Fragebogen

- Befragung der kommunalen Exekutivmitglieder 2008/09

- Ortsparteien in der Schweiz 2002

- Ortsparteien in der Schweiz 1989

 

- Gemeindebefragung 2009

- Gemeindebefragung 2005

- Gemeindebefragung 1997

- Gemeindebefragung 1994

- Gemeindebefragung 1988

 
 

Ueber die Projekte

Hat das Links-rechts-Schema in der Politik an Relevanz verloren? Oder sind die Parteien heute gar stärker polarisiert?
Welche Bevölkerungsgruppen sind  politisch aktiver geworden, und wie hat sich die Parteiorientierung verschiedener Alters- und Berufsgruppen verändert?
Erhöhen oder verringern sich die Finanzmittel, die den Parteien für Wahlkämpfe zur Verfügung stehen?
Sind Parteien demokratischer oder elitärer geworden, und haben sie ihre Aktivitäten auf neue Schwerpunkte verschoben?
Haben sich die Divergenzen zwischen Stadt und Land oder zwischen den Sprachregionen verringert oder verstärkt?

Diese und viele andere Aspekte des aktuellen politischen Wandels  werden hier auf der Basis empirischer Forschungsergebnisse diskutiert.

Die Ergebnisse stammen aus zwei schriftlichen Umfragen bei allen Parteipräsident(inn)en der Schweizerischen Lokalparteien, die 1989 und 2002/03 stattgefunden haben: Beidemale haben sich ca .2600 Ortsgruppen daran beteiligt.

Die Stichproben (Grundgesamtheit ca. 5000): 

 

1989

2002/03

deutsch

2039

1994

französisch

336

399

italienisch

263

262

In den beiden (praktisch identischen) Fragebogen wurden die Informanten gebeten, über die ideologischen und sachpolitischen Orientierungen,  die Anhängerstruktur, die Finanzierung, die Binnenorientation und die politischen Aktivitäten ihrer Gruppierung Auskunft zu geben.

Dadurch bietet sich die Chance, Wandlungen des politischen Systems im allgemeinen und des Parteiensystems gewissermasssen "von unten her" (d. h. aus der Perspektive kommunaler Anhängerschaften und Politikprozesse)  präzise zu erfassen und danach zu fragen, ob und wie sie durch Veränderungen in der  Bevölkerungsstruktur der. Kultur und Gesellschaft verursacht werden.

 

Letzte Aktualisierung: 12. Febr. 2007

 

 

Soziologisches Institut der Universität Zürich

Sociology in Switzerland

 Lehrstuhl Prof. Dr. Geser

 

Politik und Parteien im Wandel

Hans Geser: The Local Party as an object of interdisciplinary comparative study. Some steps toward a theoretical Integration (1999)

Local parties are typically "ianus-faced" (Lehmbruch 1979), because they have to combine two very different (and often conflictive) roles: as actors within the communal political arena on the one hand and as agencies of their supralocal mother-party on the other. Thus, a full understanding of their organization and behavior has to rely on substantive knowledge of political parties on the one hand and community sociology on the other. Unfortunately, these two strands of knowledge have been quite segregated during the last decades, because parties have largely been a domain of political scientists, while community research has traditionally been a genuine branch of sociology. The local party level deserves its own focus of research and theory building, because it has a life of its own and its structures and processes are only loosely coupled with those on the more encompassing (e.g. national) level. Understanding local party politics contributes heavily to an understanding of national parties and the national political system as a whole.

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Ergebnisse der  Parteienforschungen am Soziologischen Institut der Universität Zürich (1989 - 2009)

 

 

Über die Projekte

Allgemeine Aspekte

 

Ideologie und Sachpolitik

Wähler, Anhänger und Mitgliederbasis

 

Parteifinanzen

Interne Organisationsformen und Aktivitäten

 

Lokalparteien in der Kommunalpolitik

Lokalparteien in überlokalen Parteiorganisationen

 

Allgemeine Aspekte

Linke Frauen in der Kommunalpolitik html   pdf
(Hans Geser, Oktober 2009)
In Übereinstimmung mit früheren Untersuchungen damit hat auch die vorliegende Studie über kommunale Exekutivmitglieder zum Ergebnis geführt, dass Frauen signifikant weiter links als Männer politisieren, indem sie einerseits bevorzugt für linksstehende Parteien kandidieren, andererseits aber auch innerhalb der meisten Parteien sich häufiger auf dem linken Ast der Skala verorten und im breiten Spektrum konkreter sachpolitischer Vorlagen eher linke Positionen unterstützen. Die Ubiquität dieser Geschlechterdivergenz (die klassenspezifische Differenzen bei weitem übertrifft)  zeigt sich hinreichend darin, dass sie sich auf alle drei Sprachregionen sowie auf ländliche und städtische Gemeinden aller Grössenklassen erstreckt, alle Bildungsniveaus und politischen Herkunftsmilieus einbegreift und sich innerhalb fast aller Parteien  manifestiert. Und ihre Stabilität erweist sich daran, dass sich in fast allen Altersgruppen (am schwächsten allerdings bei den jüngeren Kohorten) vorfindet. Eindeutig unterstützt wird sie durch die Expansion der formalen Bildung: weil Frauen mit höheren Bildungsabschlüssen besonders drastisch nach links rücken und in ein erhöhtes Polarisierungsverhältnis zu den Männern treten, deren politische Positionen eher vom elterlichen Herkunftsmilieu als vom Bildungsweg abzuhängen scheinen. 

 

Gibt es feminine Parteien? pdf
(Hans Geser, März 2009)
Eine komparative Analyse von 2500 Schweizer Lokalparteien führt zum Ergebnis, dass sich Sektionen mit hohem Frauenanteil durch eine höhere Intensität der Binnenkommunikation und etwas dezentralere Machtverhältnisse von männerdominierten Gruppierungen unterscheiden. Ebenso sind sie etwas stärker geneigt, in Bereichen der Sozial-, Jugend- Bildungs- und Gesundheitspolitik auf eigene Initiative tätig zu werden und eine breite Palette von linken politischen Anliegen stärker zu unterstützen. Während für die organisatorischen Effekte in erster Linie die Frauenanteile bei den Parteiaktiven und im Parteivorstand massgebend sind, scheinen die ideologisch-sachpolitischen Wirkungen eher von der Zusammensetzung der breiteren Anhängerschaft auszugehen.

 

Wenig profilierte Parteilose in den Schweizer Gemeindeexekutiven (pdf)
(Hans Geser / Urs Meuli, August 2009)
Da die Arbeitszeit von Milizpolitikern keiner formalen Festlegung unterliegt, ist damit zu rechnen, dass sie durch eine Vielfalt von variablen Faktoren  beeinflusst wird, wie sie sich aus den objektiven Rollenanforderungen des Amtes einerseits und den persönlichen Eigenschaften und Verhältnissen (Motivation, Qualifikation, Abkömmlichkeit u. a.) andererseits ergeben.  Wenn der unbestreitbare Vorteil (für die Gemeinde) darin besteht, dass der Arbeitseinsatz flexibel der wechselnden Quantität, Vielfalt und Komplexität der Aufgaben angepasst werden kann, so bleibt das Rollenengagement andererseits an idiosynkratische individuelle Gegebenheiten gebunden, die sich der intentionalen politisch-administrativen Steuerung und Kontrolle entziehen. Die empirischen Ergebnisse zeigen allerdings, dass die objektiven Situationsbedingungen bei weitem dominieren: vor allem in kleineren Gemeinden, wo jenseits der dauernd anfallenden administrativen Verpflichtungen kaum ein Spielraum für eigene Rollengestaltung besteht.

 

Erosionstendenzen an der Parteibasis (pdf)
(Andreas Ladner / Urs Meuli, März 2005)
Die Lokalparteien mit ihren Mitgliedern bilden die Basis der Schweizer Parteien. In den letzten Jahren ist diese Basis merklich kleiner geworden. Die Zahl der Mitglieder und Aktiven ist zurückgegangen, und die Parteien haben zunehmend Mühe, für die zahlreichen Ämter genügend Kandidatinnen und Kandidaten zu rekrutieren. In den kleineren Gemeinden dürfte damit das Milizsystem parteipolitisch an seine Grenzen stossen. Längerfristig führt die nachlassende Verankerung der Parteien in der Bevölkerung zu einer geringeren politischen Stabilität.
 

Ausländerinnen und Ausländer in den Parteien des Kantons Aargau
(Urs Meuli 2007)
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        pdf
Die formn Velleoraussetzungen für die Teilnahme ausländischer Personen an der Parteipolitik sind in den meisten Parteien vorhanden. In 70 Prozent der Lokalparteien können Ausländerinnen und Ausländer ohne Einschränkungen Mitglied werden. in einem Drittel der Lokalparteien ist eine klare Mehrheit der Aktiven für einen verstärkten Einbezug der Ausländer in die Parteiorganisation. Eindeutig gegen eine Integration sind die Aktiven hingegen nur in 20 Prozent der Sektionen. Konkrete Integrationsförderung ist bis heute aber auch in den integrationsfreundlichen Ortsparteien in den Parteien eher spärlich betrieben worden. Ebenso wird weitergehende Integration ausländischer Personen über die Parteien hinaus in das politische System in den Parteien ganz klar abgelehnt. 50 Prozent der Lokalsektionen lehnen die Einführung des Ausländerstimm- und Wahlrechts ab, und in mehr als einem Drittel ist die Basis geteilter Meinung.
 

Verbreitung und Bedeutung der Lokalparteien in den Gemeinden
(Andreas Ladner, März 2003)
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Ist die lokale Parteienlandschaft in der Schweiz von Erosions- oder Expansionstendenzen geprägt? Auch wenn die Kantonalparteien behaupten, dass die Zahl der aktiven Ortsparteien eher zugenommen hat, deuten die verschiedenen in den 1990er Jahren durchgeführten Untersuchungen darauf hin, dass von einem Erosionsprozess auszugehen ist. Der Anteil der Gemeinden, in denen Lokalparteien organisiert sind, ist zurückgegangen. Der Anteil der Parteivertreter in den kommunalen Exekutiven hat abgenommen. Den Lokalparteien wird ein Bedeutungsverlust attestiert. Und schliesslich ergibt sich auch eine schwache Tendenz zu einer geringeren Polarisierung.
 

Das Schweizer Parteiensystem in Bewegung (pdf)
(Andreas Ladner, März 2004)

Auch wenn dass Schweizer Parteiensystem mit seinen vier Hauptprotagonisten FDP, CVP, SVP und SP auf den ersten Blick als bester Beleg für den Fortbestand der vier historischen, die Herausbildung der Parteiensysteme dominierenden, Cleavages erscheinen mag, so ist dem nicht so. Verwendet man Cleavages im Sinne von Bartolini/Mair (1990) und setzt voraus, dass neben der Organisation auch eine strukturelle Basis und ein entsprechendes Bewusstsein vorhanden sein müssen, so ist die strukturelle Verankerung der Schweizer Parteien heute nicht mehr dieselbe wie früher. Möglicherweise sind es heute doch eher ideologische und weniger soziologische Kriterien, welche die Parteiensysteme strukturieren.
 

Die Schweizer Lokalparteien im Wandel
Erste Ergebnisse der Untersuchung
1. Links-rechts-Polarisierung der Lokalparteien 2.Kantonale Parteiensysteme nähern sich dem nationalen Muster an 3.Links-rechts-Differenzen auch bei konkreten Gemeindeanliegen 4 Anhängerschaft und Aktive: Parteien haben ein Männerproblem 5. Anhängerschaft und Aktive: Parteien haben ein Nachwuchsproblem 6 Berufsstruktur: Die Angestellten sind in allen Parteien aktiv. 7. Teilnahme an Wahlen belastet die Budgets am stärksten. 8.Hoher Grad an Eigenfinanzierung. 9.Normalisierung unkonventioneller Formen der Politikbeteiligung. 10.Kommunale Wahlen geben am meisten zu tun. 11.Wirtschaftliche und soziale Themen liegen an der Spitze. 12. Der Vorstand hat meistens das Sagen 13. Zunehmende Schwierigkeiten bei der Besetzung von Parteiämtern 14. Schwierige Suche nach fähigen Kandidaten für kommunale Wahlen. 15. Mandatsträger: Männlich, reif und gut ausgebildet.

 

 

Les partis locaux Suisses en mutation
Premiers résultats de l'enquête
1. Polarisation gauche-droite des partis locaux 2. Les systèmes des partis cantonaux se rapprochent de la structure nationale 3. Différences droite-gauche aussi lors de problèmes communaux concrets 4. Les sympathisants et les actifs: les partis manquent d’hommes 5. Sympathisants et partisans actifs : un problème de recrutement 6. Structure professionnelle: les employés sont actifs dans tous les partis 7. La participation aux élections est la charge la plus importante pour le  budget  8. L’auto-financement est toujours plus élevé  9. Normalisation de formes non-conventionnelles de la participation  politique 10. Les élections communales sont celles qui donnent le plus de travail 11. Les domaines sociaux et économiques sont en tête 12. C’est le Comité directeur qui décide le plus souvent 13. De plus en plus de difficultés à trouver des candidats pour les  différents postes 14. Il est difficile de trouver des candidats capables pour les élections  communales 15. Porteurs de mandats: masculins, mûrs et ayant une bonne instruction
 

Ideologie und Sachpolitik

Self-guided and party-guided ideological orientations
(Hans Geser, January 2012)    pdf

In a study comprising about 8000 members of Swiss municipal executive boards, it was analyzed to what degree self placements on the left right scale were based on self-guided judgments (=opinions about specific issues) or on party-guided impacts (= ideological standing of respective parties). Using multivariate linear regressions, it was found both couplings were far more pronounced on the left side on the political spectrum than on the center and to the right. Party guidance correlates positively with community size with the size of the executive, the communal influence of local parties and the application of  proportional (instead of majoritarian) election rules. In addition, it was higher in the case of incumbents highly supported by parties in election campaign and occupying formal intraparty positions. On the other hand, self-guided ideologization is over average in the case of incumbents with university degrees, high political interest and those give more weight to “personal conviction” than to public opinion, party positions or other board members when they make their political decisions. Finally, some indications were found that the levels of self-guided as well as party-guided ideology are lowered by the “pragmatic pressures” associated with consociations democracy and collegial decision making within the boards, but that both ideological orientations may be on the rise in younger generations.

 

Educated, Urbanized - and Narrow-minded?
(Hans Geser, May 2009)
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This paper aims to explore the strength and causal determinants of ideological thinking within political parties. The degree of “ideologization” includes two dimensions: “horizontal couplings”, as they are manifested in intercorrelations between different beliefs or opinions; and “vertical couplings” as they appear in the degree to which specific beliefs are related to more abstract concepts like “left” and “right” The results presented show shockingly high trends of ideologization at least on the left-center section of the spectrum, especially in the vertical dimension. Urbanization stands out as a major causal factor: On both sides of the spectrum, ideological constraints are significantly higher in larger than in smaller communities, and more pronounced in suburban settings than in villages far from the next city. Only in rather small communities, it is found that ideologization correlates positively with the educational level and the modern occupational background of party members, with the exposition of the local sections to the programs of supralocal mother parties, and with the number of other local parties with which they have to compete. In communities of given site, ideological thinking is more pronounced when parties possess a small share of political power (or none at all). Finally, there is evidence that ideological constraints in party policy has increased since the late eighties of the last century, and that it may increase further because younger age cohorts are more prone to clustering issue positions tightly and for relating them closely to abstract notions of “left” and “right”. In contradiction to most conventional wisdom, we may tentatively conclude that political thinking is more “rational” (or at least more flexible and pragmatic) at the peripheries than in the more central spheres of modern societies.

 

Rising Tides of Ideological Simplifications pdf
(Hans Geser, July 2009)

This article explores the strength and causal determinants of ideological thinking within Swiss local political parties. The concept of "ideologization" refers to (1): "horizontal couplings", as they are manifested in intercorrelations between different opinions, and to (2) "vertical couplings" of specific opinions to abstract concepts of "left" and "right". Results show high ideologization on the left-center section of the LR-scale, especially in the vertical dimension. On both sides of the spectrum, ideological constraints are significantly higher in larger communities than in than in smaller ones. Only in rather small communities, does ideologization correlate positively with the educational level, the modern occupational background of party members and the number of other local parties with which they have to compete. In communities of given size, ideological thinking is more pronounced when parties possess a small share of political power. Finally, it is found that ideological constraints have increased somewhat between 1989 and 2002.

 

Der konfessionelle Faktor in der Lokalpolitik
(Hans Geser, April 2008)
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Angesichts der Rückläufigkeit religiöser Glaubensweisen und Lebenspraktiken, des schwindenden Einflusses der Kirchen und des völligen Fehlens manifester konfessioneller Konflikte erscheint es hoffnungslos unzeitgemäss, die Konfession ins Zentrum einer soziologischen oder politologischen Analyse zu setzen.  Die vorliegenden Ergebnisse legen aber den Schluss nahe, dass es zumindest auf der kommunalpolitischen Ebene noch signifikante konfessionelle Divergenzen gibt, die mit der Basishypothese, dass im katholischen Milieu eine eher „kommunalistische“ und im protestantischen Bereich eine eher „individualistische“ politische Kultur vorherrsche, in Uebereinstimmung stehen.So lässt sich zeigen, dass Gemeinden mit überwiegend katholischer Bevölkerung zahlreichere und mitgliederstärkere Lokalparteien besitzen, die in breiterem Umfang auch jüngere Alterskohorten und Angehörige niedrigerer Sozialschichten integrieren, auf der Führungsebene eine höhere Aktivität und eine komplexere Organisation ausbilden und in der Gemeindepolitik eine stärkeren Einfluss (vor allem auch auf die Besetzung kommunaler Exekutivämter) entfalten. Ebenso bestätigt sich die Vermutung, dass Protestanten eher direktdemokratischen Prozessen den Vorzug geben, die mit zahlreichen jährlichen Parteiversammlungen einhergehen, während Katholiken einer eher „oligarchischen“ Organisation zuneigen, indem sie den Aktivitätsschwerpunkt auf die Ebene der Führungsgremien verlagern.


Einbruch der Mitte und Linksdrift der Frauen
(Hans Geser, September 2007)
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Ergebnisse aus den "World Values Surveys" von 1989, 1996 und 2007 zeigen, dass sich immer geringere Prozentanteile der Schweizer Bevölkerung in der Mitte der Links-Rechts-Achse verorten. Während die Männer eher nach rechts gerückt sind, hat bei den Frauen eine deutliche Verschiebung nach Links stattgefunden: mit der Folge, dass die Schweiz heute eine grössere ideologische Geschlechterpolarisierung als praktisch alle anderen 70 Länder aufweist, die am WVS teilgenommen haben. Die grössten Divergenzen und Polarisierungen bestehen auf höheren Bildungsniveaus, so dass die politische Mitte heute stärker als früher von weniger gebildeten Schichten getragen wird. Die Veränderungen sind in erster Linie auf Einstellungswandlungen mittlerer Alterskohorten, nicht auf den Einfluss neu hinzukommender Jungwähler, zurückzuführen.


Frauen als Stützen linker Parteipolitik
(Hans Geser, Juli 2005)
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Es zeigt sich, dass lokale Parteisektionen mit hohem Frauenanteil über die ganze Bandbreite sachpolitischer Themen und über alle Parteiorganisationen hinweg linkere Positionen als männerdominierte Gruppierungen vertreten, und dass dieser Zusammenhang zwischen 1989 und 2002 eine erhebliche Verstärkung erfuhr. In erster Linie sind die  Geschlechterverhältnisse innerhalb der breiten Anhängerbasis (und in zweiter Linie innerhalb der Parteiaktiven) dafür verantwortlich, während die Frauenquoten in den formellen Führungsgremien zwar 1989 noch relevant waren, heute aber kaum mehr von Bedeutung sind. So haben die Frauen die politische Parteienpolarisierung einerseits abgeschwächt, indem sie den Rechtsdrall der bürgerlichen Parteien abgemindert haben, andererseits aber auch verstärkt, insofern sie innerhalb der Sozialdemokratie eine kompromisslosere Linkspolitik unterstützen.


Ideologischer Wandel der Schweizer Parteien und Sachpolitik in den Lokalsektionen (Urs Meuli 2004)  pdf
Seit 1990 haben vor allem auf Bundesebene die bürgerlichen Parteien FDP und CVP sowie die SP und die Grünen starke Linksverschiebungen vollzogen. Die SVP hat sich konträr zu dieser Entwicklung dem rechten Rand des politischen Spektrums angenähert. Der Eindruck einer Divergenz im bürgerlichen Lager findet in der Beurteilung sachpolitischer Themen durch die Parteibasis also keine klare Entsprechung. Im Gegenteil sind FDP und CVP in den letzten Jahren eindeutig in die Nähe der SVP gerückt. So haben sich in der Zwischenzeit FDP und CVP von EU-Befürwortern zu klaren EU-Skeptikern gewandelt. Auch in anderen Fragen (Umweltschutz, Asylwesen) hat sich die CVP eindeutig nach rechts verschoben. Es macht den Anschein, dass sich in den letzten Jahren die beiden politischen Lager verfestigt haben. Grösser geworden ist also nur der Graben zwischen den linken und den bürgerlichen Parteien.


Sind Gemeindeangelegenheiten "politisch"?
(Hans Geser, April 2003)
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Kommunale Entscheidungsangelegenheiten werden von den lokalen Parteien überwiegend (und im Zeitraum 1989 bis 2002 zunehmend) als "unpolitisch" charakterisiert. Im besonderen gilt dies für Parteien, die in kleineren Gemeinden angesiedelt sind, keiner überlokalen Parteiorganisation angehören und über eine Mehrheit der Wählerstimmen verfügen. Eine eher "politische" Auffassung von Kommunalpolitik vertreten hingegen minoritäre Linksparteien: vor allem wenn sie über eine gebildetere Anhängerschaft verfügen und dem Programm der Kantonalpartei eine hohe Bedeutung beimessen.  


Ausdünnung der politischen Mitte? Ideologische Bewegungen in der Zürcher Parteienlandschaft  (Hans Geser, März 2003)
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Der Kanton Zürich weist ein ideologisch besonders polarisiertes Parteienspektrum auf, und die Divergenzen haben sich (vor allem durch den Rechtskurs der kantonalen SVP) seit 1989 noch stärker akzentuiert. Andererseits sind in der Sachpolitik (zumindest auf lokaler Ebene) auch Annäherungsprozesse in Gang gekommen, die sich auf die zukünftige Parteienkooperation positiv auswirken könnten.


Gibt es in der Schweiz noch konfessionelle politische Kulturen?
(Hans Geser, April 2004)
Entgegen theoretischer Erwartungen zeigt sich, dass das Schweizerische Parteiensystem zumindest auf lokaler Ebene nach wie vor durch gewisse konfessionelle Milieus geprägt sind, die im Intervall zwischen beiden Untersuchungen (1989 bis 2002) ihre Determinationskraft beibehalten haben. Vor allem besteht eine geringere Tendenz zur ideologischen Links-Rechts-Polarisierung und eine stärkere Tendenz rechtsstehender Parteien, sachpolitische Positionen des Zentrums (oder gar der Linken) mitzutragen. 

 

Rechte Männer und linke Frauen in der FDP (pdf)
(Hans Geser, Februar 2004)
Die ideologische und sachpolitische Ausrichtung lokaler FDP-Sektionen wird seit den 80er-Jahren relativ stark durch die Geschlechtszusammensetzung der Anhängerschaft (nicht der Aktivmitglieder) bestimmt. Während männerdominierte Gruppierungen konsistent rechtsbürgerliche Positionen vertreten, tendieren Parteien mit hohem Frauenanteil in vielen Sachfragen eher zur Mitte hin oder gar nach links. Am meisten sind Aspekte der persönlichen Lebensführung und Nahumwelt betroffen, wie man sie z. B. als Erwerbstätiger, Wohnungsmieter oder als Mitbenutzer öffentlicher Einrichtungen erlebt. Erheblich weniger werden weiter entfernt liegende Problembereiche berührt, die sich auf die sozio-ökonomische Gesellschaftsordnung insgesamt, auf die Stellung der Schweiz im internationalen System oder auf ausländische Segmente der einheimischen Bevölkerung beziehen.


Am Ende der bürgerlichen Gemeinsamkeiten? Aktuelle Entfremdungssymptome zwischen FDP und  SVP
(Hans Geser, März 2003)
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Ungeachtet ihrer oft prononcierten Konflikte in der Bundes- und Kantonspolitik erscheinen FDP und SVP in ihren politischen Positionierungen nach wie vor als durchaus ähnlich, wenn man das Einstellungsprofil ihrer lokalen Anhängerschaften und Parteisektionen betrachtet.


Wer engagiert sich noch für die Umwelt?    (pdf)
(Hans Geser, August 2003)
                 
Die meisten Umweltfragen haben zu Beginn der 80er-Jahren ihr Maximum an öffentlicher Aufmerksamkeit erlebt und haben seither - obwohl sie meistens ungelöst geblieben (und objektiv nicht selten noch viel gravierender geworden) sind, konstant an Interesse und Bedeutung verloren. In den vorliegenden empirischen Befunden drückt sich dies darin aus, dass lokale Parteisektionen aller ideologischer Richtungen im Zeitraum 1989 bis 2002 ihre Unterstützung für Umweltschutzanliegen reduziert haben: sogar die Grünen selbst, die heute weniger bereit sind, Umweltschutz auf Kosten wirtschaftlicher Nachteile zu betreiben. Allerdings konzentriert sich dieser Wandel weitgehend auf die Parteien der Mitte und des rechten Lagers, während linke Gruppierungen ausschliesslich im deutschen Sprachraum eine Abwendung von der Oekopolitik vollzogen haben.  


Switzerland: the Green Party and the Alternative Greens (pdf)
(Michael Brändle and Andreas Ladner, March 2004)
Given the smallness of the constituencies in which most of the green parties on lower state levels are organised, the parties’ central offices are very small. Practically all political and administrative work is done by activists on a voluntary basis. The smallness of the single party organisations also lessened the necessity to formalize intra-party decision making and representation of the party in public offices. The plenary assembly on the cantonal level (instead of an assembly of delegates) is one of the few features where the greens are clearly more oriented towards grass-roots democracy than other Swiss parties. The Swiss Greens started as an amateur activist party and they still are an amateur activist party although some of the activist, mainly those in public office, increased their influence.


W
ähler, Anhängerschaft und Mitgliederbasis

Die müden Multi-Partizipierer? pdf
(Peter Weiss, Juni 2012)
Als Ursachen für die im internationalen Vergleich sehr tiefe Wahlbeteiligung in der Schweiz können in erster Linie politisch-institutionelle Gründe gelten: die durch das Konkordanz-System bedingten fehlenden Regierungswechsel, die häufigen nationalen Referenden und die überhaupt sehr grosse Zahl an Urnengängen, die zur partizipatorischen Ermüdung weiter Teile der Stimmbürgerschaft führt (Freitag 1996; Norris 2004: 165). Dazu kommen politisch-kulturelle Merkmale wie die späte Einführung des Frauenwahlrechts sowie der schwache Organisationsgrad der Gewerk-schaften. Begünstigt durch dies Faktoren, entwickelte sich die Nichtteilnahme für viele Schweizerinnen und Schweizer bereits zur Tradition. Mit den Jahren entstand so eine Kultur der Enthaltung: die Wahlabstinenz erscheint als gesellschaftlich akzeptabel und wird daher von Generation zu Generation vererbt.

 

Gibt es feminine Parteien? pdf
(Hans Geser, März 2009)
Eine komparative Analyse von 2500 Schweizer Lokalparteien führt zum Ergebnis, dass sich Sektionen mit hohem Frauenanteil durch eine höhere Intensität der Binnenkommunikation und etwas dezentralere Machtverhältnisse von männerdominierten Gruppierungen unterscheiden. Ebenso sind sie etwas stärker geneigt, in Bereichen der Sozial-, Jugend- Bildungs- und Gesundheitspolitik auf eigene Initiative tätig zu werden und eine breite Palette von linken politischen Anliegen stärker zu unterstützen. Während für die organisatorischen Effekte in erster Linie die Frauenanteile bei den Parteiaktiven und im Parteivorstand massgebend sind, scheinen die ideologisch-sachpolitischen Wirkungen eher von der Zusammensetzung der breiteren Anhängerschaft auszugehen.
 

Die Mitgliederzahl in den Schweizer Lokalparteien (pdf)
(Flavia Wasserfallen / Nicolas Haesler, August 2003)
Haben sich die Parteien in den letzten Jahren tatsächlich stärker in Richtung professionelle Wählerorganisationen entwickelt?  Es zeigt sich, dass der Formalisierungsgrad der Parteien entgegen unseren Erwartungen auf einem ziemlich niedrigen Niveau stabil geblieben ist. Die flächendeckende Formalisierung der Mitgliedschaft, wie sie Gruner (1977) den Parteien nahegelegt hat, ist nicht eingetreten. Von den Bundesratsparteien steht die SP mit ihrem hohen Wert nach wie vor alleine an der Spitze, während sich die SVP gar ein wenig von der Formalisierung wegbewegt.
 

Von der Milieupartei zur Catch-all party. Ein Paradigmawechsel innerhalb der Schweizer Bunbdesratsparteien? (pdf).
(Patrick Emmenegger / Philipp Rogger, Juli 2003)
Ausgangspunkt dieser Studie ist die Fragestellung: «Wandeln sich die Schweizer Bundesratsparteien von ‚Weltanschauungsparteien’ zu Allerweltsparteien, den so genannten catch-all parties in der Kirchheimer’schen Terminologie?»  Es gezeigt werden, dass die Spaltungen Arbeit, Konfession und Sprache eine Entpolarisierung erfahren und an Bedeutung verlieren. Einzig bei der Spaltung Urbanität können keine Auflösungserscheinungen konstatiert werden. Hier scheint die Bedeutung insgesamt keine Veränderung erfahren zu haben. Ein Bedeutungsverlust der Ideologie im schweizerischen Parteiensystem kann jedoch nicht nachgewiesen werden. Ganz im Gegenteil  befinden sich die Schweizer Parteien eher in einer Phase der Reideologisierung.
 

Die erodierende Mitgliederbasis der Zürcher Parteien
(Hans Geser, März 2003)
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Gemäss einer neuen empirischen Untersuchung haben die Zürcher Parteien seit Ende der 80er-Jahre einen deutlichen Rückgang ihrer aktiven Anhängerschaft (vor allem männlichen Geschlechts) erfahren. Angesichts der damit einhergehenden Ueberalterung stellt sich die Frage, ob die Parteien den Anschluss an die politische Aktivität der Jungwähler zu verlieren drohen, und ob in Zukunft noch ausreichende Rekrutierungsfelder für Parteiämter und politische Mandate zur Verfügung stehen werde.
 

Die Berufsstrukturen der Schweizer Lokalparteien
(Carole Appenzeller / Nicole Häusler)
Auf der Basis von Kirchheimers Hypothese, dass sich die Parteien zu Volksparteien („catch-all-parties“) entwickeln, wird geprüft, ob sich die Schweizer Lokalparteien zwischen 1990 und 2002 tendenziell von Massenintegrationsparteien zu Volksparteien gewandelt haben. Die Ergebnisse weisen nicht eindeutig auf eine Entwicklung hin, wie sie Kirchheimer (1965) in seiner Volksparteien-These voraussagt. Die Hypothese kann aber auch nicht falsifiziert werden. Bei allen Kategorien konnte gezeigt werden, dass die Parteien nach wie vor gewisse Berufsgruppen mehr oder weniger mobilisieren können, insofern also noch immer Reste von Massenintegrationsparteien vorhanden sind.
 

Die Altersstruktur der Schweizer Lokalparteien
(Michael Sorg)
Mehr als drei Viertel aller Aktiven sind zwischen 30 und 60 Jahre alt. Sowohl die Jungen wie auch die Alten sind dagegen nur schwach vertreten. Vor allem die Bundesratsparteien verfügen nur noch über eine kleine Gruppe von Aktiven, die das dreissigste Lebensjahr noch nicht überschritten haben. Im Vergleich zu 1990 sind alle Parteien in ihrer Zusammensetzung älter geworden. Das Schwergewicht hat sich von den 30-45jährigen zu den 45-60jährigen verschoben. Nur in den stark katholisch geprägten Gebieten und in Teilen der Westschweiz sind die jüngeren Aktiven noch in der Überzahl. Des weiteren zeigt sich, dass die weiblichen Aktiven deutlich jünger sind als ihre männlichen Kollegen. Von den grossen Parteien ist die SP die älteste, gefolgt von FDP, CVP und SVP.


Parteifinanzen

Die finanziellen Mittel der Lokalparteien
(Roland Schaller, Sept. 2003)
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Die gerne vorgebrachte Behauptung, dass die bürgerlichen Parteien sich hauptsächlich durch Spenden aus der Wirtschaft finanzieren würden, trifft zumindest auf kommunaler Ebene nicht zu. Falsch ist aber auch, dass das Geld der Linken hauptsächlich in aufgeblähte Parteiapparate fliessen würde. Wahr ist hingegen, dass einzig die Linken ihre verfügbaren Geldmittel in den letzten 13 Jahren steigern konnten. Und dies obwohl ausnahmslos alle Parteien ihre Mitgliederbeiträge in diesem Zeitraum real um mehr als 10 Prozent erhöht haben. Der Zuwachs an finanziellen Mitteln führt allerdings nicht zu einer monetären Vormachtstellung der Linken, sondern eher zu einer Nivellierung, haben sich doch damit die Budgets der Lokalsektionen heute angeglichen. 
 

Budget und Wahlkampfausgaben der Lokalparteien in der Schweiz (pdf)
(Martina Schlaepfer, Sept. 2003)
In einem ersten Teil wurde der Frage nachgegangen, ob sich die Budgethöhe sowie der prozentuale Anteil des Budgets für die Wahlkampfausgaben im vergangenen Jahrzehnt (1989-2003) verändert hat.  Die Veränderung der finanziellen Situation der Parteien erweist sich als  sehr klein, die Zahlen variieren um wenige Hundert Franken.Im zweiten Teil der Arbeit wird mit Hilfe einer statistischen Analyse nach den Determinanten der Budgethöhe und Wahlkampfausgaben gesucht. Dabei ging es nicht mehr um einen Vergleich über die Zeit, es wurden lediglich die aktuellen Daten aus dem Jahre 2003 untersucht.  Zum einen beeinflusst die absolute Budgethöhe sowohl die Budgetausgaben wie auch die Wahlkampfausgaben pro Person positiv. Zum anderen ist die Gemeindegrösse entscheidend: Je grösser eine Gemeinde ist, desto weniger können die Ortsparteien pro Einwohner ausgeben. Die Parteienzugehörigkeit zu der FDP nimmt als dritte wichtige Variable auf beide zu erklärende Grössen einen signifikant positiven Einfluss. Weiter wurde festgestellt, dass mit steigender Anzahl parteieigener Politiker und Politikerinnen in der Gemeindeexekutive, der finanzielle Aufwand einer Partei im Wahlkampf, aber auch im Allgemeinen ansteigt.


Interne Organisationsformen und Aktivitäten

Parteienkonkurrenz als Determinante innerparteilicher Organisation
(Hans Geser, Juli 2005)
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Die Ergebnisse zeigen, dass zahlreiche organisatorische Strukturmerkmale und Aktivitäten von der Intensität der kommunalpolitischen Parteienkonkurrenz mitbeeinflusst werden.  Analog zu Firmen auf kompetitiven Absatzmärkten sind auch Parteien im Wahlkampf genötigt, eine “harte Linie” zu fahren, indem sie ihre Strukturen formalisieren und ihre zentralisierten Systemkontrollen verstärken, die Intensität ihrer Binnenaktivitäten und Kommunikationsprozesse erhöhen und von ihren Mitgliedern relative hohe materielle “Opfer” verlangen. Umgekehrt sehen sie bei hoher Konkurrenz um Mitglieder und Kandidaten eher zu einer "weichen Linie" genötigt: indem sie ihre Attraktivität für Neueintretende dadurch steigern, dass sie die Strukturen eher dezentral und informell belassen, die finanziellen Beitragspflichten auf bescheidenem Niveau behalten und den Mitgliedschaftsstatus nicht mit allzu umfangreichen Teilnahmepflichten (an Sitzungen und anderen Aktivitäten) verbinden.
 

The Internet and internal Party Democracy (pdf)
(Hans Geser, Jan 2006)
In a large sample of Swiss local party sections, it is found that the extensity of Email usage correlates with patterns of intraparty influence distribution. On the one hand, executive boards exert more power when they rely internally on electronic communication; on the other hand, vertical email traffic (between leadership and ordinary members).promotes small power shifts in favor of the party assembly and the active members. Thus, online communication adds to the conventional power effects associated with the frequency of assemblies and meetings.
 

Der Krebsgang parteiinterner Sitzungs- und Versammlungsaktivitäten
(Hans Geser, Mai 2004) (pdf)

Das mit seiner weltweit einmaligen Dichte überaus beeindruckende System der Schweizer Lokalparteien ist seit ende der 80er-Jahre in einem schleichenden Niedergang begriffen, der bisher zwar nicht im Absterben formaler Sektionen, sehr wohl aber in ein einem markanten Schwund der Mitglieder sowie - wie hier vorgeführt - einer Ausdünnung innerer Interaktionsprozesse Ausdruck findet. Nicht nur zwischen Stadt und Land und den drei Sprachregionen, sondern auch zwischen links und rechts haben sich die Differenzen reduziert: indem die extrem linken Gruppierungen ihre früher ungewöhnlich rege Versammlungstätigkeit reduziert und sich dem "Courant Normal" etablierter bürgerlicher Parteisektionen angenähert haben.  Schließlich fällt auf, dass die Basisversammlungen einen relativ stärkeren Schwund als die Vorstandssitzungen erfuhren: mit der Folge, dass sich das kommunikative Geschehen und die faktischen Einflusschancen zunehmend von der allgemeinen Mitgliederschaft auf die Führungsorgane (Vorstand und Präsident) verlagert haben.
 

Die Demontage der Führungsstrukturen in lokalen Parteien
(Hans Geser, August 2004)
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Die lokale Organisationsebene der Schweizer Parteien unterliegt seit Ende der 80er-Jahre einem Erosionsprozess, der in einer Rückbildung formaler Strukturdifferenzierungen ihren Ausdruck findet. Erstens gibt es bei kleineren und kleinsten Parteisektionen (auch in städtischen Milieus) eine Tendenz, auf ein kollektives Führungsgremium völlig zu verzichten: so dass sich die gesamte Parteiaktivität im polaren Spannungsfeld zwischen Parteipräsident und Parteiversammlung vollzieht. Zweitens lässt sich eine breite Tendenz zur personellen Verkleinerung der Vorstandsgremien konstatieren: insbesondere bei grösseren Parteien städtischer Gemeinden, die ihre Führungsgremien um durchschnittlich 3-4 Mitglieder reduzieren. Drittens findet man im oberen Segment besonders grosser und aktiver Parteien eine wachsende Tendenz, auf die Ausbildung eines - den Präsidenten unterstützenden - "Geschäftsleitungsgremiums" zu verzichten, das den Vorstand von laufender Führungs- und Administrationsarbeit entlastet.
 

Das Internet und die parteiinterne Demokratie
(Hans Geser, Okt. 2003)
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Die neuen digitalen Informations- und Kommunikationsmedien haben im Bereich der Schweizer Lokalparteien bereits eine erstaunlich breite Anwendung gefunden. Mehr als 30% aller Ortsgruppierungen sind auf dem WWW mit einer eigenen Homepage vertreten, und bei mehr als 76% von ihnen hat sich die E-Mail als neues Kommunikationsmedium eingebürgert: in erster Linie als Arbeitsinstrument des Parteivorstands, in zweiter Hinsicht als umfassendes Integrationsinstrument zwischen Führung und Mitgliederbasis.  
Die Resultate weisen darauf hin, dass die neuen Kommunikationsmedien die Einflussverhältnisse in den Parteien mitbeeinflussen könnten. Vor allem scheinen kollektive Führungsgremien („Parteivorstände“) in der Lage zu sein, die Onlinekommunikation zur Steigerung ihrer Beratungs- und Entscheidungskapazitäten (und damit: zur Erhöhung ihrer Autoritätsstellung) zu nutzen – ohne dass sich dadurch aber dadurch die Einflussstellung der übrigen Organe im gleichen Masse verringert.
  


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okalparteien in der kommunalen Politik

Immer mehr Wettbewerb unter den lokalen Parteien?
(Hans Geser, September 2004)
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In den meisten (selbst sehr kleinen) Gemeinden wird von den Lokalparteien eine zumindest moderate Form des Wettbewerbs aufrechterhalten, der sich nicht nur auf die Bestellung des Gemeindepräsidiums und der Exekutive, sondern auch auf die Rekrutierung subordinierterer politischer Ämter (z. B. in der Schulpflege und verschiedenen Spezialkommissionen) erstreckt. Der im Untersuchungsintervall zwischen 1989 und 2002 stattgefundene Wandel ist insgesamt geringfügig, lässt aber doch eher auf eine Verstärkung als eine Abschwächung der Parteienkonkurrenz schliessen. So hat sich der Prozentanteil der Gemeinden erhöht, in denen die Besetzung der formellen politischen Aemter überhaupt keinem Wettbewerb unterliegt, und zahlreichere Parteien berichten von prekären Wahlergebnissen, die in einer nur knappen Wiederwahl oder gar einem einen Sitzverlust resultierten. Andererseits hat sich die Intensität der Parteienkonkurrenz in der subjektiven Wahrnehmung der Informanten keineswegs erhöht.
 

Partizipationsbereitschaft der Parteiaktiven
(Andreas Ladner, Juli 2004) 
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Die Bereitschaft der Aktiven einer Lokalpartei, sich politisch für ihre Partei zu engagieren, ist bei linken und grünen Gruppierungen generell höher als bei bürgerlichen Sektionen,  Dies gilt zumindest für die öffentlichen Parteiaktivitäten (Flugblätter verteilen, Unterschriften sammeln, an Standaktionen teilnehmen) sowie die Teilnahme an Protestaktionen,  weniger hingegen für die Bereitschaft, neue Mitglieder zu rekrutieren an der Gemeindeversammlung das Wort zu ergreifen. Während das Sammeln von Unterschriften eher in den Hintergrund getreten ist, hat sich die Bereitschaft für die Teilnahme an Protestveranstaltungen im Zeitraum 1989 is 2002 sogar erhöht.

Lokalparteien als Subeinheiten überlokaler Parteiorganisationen

Wachsende politische Einbindung der Lokalsektionen in überlokale Parteiorganisationen
(Hans Geser, Mai 2003) 
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1989 haben 36% aller lokalen Parteisektionen angegeben, dass sie das Programm ihrer Kantonalpartei in ihrer konkreten politischen Tätigkeit ein „hohes Gewicht" beimessen würden.  2002 hat sich dieser Anteil auf 47% erhöht. Unverändert hoch ist der Vorsprung der Sozialdemokraten, während die CVP ihr geringes Konformitätsniveau unverändert beibehalten hat. Dieser Wandel ist allein auf Entwicklungen im deutschsprachigen Raum zurückzuführen ist, wo sich der Einfluss der Kantonalparteien auf ihre örtlichen Sektionen dem hohen Niveau in der Romandie angenähert hat, während sich diese überlokalen Einflüsse im Tessin umgekehrt sogar zurückgebildet haben. Ebenso hat eine Angleichung zwischen grösseren und kleineren Kantonen stattgefunden: in dem Sinne, dass es den  Parteien grosser Kantone in den letzten Jahren gelungen ist, die Loyalität ihrer Ortssektionen zu erhöhen.