktur kommunaler Verwaltungen 2 Absolute und relative Grösse der Gemeindeverwaltung 3 Ausbau der kommunalen Verwaltung zwischen 1984 bis 1994 4 Gemeindestruktur und Ausbau der kommunalen Verwaltung 5 Zum
Einsatz von elektronischer Datenverarbeitung in kommunalen
Verwaltungen Methodische Hinweise Die vorliegende Studie basiert auf einer im Jahre 1994 am Soziologischen Institut der Universität Zürich durchgeführten schriftlichen Befragung. Finanziert wurde sie vom Schweizerischen Nationalfonds. Die Untersuchung richtete sich an die Gemeindeschreiberinnen und Gemeindeschreiber sämtlicher 3'017 Schweizer Gemeinden (Stand 1. Jan. 1994). Insgesamt haben 2'079 Gemeinden an der Befragung teilgenommen und die Beteiligung ist mit einem Rücklauf von knapp 70 Prozent ausgesprochen hoch ausgefallen.Das Projekt wurde im Oktober 1993 mit ersten Vorarbeiten gestartet und endete im Laufe des Februars 1996 mit der Abgabe des Schlussberichtes an den Schweizerischen Nationalfonds (Nr. 12-32586.92). Am Projekt mitgearbeitet haben Prof. Hans Geser als Projektleiter, Robert Fluder, François Höpflinger, Andreas Ladner und Urs Meuli. Die für die vorliegenden Arbeiten verwendeten Daten stammen nicht nur aus der Befragung von 1994. Als Ergänzung sind noch andere Zahlen in die Analyse einbezogen worden, so jene des Soziologen Rolf Nef, der für seine Analysen über kommunales Wahlverhalten Datensätze demographischer, ökologischer und sozioökonomischer Art für sämtliche Gemeinden der Schweiz zusammengetragen hat. Dabei handelt es sich vor allem um Volkszählungsdaten, Betriebszählungsdaten und Wehrsteuerstatistiken. Ausserdem konnten wir auch auf Daten eines eigenen Forschungsprojektes zurückgreifen, die 1988 durch eine erste Befragung der Gemeindeschreiber und Gemeindeschreiberinnen sämtlicher Gemeinden der Schweiz erhoben wurden. Diese Befragung erzielte einen Rücklauf von über 80 Prozent, so dass sie uns für die Analyse des Wandels der politisch-administrativen und der kommunalpolitischen Organisation der Gemeinden im allgemeinen und des kommunalen Parteiwesens im besonderen sehr aussagekräftige Resultate lieferte.
1 Aufbau und Struktur kommunaler Verwaltungen Kommunale Verwaltungen sind durch zwei allgemeine Merkmale charakterisiert, die sie namentlich von privaten Organisationen deutlich unterschieden:
Dieser grundsätzlichen Unterscheidung der kommunalen Verwaltungsorganisation wurde im Rahmen der Befragung dadurch Rechnung getragen, dass die Grösse der Gemeindeverwaltung durch zwei verschiedene Fragen erfasst wurde:
2 Absolute und relative Grösse der Gemeindeverwaltung Neben der absoluten Grösse der Gemeindeverwaltung (Zahl angestellter Personen) wird häufig die relative Verwaltungsgrösse berechnet (Verwaltungsstellen pro 100 Einwohner). Damit wird der direkte Effekt der Einwohnerzahl kontrolliert, und es kann untersucht werden, unter welchen Umständen Gemeinden gleicher Grösse einen stärkeren oder schwächeren Ausbau ihrer Kommunalverwaltung erfahren. Vereinfacht gesagt lässt sich der Index 'Gemeindepersonal pro 100 Einwohner' als grober Indikator der 'kommunalen Verwaltungsdichte' interpretieren. Es ist allerdings anzuführen, dass ein solcher Index bei Kleingemeinden nur beschränkt sinnvoll ist, da in diesen Gemeinden die Verwaltung faktisch nur zwischen ein bis zwei Stellen variiert bzw. in Kleinstgemeinden überhaupt keine vollamtlich tätigen Verwaltungsangestellten vorhanden sind.[1]In der nachfolgenden Tabelle 1 ist die durchschnittliche Verwaltungsgrösse (absolut und relativ) für verschiedene Gemeindegrössenklassen aufgeführt. Sachgemäss ist sowohl die Zahl administrativ tätiger Personen in der Kernverwaltung als auch die Zahl (ganztägig) angestellter Personen ausserhalb der Kernverwaltung eng mit der Einwohnerzahl einer Gemeinde verknüpft. Je nach Gemeindegrösse variiert die Zahl der administrativ tätigen kommunalen Angestellten zwischen einer Person (Gemeindeschreiber) und rund 6'000 Personen. Analoge Unterschiede lassen sich auch beim Personal ausserhalb der Kernverwaltung festhalten.
Bei
Gemeinden unter 500 Einwohner beträgt die Stellenzahl der
kommunalen Kernverwaltung durchschnittlich weniger als 2
Vollstellen. Im Gegensatz zu dem, was vermutet werden
könnte, ergibt sich bei kleinen Gemeinden keine
substitutive Wirkung im Ausbau von Exekutive und Zahl
kommunaler Angestellter. So haben Kleingemeinden mit
umfangreicher Gemeindeexekutive oder halbamtlichem
Gemeindepräsident im allgemeinen nicht weniger
Gemeindeangestellte als Gemeinden mit kleiner Exekutive oder
ehrenamtlichem Präsidenten. Auch zwischen der Zahl
ständiger Kommissionen und Spezialbehörden und Anzahl
Gemeindeangestellte besteht keine negative Relation. Damit
erhält die These, dass ein ausgebautes kommunales
Milizsystem namentlich in Kleingemeinden zu 'Personaleinsparungen'
bei den Vollstellen führt, keine Unterstützung. Der
relative Ausbau der kommunalen Kernverwaltung (Stellen pro
100 Einwohner) seinerseits ist mit der Einwohnerzahl
kurvenlinear verhängt: Hohe Werte finden sich zum einen in
den Kleingemeinden. Dies hängt mit der Tatsache zusammen,
dass jede Gemeinde - sei sie noch so klein - bestimmte
Verwaltungsaufgaben selbst zu übernehmen hat (wozu
zumindest die Funktion eines Gemeindeschreibers notwendig
ist). Mit zunehmender Einwohnerzahl sinkt die relative
Verwaltungsdichte zuerst ab, um bei grösseren Gemeinden
erneut anzusteigen. Die geringste Verwaltungsdichte findet
sich bei mittelgrossen Gemeinden zwischen 2'000 bis 5'000
Einwohner. Ein
kurvenlinearer Zusammenhang zwischen Verwaltungsdichte -
namentlich in Bezug auf die Kernverwaltung - und
Einwohnerzahl einer Gemeinde wurde in früheren kommunalen
Vergleichsstudien ebenfalls beobachtet. In diesem Trend
widerspiegeln sich zwei Prozesse, die mit Grösse
gegenseitig verhängt sind: Einerseits erlaubt zunehmende
Grösse eine rationellere Gestaltung namentlich
administrativer Aufgaben, wodurch sich der relative
personelle Aufwand verringert (Grössenvorteile). Zum
anderen jedoch führt zunehmende Grösse zu verstärkter
funktonaler Differenzierung und erhöhtem
Koordinationsaufwand, wodurch sich der administrative
Aufwand nach Überschreiten einer bestimmten Schwelle erneut
erhöht. 3 Ausbau der kommunalen Verwaltung zwischen 1984 bis 1994 Die Zahl administrativ tätiger Angestellter und die Zahl angestellter Personen ausserhalb der Verwaltung wurden auch für das Jahr 1984 erfragt. Zumindest für die Gemeinden, die auch diese Frage beantwortet haben, lässt sich die Zunahme bzw. Abnahme des kommunalen Personals während den letzten 10 Jahren festhalten. In der folgenden Tabelle 2 sind die Veränderungsraten bezüglich der absoluten und relativen Grösse der Gemeindeverwaltung aufgeführt.![]() In vielen Gemeinden nahm die Zahl der Gemeindeangestellten in den letzten zehn Jahren absolut und relativ - bezogen auf die Einwohnerzahl - zu. Dabei werden im einzelnen folgende Trends deutlich:
In welchen Bereichen der kommunalen Verwaltung neue Stellen bewilligt wurden, wird in der nachfolgenden Tabelle 3 im Detail deutlich:
Der
deutlichste Ausbau des Verwaltungspersonals erfolgte
einerseits in den klassischen kommunalen
Verwaltungsbereichen (Finanzen, Steuern, Einwohneramt usw.).
Andererseits ergab sich auch ein markanter Ausbau des
Sozialwesens und des Bauwesens (wobei der personelle Ausbau
in diesen zwei Bereichen deutlich positiv mit der
Einwohnerzahl assoziiert ist). Ein Vergleich nach
Gemeindetypen lässt deutlich werden, dass vor allem Mittel-
und Kleinzentren, aber auch urbane und suburbane Gemeinden
einen personellen Ausbau von Sozial- und Bauwesen erfahren
haben. Es sind dies Gemeinden, die sich ab den 1980er Jahren
zunehmend mehr mit städtischen Bau- und Sozialproblemen
konfrontiert sahen. 4 Gemeindestruktur und Ausbau der kommunalen Verwaltung Im folgenden soll untersucht werden, welche Strukturmerkmale einer Gemeinde - zusätzlich zur Einwohnerzahl - den Ausbau der kommunalen Verwaltung beeinflussen. Als abhängige Variable wird die relative Verwaltungsdichte (Gemeindepersonal pro 100 Einwohner) benützt.Als erstes werden einige deutliche regionale Unterschiede sichtbar. So weisen Westschweizer und Tessiner Gemeinden im allgemeinen eine stärker ausgebaute Gemeindeverwaltung auf als deutschschweizerische Gemeinden, vor allem was die Kernverwaltung betrifft. Dieser regionale Unterschied bleibt signifikant, wenn die sozio-demographische und sozio-ökonomische Struktur der Gemeinden kontrolliert wird. In diesen regionalen Unterschiede widerspiegeln sich unterschiedliche sozio-politische Traditionen (mit stärkerer Betonung staatlicher Aufgaben in der Westschweiz). Die Detailauswertung zeigt, dass der stärkere Ausbau der Gemeindeverwaltung in der Westschweiz und dem Tessin vor allem für Kleingemeinden gilt, und zwar in dem Sinn, dass Westschweizer und Tessiner Kleingemeinden bei sonst gleicher Struktur und Einwohnerzahl häufiger als Deutschschweizer Kleingemeinden eine vollamtliche Verwaltungsperson beschäftigen (bzw. die Gemeindeverwaltung rascher professionalisieren als viele Deutschschweizer Gemeinden). Bei grösseren Gemeinden sind die regionalen Unterschiede zwar teilweise ebenfalls sichtbar, sie sind jedoch geringer (vor allem nach Kontrolle von Einwohnerzahl und sozio-ökonomischer Struktur).
Es
lässt sich weiter vermuten, dass der Ausbau der Verwaltung
mit der sozio-ökonomischen Situation der Gemeinde bzw.
ihrer Bevölkerung assoziiert ist. So lässt sich etwa die
These vertreten, dass sich reiche Gemeinden (mit
wohlhabender Bevölkerung) einen Ausbau der kommunalen
Verwaltung eher leisten können als arme Gemeinden. Zudem
lässt sich vermuten, dass eine wohlhabende Bevölkerung der
Gemeinde gegenüber höhere Ansprüche stellt. Umgekehrt
lässt sich aber auch die Gegenthese vertreten, dass vor
allem ärmere Gemeinden zu einem Ausbau öffentlicher
Funktionen gezwungen sind, weil sie mit einer höheren
Nachfrage nach staatlichen Leistungen konfrontiert sind. Demgegenüber zeigen sich deutliche Beziehungen zwischen Verwaltungsstruktur, demographischer Entwicklung und Altersverteilung der Bevölkerung von Gemeinden. So zeigt sich eine leichte Tendenz, dass Gemeinden mit starker Bevölkerungszunahme ihre Verwaltung weniger ausgebaut haben. Dies kann allerdings einfach die Tatsache widerspiegeln, dass zwischen Bevölkerungswachstum und Stellenausbau der kommunalen Verwaltung eine gewisse Zeitverzögerung besteht (was im Querschnittsvergleich zu negativen Korrelationen führt). Die Detailanalyse zeigt zudem, dass diese negative Korrelation nur für mittelgrosse Gemeinden (zwischen 2'000 bis 5'000 Einwohnern) signifikant ist, und für die meisten Gemeinden wird die früher gemachte Beobachtung gestützt, dass Bevölkerungswachstum und Ausbau der kommunalen Verwaltung direkt nur schwach verhängt sind.
Eine
stärkere Unterstützung erhält dagegen die oft geäusserte
These, dass demographische Alterung eine verstärkte
Belastung des öffentlichen Sektors einschliesst. Namentlich
in sozial- und gesundheitspolitischen Bereichen kann
demographische Alterung (hoher Rentneranteil) zu einem
verstärkten Ausbau gemeindeeigener Einrichtungen beitragen
(z.B. Ausbau des gemeindeeigenen Spitexsystems, vermehrte
Inanspruchnahme öffentlicher Dienste usw.). Jedenfalls
lässt sich zwischen dem Ausbau der Gemeindeverwaltung und
dem Anteil an Rentner/innen eine positive Beziehung
festhalten. Dagegen scheinen Gemeinden mit junger
Bevölkerung (viele Kinder) vergleichsweise weniger
Gemeindepersonal zu benötigen. Neben
der demographischen Zusammensetzung der Bevölkerung kann
auch die sozio-ökonomische Struktur und wirtschaftliche
Stellung einer Gemeinde von Bedeutung sein. In diesem Rahmen
lassen sich namentlich folgende zwei Thesen formulieren: Die
Wirkung sozio-ökonomischer Faktoren über die Grenzen von
Gemeinden hinauf auf die kommunale Verwaltungen wird durch
die zwei nachfolgenden Tabellen bestätigt:
Zweitens ist die Beschäftigungsstruktur und dabei insbesondere das Verhältnis von Einwohnern und Arbeitsplätzen relevant. Gemeinden mit hohem Anteil an beruflichen Wegpendler haben - bei sonst gleicher Grösse und Gemeindestruktur - im allgemeinen weniger Personal angestellt. Abgesehen von den kleinsten Gemeinden und den Städten findet sich in allen übrigen Grössenklassen eine klar negative Beziehung, insbesondere was den Ausbau gemeindeeigener Einrichtungen betrifft. Es scheint, als ob eine Externalisierung des Arbeitsmarktes auch zu einer Verringerung der kommunalen Aufgaben und Lasten führt; möglicherweise, weil ein Teil der Probleme in die Arbeitsplatzgemeinden transferiert wird. Entsprechend weisen namentlich mittelgrosse Arbeitsplatzgemeinden eine vergleichsweise ausgebaute Gemeindeorganisation auf. Es zeigen sich somit auch in dieser Hinsicht deutliche Hinweise auf signifikante interkommunale 'Spillovers'.
Auch die These, dass die Nähe zu einer Zentrumsgemeinde zu einer funktionalen Entlastung der kommunalen Verwaltung führt, wird insofern bestätigt, als Gemeinden in leicht erreichbarer Nähe zu einer mittelgrossen und/oder grossen Stadt eine vergleichsweise weniger ausgebaute Gemeindeorganisation kennen. Die Nähe zu einem Zentrum entlastet die umliegenden Gemeinden namentlich vom Ausbau gemeindeeigener Einrichtungen. In jedem Fall ist das empirische Ergebnis ein deutlicher Hinweis auf die Bedeutung räumlicher Aspekte (Nähe bzw. Entfernung von Zentren) für die Binnenorganisation einer Gemeinde.
Auch eine multiple Regression bestätigt die signifikante Bedeutung interkommunaler Aspekte für den Ausbau der kommunalen Verwaltungen. Ein hoher Wegpendleranteil reduziert den Verwaltungsaufwand, wogegen Gemeinden mit viel Arbeitsplätzen (auch für Personen aus umliegenden Gemeinden) insbesondere ihre gemeindeeigenen Dienste und Einrichtungen auszubauen haben. Die Nähe zu einem Zentrum (mittelgrosse Stadt oder Grossstadt) wirkt sich - nach Kontrolle der übrigen Variablen - hingegen widersprüchlich aus: Einerseits wird der Ausbau der Kernverwaltung durch das Vorhandensein eines nahen Zentrums eher gefördert (wenn auch nur leicht). Andererseits reduziert sich der Bedarf nach gemeindeeigenen Einrichtungen, da ein Teil der funktionsspezifischen Aufgaben ins Zentrum ausgelagert wird.
Zusammenfassend
lässt sich festhalten, dass der absolute und relative
Ausbau der Gemeindeverwaltung am stärksten mit der
Einwohnerzahl assoziiert ist, wobei sich nichtlineare
Beziehungen zeigen. Dies gilt insbesondere für den Ausbau
der Kernverwaltung. Daneben sind aber auch einige kulturelle,
demographische und sozio-ökonomische Faktoren bedeutsam.
Westschweizer und Tessiner Gemeinden kennen - bei sonst
gleicher Einwohnerzahl und Bevölkerungsstruktur - einen
stärkeren Ausbau ihrer Gemeindeorganisation. Auch
demographische Alterung führt tendenziell eher zu einem
Ausbau namentlich gemeindeeigener Einrichtungen. Den
gleichen Effekt hat induzierte Entwicklung (via Tourismus)
und die Übernahme von Zentrumsfunktionen. Umgekehrt können
Gemeinden in Nähe einer Zentrumsgemeinde oder Gemeinden mit
hohem Wegpendleranteil ihre Verwaltung verhältnismässig
klein halten (da ein Teil der öffentlichen Aufgaben und
Funktionen sozusagen 'exportiert' wird). In diesem Sinne
wird das zu Beginn erwähnte Prinzip der Lokalität
kommunaler Verwaltungen zumindest relativiert, da der Ausbau
heutiger kommunaler Verwaltungen zumindest teilweise durch
Faktoren beeinflusst wird, die interkommunalen Charakter
haben. 5 Zum Einsatz von elektronischer Datenverarbeitung in kommunalen Verwaltungen Wie in anderen Bereichen haben sich die neuen Formen elektronischer Informationsverarbeitung auch in den kommunalen Verwaltungen mehr und mehr durchgesetzt. Sachgemäss nimmt der Anteil der Gemeinden, die EDV benützen, mit zunehmender Grösse rasch zu. In Gemeinden von über 500 Einwohnern gehört die elektronische Datenverarbeitung (via Personalcomputer oder Workstationen) heute faktisch zur Grundausstattung.![]() Der
Zeitpunkt der Einführung von EDV ist ebenfalls eng mit der
Gemeindegrösse assoziiert. Während die grösseren
Gemeinden EDV schon seit Ende der 1970er bzw. zu Beginn der
1980er Jahre benützen, führten viele kleinere Gemeinden
EDV erst zu Beginn der 1990er Jahre ein. Dies ist sicherlich
mit der technologischen Entwicklung der letzten Jahre
verknüpft, die einerseits zu deutlichen Kostensenkungen und
andererseits zur Miniaturisierung von Computern führte. Von
den Kleingemeinden arbeiteten 1994 hingegen noch etwas
weniger als die Hälfte ohne EDV, und tatsächlich lassen
sich Kosten- und Rationalisierungsvorteile durch EDV bei
Kleingemeinden höchstens durch einen Informationsverbund
mehrerer Gemeinden realisieren (z.B. gemeinsame
Rechnungsführung oder Einwohnerkontrolle). Am häufigsten wird die EDV in den administrativen Kernbereichen von Gemeinden benützt (Rechnungswesen, Steuerwesen). In diesen Bereichen erleichtert eine elektronische Datenverarbeitung nicht nur die Bearbeitung komplexer administrativer Abläufe, sondern auch die Kooperation mit übergeordneten Behörden (Kanton, Bund). Dies ist vor allem in stark vollzugsföderalistisch geprägten Funktionsbereichen zentral, wobei umgekehrt auch die These gewagt werden kann, dass die neuen Formen der Datenverarbeitung den Trend zum Vollzugsföderalismus fördern können. Weniger stark bzw. erst bei höherer Einwohnerzahl ausgebaut ist die EDV bei Aufgaben, die entweder einen stark politischen Gehalt aufweisen (Wahlen) oder wo per definitionem spezifische Einzelsituationen behandelt werden (Sozialwesen, Bauwesen). Insgesamt
werden die Auswirkungen von EDV in den Gemeinden, die damit
schon Erfahrungen gesammelt haben, primär positiv beurteilt.
Dies gilt beispielsweise auch in bezug auf Arbeitseffizienz
und Zuverlässigkeit (wo die Einschätzung unabhängig von
der Gemeindegrösse erfolgt). Die positiven Auswirkungen von
EDV auf die verwaltungsinterne Koordination werden hingegen
primär in den grösseren Gemeinden betont, da in diesen
Gemeinden Koordinationsprobleme am ehesten auftreten. Betont
wird oft auch die bessere Information von Behörden und
Bürgern dank EDV, wogegen die Erleichterung der Kooperation
mit anderen Gemeinden bzw. dem Kanton weniger hervorgehoben
wird.
Erwartungsgemäss zeigen sich Zusammenhänge zwischen der Benützung von EDV und der Einschätzung positiver oder negativer Auswirkungen. Von den EDV-Benützern wird hauptsächlich die bessere Koordination innerhalb der Verwaltung und die bessere Information von Bürgern und Behörden stärker betont. Demgegenüber ergaben sich kaum Einschätzungsunterschiede in bezug auf Arbeitsaufwand und Zuverlässigkeit der Verwaltungsarbeit. Es scheint, dass die Auswirkungen mit EDV primär in koordinativer und kommunikativer Hinsicht, weniger jedoch in bezug auf Effizienz, positiv erfahren werden. Eine verbesserte Information für Bürger wird insbesondere erfahren, wenn EDV in administrativen Kernbereichen wie Einwohnerkontrolle, Rechnungs- und Steuerwesen verwendet wird. Eine Anwendung von EDV in Bereichen wie Personalwesen, Bauwesen oder Sozialwesen wirkt sich andererseits primär in einer besseren Koordination innerhalb der Verwaltung und einer besseren Verknüpfung mit dem Kanton aus.
Was
die Stellung der Gemeinde und ihrer Verwaltung betrifft,
können Verfahren der elektronischen
Informationsverarbeitung grundsätzlich für zwei
unterschiedliche Strategien benützt werden:
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aktualisiert am 21.10.2011