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Social Movements,

Pressure Groups and Political Parties


 

Bedeutung der sozialen Bewegungen in der Schweiz

Entstehungs- und Stabilisierungsbedingungen sozialer Bewegungen, und Probleme, die mit der Institutionalisierung einhergehen; erläutert am Beispiel der FraP!

Christina Isele

Zürich 1996


Inhalt

1. Einleitung

2. Soziale Bewegungen

2.1. Die FraP!

3. Entstehungs- und Stabilisierungsbedingungen sozialer Bewegungen

3.1. Individuelle Ebene
3.1.1. Deprivation
3.1.2. Gemeinschaftsgefühle
3.1.3. Erfolgswahrnehmung
3.2. Kollektive Ebene
3.2.1. Skandalisierungsmuster
3.2.2. Ingroup-/Outgroupkonzepte
3.2.3. Strategieprogramme
3.3. Strukturebene
3.3.1. Strukturelle Spannungen
3.3.2. Mobilisierungsstrukturen
3.3.3. Gesellschaftliche Gelegenheitsstrukturen
3.3.3.1. Konkordanzdemokratie

4. Probleme, die sich durch die Institutionalisierung sozialer Bewegungen ergeben oder sich dadurch verstärken

4.1. Interne Organisation / Strukturen
4.1.1. Michels ehernes Gesetz der Oligarchie
4.1.2. Entscheidungsfindung
4.2. Institutionalisierte soziale Bewegungen als Konkurrenz zu den etablierten Parteien und Interessenverbänden
4.2.1. Die Rolle der Medien bzw. der Öffentlichkeit für soziale Bewegungen
4.2.2. Gremien

5. Schlusswort und Ausblick

6. Bibliographie

Fussnotenverzeichnis


1. Einleitung

Durch den "Strukturwandel der Öffentlichkeit" (Habermas 1990) seit den 60er Jahren, mit dem die Loslösung der Zeitungen von den Parteien einhergegangen ist, konnten soziale Bewegungen in fortgeschrittenen westlichen Demokratien an Bedeutung gewinnen. Sie greifen in Prozesse des politischen Systems ein, dessen wichtigste Aufgabe es ist, kollektiv verbindliche Entscheide herbeizuführen. Sie beeinflussen das `agenda setting' des politischen Systems, d.h. sie wirken auf die Selektion der Probleme oder Themen, die durch das politische System bearbeitet werden müssen, ein. Um mitbestimmen zu können, worüber in der Öffentlichkeit gesprochen wird, machen soziale Bewegungen mit spektakulären Aktionen auf sich und ihre Anliegen aufmerksam, denn die Aufmerksamkeit des Publikums ist ein knappes Gut, um das sie mit den Parteien und Interessengruppen kämpfen. In den Medien wird darüber berichtet, da Sensationen die Auflagenzahlen bzw. die Einschaltquoten erhöhen. Die so erlangte Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit wird dazu genutzt, die eigenen Weltdeutungen einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Die etablierten Parteien und Interessengruppen werden dadurch genötigt, sich mit dem neu eingebrachten Thema bzw. Problem ebenfalls auseinandersetzten. Dadurch haben soziale Bewegungen eine Art Kontrollfunktion für das politische System. Am Beispiel der FraP! (Frauen macht Politik!) werden die folgenden Reflexionen illustriert.

Da die Anzahl sozialer Bewegungen in der Schweiz seit Ende 60er Jahre zugenommen hat, interessiert in dieser Arbeit, welche Bedeutung ihnen in Zukunft zukommt: ob sie noch weiter an Bedeutung gewinnen können, wie Neidhardt und Rucht postulieren (Neidhardt und Rucht 1993), oder ob sie durch ihre Kontrollfunktion zwar zu einem festen Bestandteil des politischen Systems geworden sind, aber zeitlich beschränkt Einfluss haben, und von anderen Bewegungen in ihrer Funktion abgelöst werden, wenn die Öffentlichkeit für ihr spezifisches Thema sensibilisiert ist. Das würde bedeuten, dass keine weitere Zunahme von sozialen Bewegungen in der Schweiz zu erwarten ist.

Die vorliegende Arbeit ist in drei Teile gegliedert. Zunächst wird auf die Begriffe `soziale Bewegung' und `Öffentlichkeit' eingegangen, und die FraP! wird vorgestellt, um anschliessend die im zweiten Teil interessierenden Entstehungs- und Stabilisierungsbedingungen sozialer Bewegungen zu illustrieren. Die Bedingungen werden auf individueller, kollektiver und struktureller Ebene behandelt. Im dritten Teil wird auf Probleme eingegangen, die entstehen, wenn soziale Bewegungen Erfolg haben und versuchen, sich zu institutionalisieren. Die FraP! kann auch hier der Verdeutlichung dienen. Bewegungsintern muss straffer organisiert werden und Strukturen müssen geschaffen werden. Dies kann zu Problemen mit der Machtverteilung führen. Es kommt zu Diskrepanzen mit dem basisdemokratischen Ideal, an dem sich die meisten sozialen Bewegungen orientieren. Michels `ehernes Gesetz der Oligarchie'(Michels 1970: 24-70), wonach sich in grösseren Gruppen immer Eliten herausbilden, die über mehr Macht verfügen als die anderen Gruppenmitglieder, bestätigt sich auch bei sozialen Bewegungen. Weiter interessiert in diesem Teil die Art der Entscheidungsfindung. Nach dem basisdemokratischen Ideal wären Konsensentscheide den Mehrheitsentscheiden zu bevorzugen. Mit dem Wachsen der Bewegung wird der Entscheidungsaufwand hierfür jedoch zu gross. Neben diesen nicht zu unterschätzenden Problemen mit der internen Organisation sorgt auch die Konkurrenz mit den Parteien und Interessenverbänden für ernstzunehmende Probleme, denn diese werden versuchen, die Anliegen der sozialen Bewegungen für sich zu beanspruchen und diesen so den Boden zu entziehen. Bei diesem Konkurrenzkampf im konkordanzdemokratischen System der Schweiz, in dem Gremien von grosser Bedeutung sind, spielen die Medien eine spezifische Rolle, auf die ebenfalls eingegangen wird. Aufgrund dieser Überlegungen wird eine Prognose für soziale Bewegungen in der Schweiz gewagt.

Neben der für das Thema relevanten soziologischen Literatur werden Quellen wie Versammlungsprotokolle der FraP!, die auf ihrem Sekretariat eingesehen werden können, Zeitungsausschnitte u.s.w. zugezogen.

Inhalt


2. Soziale Bewegungen

Der Begriff `Soziale Bewegung' kann definiert werden als organisatorisch nicht kontrollierter Prozess der kollektiven Abwendung von gesellschaftlich dominanten Werten, Normen oder Zwecksetzungen, dessen Träger oder Akteure (grundlegende) Veränderungen der bestehenden Gesellschaft anstreben. Soziale Bewegungen zeichnen sich demnach durch geringe organisatorische Strukturierung, prozessuale Unkontrollierbarkeit der gesellschaftlichen Oppositionsfunktion, abgestufte Reichweite oppositioneller Handlungsorientierung und das voluntaristische Handlungsmodell aus (Nohlen 1995: 680). In der Soziologie wird zwischen Theorien unterschieden, die sich auf den methodischen Individualismus berufen und solchen, die von strukturtheoretischen Grundannahmen ausgehen. In dieser Arbeit wird versucht, beide Theoriestränge zu verbinden.

Die Theorie des diskontinuierlichen sozialen Wandels der Moderne von Imhof und Romano (Imhof, Romano: 1996) erklärt die Bedeutung der sozialen Bewegungen für moderne Gesellschaften sehr umfassend. Er bildet die Grundlage dieser Arbeit. Doch durch den Anspruch, die Bedeutung sozialer Bewegungen für die ganze Zeit der Moderne erklären zu können, wird dieser Ansatz, der die Lebenswelttheorie mit einer Theorie der Kommunikationsstruktur verknüpft, den Neuen sozialen Bewegungen, d.h. den Bewegungen, die durch den Strukturwandel der Öffentlichkeit seit den Jahren an Bedeutung gewinnen konnten wie die Umweltbewegung, Frauenbewegung, Anti-AKW-Bewegung u.v.a., nur teilweise gerecht, wie sich zeigen wird. Um auf die Bedeutung, die Imhof und Romano den sozialen Bewegungen zuschreiben, eingehen zu können, muss zuerst etwas zu den Charakteristiken moderner Gesellschaften gesagt werden. Imhof und Romano beziehen sich hierbei auf Max Webers Rationalisierungstheorie und Jürgen Habermas Weiterentwicklung derselben, der Lebenswelttheorie (Habermas 1981: 225-367). Moderne Gesellschaften lassen sich durch ihr dezentriertes Weltbild von früheren Gesellschaften unterscheiden, d.h. durch die Ausdifferenzierung der autonomen Wertsphären Religion, Kunst und Wissenschaft. Dadurch sind holistische Weltbilder wie sie von den Religionen noch im Mittelalter angeboten wurden, in denen das Schöne (Kunst), das Gute (Religion) und das Wahre (Wissenschaft) noch deckungsgleich waren und dadurch Sinn stiften konnten, in der Moderne nicht mehr möglich. Habermas bringt in der Hypothese vom Sinnverlust und der Hypothese vom Freiheitsverlust Max Webers Reflexionen auf den Punkt (Habermas 1981: 332-344). Imhof und Romano schliessen hier an und folgern daraus, dass moderne Gesellschaften einen fundamentalen Sinnbedarf haben. Durch Ideologien wird das Sinnvakuum gefüllt. Die Ideologien stehen unter Bewährungsdruck, weil sie nicht mehr als gottgegeben verstanden werden. Sie sind dadurch viel fragiler als die holistischen Weltbilder (Imhof 1996: 7-67). Imhof und Romano argumentieren ähnlich wie Siegenthaler (Siegenthaler 1983:414-431), dass in der Moderne Krisenphasen und `strukturzentrierte' Wachstumsphasen, einander ablösen. In der Moderne folgen verschiedene Gesellschaftsmodelle aufeinander, weil in den Wachstumsphasen, in denen weitgehend Konsens über die gesellschaftlichen Ziele und Vorstellungen herrscht, nichtintendierte Folgen der Entwicklung zu einer Erosion der gesellschaftlich geteilten Deutungskonfigurationen führen, die handlungsorientierend wirken. Dies führt zu Unsicherheiten über die künftige Entwicklung, was wiederum die Unternehmer davon abhält zu investieren. Daraus resultiert eine wirtschaftliche Krise, in der nach neuen Deutungsmustern gesucht wird, an denen sich die Menschen orientieren können.

Kommunikationstheoretisch betrachtet ist die Krise eine solche des `Sinnzirkels', zu dem die etablierten Parteien und Interessenverbände u.a. gehören. Der `Sinnzirkel' wird durch Staat, Wirtschaft und `Veröffentlichkeit' konstituiert. Mit dem Begriff `Veröffentlichkeit' werden politische, kommerzielle und mediale Kommunikationszentren zusammengefasst (Imhof 1996: 209). `Autonomen Öffentlichkeiten', d.h. Milieus, die sich in strukturzentrierten Phasen dem herrschenden Konformitätsdruck entziehen und sich vom dominierenden Sinnzirkel abschotten, kommt nach Imhof und Romano in Krisenphasen grosse Bedeutung zu, weil sie eigene Deutungskonfigurationen aufrechterhalten, um die Welt zu interpretieren. Die autonomen Öffentlichkeiten können deshalb Alternativen zu den Weltdeutungsmustern des in einer Krise steckenden Sinnzirkels anbieten. Ihre alternativen Deutungsmuster können dann in die Medien des Sinnzirkels diffundieren, in denen der Kampf um die Definitionsmacht der Realität ausgetragen wird. Wenn die Deutungsmuster der autonomen Öffentlichkeit auf grosse Resonanz stossen, kann sich durch deren Wachstum eine soziale Bewegung bilden (Imhof 1996: 247-270). Diese hat meist mehrere Kristallisationskerne, die sie mit theoretischen Deutungsmustern versorgt. Der `Strukturwandel der Öffentlichkeit', d.h. der Bedeutungsverlust der `Weltanschauungsorgane' und die korrelative Karriere der Forumspresse (Imhof 1994: 26-28), hat die Entstehungsbedingungen sozialer Bewegungen verbessert. Die Parteipresse war gesinnungsethisch orientiert und setzte sich die Aufklärung des Publikums über politische Sachverhalte und gegnerische Absichten zum Ziel. Im politischen Meinungsstreit nahmen sich die Redaktionen wechselseitig als pars pro toto des politischen Gegeners wahr und reagierten auf Themen und Meinungen, die im Organ des Gegners publiziert wurden. Imhof bezeichnet die politische Kommunikation vor den 60er Jahren als "publikumsoffene, selbstreferentielle Elitenkommunikation auf hohem Komplexitätsniveau" (Imhof 1994: 26); entsprechend schwierig gestaltete sich die aktive Teilnahme an der Öffentlichkeit.Der Rückgang der Gesinnungspresse zugunsten der Forumsmedien schaffte neue politische Profilierungsmöglichkeiten, hat aber auch die Abhängigkeit der Medien vom Markterfolg vergrössert, was zu einer Zersplitterung öffentlicher Kommunikation und zu einer Steigerung des Unterhaltungscharakters der Medien geführt hat. Ökonomische und politische Interessengruppen vertreten ihre Positionen mittels Marketingstrategien, die den Bedürfnissen der Medien angepasst werden. Dies führt zu einer wachsenden Bedeutung von medienwirksamen Versammlungen und Aktionen, die sich soziale Bewegungen, Protestparteien und referendumsfähige Gruppen zu Nutze machen. Mit diesen medienwirksamen Aktionen können so verschiedene Akteure das `agenda setting' beeinflussen, was zu Desintegrationserscheinungen innerhalb der Konkordanzdemokratie führen kann.

Im folgenden wird die FraP!, ein Teil der Neuen Frauenbewegung, vorgestellt. An ihr werden dann die Überlegungen bezüglich Entstehungs- und Stabilisierungsbedingungen sozialer Bewegungen veranschaulicht sowie Probleme, die sich mit der Institutionalisierung ergeben.

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2.1. Die FraP!

Die FraP! ist 1986 entstanden, als sich einige Frauen zusammenschlossen, um sich gemeinsam am Regierungsrats- und Kantonsratswahlkampf zu beteiligen. Viele von ihnen hatten sich schon zuvor in der Frauenbefreiungsbewegung Zürich (FBB) engagiert, welche als Band der Neuen Frauenbewegung funktioniert hatte (Bucher, Schmucki: 1995). Mitte der 80er Jahre zersplitterte die FBB, aus der der Weiberrat Zürich hervorging und woraus schliesslich die FraP! entstand. Die FBB konnte sich in den Krisenjahren der Rezession von 1982-84 (Bundesamt für Statistik 1995: 96) halten, hat sich aber durch die Diversifizierung in der folgenden strukturzentrierten Phase aufgelöst, was Imhofs Hypothese stützt, die besagt, dass soziale Bewegungen in Krisenzeiten bessere Chancen haben, auf breite Resonanz in der Öffentlichkeit zu stossen. Mitte der 80er Jahre versuchten lokale Weiberräte diverse Aktivitäten der autonomen Frauenbewegung wieder zu vernetzen[1], um daraus Möglichkeiten einer feministischen Politik zu entwickeln. Die Strategie, die verschiedenen Frauenaktivitäten zu vernetzen, schreibt die Historikerin Elisabeth Joris, sei "von der FraP! (und von verschiedenen autonomen Frauenlisten mit mehr Erfolg)" wieder aufgenommen worden (Joris 1995: 65).

Die FraP! verstand sich anfangs als "parlamentarischer Arm der neuen Frauenbewegung"(FraP!-X-Press Nr. 1/1996) und hat die Deutungsmuster der FBB bzw. des `Wiiberrats Züri' Ende der 80er Jahre aufrechterhalten. In den Wahlkämpfen beteiligt sich die FraP! an dem Kampf um die Definitionsmacht der Realität, der in den Medien ausgetragen wird. Damit partizipiert sie am Sinnzirkel. Sie gewann bereits im ersten Regierungs- und Kantonsratswahlkampf 1987 zwei Sitze im Kantonsrat. Im Gemeinderatswahlkampf, an dem sie sich 1990 zum ersten Mal beteiligt hat, gewann sie gleich drei Sitze und 1994 kamen zwei weitere Sitze dazu. Den Sprung in den Nationalrat schaffte die FraP! mit Christine Goll 1991. Speziell nach dem Frauenstreiktag vom 14. Juni 1992 und nach der Nichtwahl der Genfer SP-Nationalrätin Christine Brunner im März 1993 ist die Frauenbewegung wieder angewachsen, wovon auch die FraP! profitierte. Jedoch 1995 musste die FraP! 1995 den Verlust eines der beiden Sitze im Kantonsrat hinnehmen.

Der anfängliche Erfolg ist unter anderem damit zu erklären, dass in den 80er Jahre allgemein die Bundesratsparteien Sitze an die kleinen Parteien verloren wie im statistischen Jahrbuch der Schweiz 1996[2] nachzulesen ist (Bundesamt für Statistik 1995: 374). Nach der Theorie von Imhof und Romano müssten die sozialen Bewegungen in der Krise bzw. schon im Vorfeld der Krise, also Anfang der 80er Jahre und in den 90er Jahren Zulauf haben, weil in diesen Zeiten alternative Deutungsmuster gesucht werden. Dass die meisten kleineren Parteien in den 90er Jahren grosse Verluste zu verzeichnen haben und die grossen Parteien wieder stärker sind, lässt sich mit dieser Theorie nicht befriedigend erklären. Das Problem liegt darin, dass auf die Krisenphasen seit den 70er Jahren keine im engen Sinne strukturzentrierten Phasen mehr folgen, sondern nur noch kleinere Teile der Gesellschaft umfassende strukturzentrierte Phasen. Es gibt keine gesamtgesellschaftlich geteilten Deutungsmuster mehr wie vorher, als Fortschritt und Wirtschaftswachstum, welche einen höheren Lebensstandard für alle Gesellschaftsmitglieder versprachen, weitgehend unbestrittenen Ziele waren. Zu gross ist heute das Wissen um die Folgen dieses Wachstums (z.Bsp. Umweltzerstörung, Arbeitslosigkeit durch die Wegrationalisierung unqualifizierter Jobs u.v.a.). Soziale Bewegungen haben also nicht mehr vorwiegend in Krisenphasen Aufschwung, sondern sie gehören heute zum politischen System. Zudem haben auch die Parteien auf den Strukturwandel der Öffentlichkeit reagiert, der medienwirksame Aktionen als wirksames Mittel im Kampf um die Definitionsmacht der Realität auszeichnet. Sie haben die `Kampfmitel' der sozialen Bewegungen mit einigem Erfolg übernommen.

Es stellt sich die Frage, ob die FraP! überhaupt noch als soziale Bewegung bezeichnet werden kann. Dass die Aufmerksamkeit der Medien, ein wichtiger Bestandteil sozialer Bewegungen, bei der FraP! gering ist, zeigt sich daran, dass sie im Schweizerischen Sozialarchiv kaum wahrgenommen wird. Es existiert kein Dossier über die FraP!; auch unter `übrige Parteien' ist nichts zu finden. Im FraP! - `Partei'-Portrait steht: "Die FraP! ist nicht eine Partei, sondern ein Zusammenschluss von Frauen, die zum grossen Teil auch in anderen Organisationen der neuen Frauenbewegung engagiert sind". An der diesjährigen Retraite wurde diese Frage nach der Definition der FraP! ebenfalls gestellt und blieb umstritten (FraP! Prot. Retraite 1989). Die FraP! hat sich im Laufe ihrer 10jährigen Existenz verändert. Heute ist sie am ehesten als Bewegungspartei (Geser 1994: 8) zu charakterisieren, d.h. als eine Partei mit geringem Organisationsgrad, deren oberstes Organ die Parteiversammlung ist, und bei der der Kreis der Aktiven eine frei zugängliche Ebene demokratischer Mitwirkung darstellt.

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3. Entstehungs- und Stabilisierungsbedingungen sozialer Bewegungen

Die weiter oben vorgestellte Theorie des sozialen Wandels von Imhof und Romano erklärt die Bedeutung der sozialen Bewegungen aus einer sehr abstrakten Ebene und aus einer eher makrotheoretischen Perspektive. Viele Parallelen dazu finden sich im Modell der `Stabilisierungsbedingungen sozialer Bewegungen' von Neidhardt und Rucht (Neidhardt und Rucht 1993: 307), die mikrotheoretische und psychologische Überlegungen stärker berücksichtigt haben als Imhof und Romano. Indem sie Deprivationstheorien, ökonomische Theorien, Mobilisierungstheorien, kognitivistische und konstruktivistische Theorien sowie Theorien der Chancenstrukturen und politische Prozesstheorien verbinden, können in ihrem Modell individuelle, kollektive und strukturelle Faktoren für die Entstehung und Stabilisierung sozialer Bewegungen gleichzeitig berücksichtigt werden. Ihr Modell wird im folgenden vorgestellt.

Damit soziale Bewegungen entstehen können, müssen auf der individuellen Ebene subjektive Wahrnehmungen vorliegen, mit denen bestimmte Probleme, im Fall der FraP! frauenspezifische Probleme, festgestellt werden und Vergemeinschaftungschancen und Handlungsmöglichkeiten zur Lösung dieser Probleme wahrgenommen werden. Diese individuellen Wahrnehmungen können sich jedoch nur in dem Masse ausbreiten und stabilisieren, als sie durch kollektive Deutungsmuster (`frames'), strukturell verankerte Spannungen und gesellschaftliche Handlungsgelegenheiten unterstützt werden (vgl. Schema). Diese Annahmen werden im folgenden beschrieben und erklärt.

Schema: Stabilisierungsbedingungen sozialer Bewegungen von Neidhardt und Rucht (Neidhardt und Rucht 1993: 307)
 
Individuelle Erfahrungsebene kollektive Erfahrungsebene Strukturebene
Bedingungen der Problematisierung Deprivation Skandalisierungsmuster Strukturelle Spannungen
Bedingungen der Mobilisierung Gemeinschaftsgefühle Ingroup-/ Outgroup-Konzepte Mobilisierungsstrukturen
Bedingungen der Stabilisierung Erfolgswahrnehmung Strategieprogramme gesellschaftliche Gelegenheitsstrukturen

Die Variablen in diesem Schema stehen in Wechselwirkung zueinander.

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3.1. Individuelle Ebene

3.1.1. Deprivation

Voraussetzung sozialer Bewegungen ist die Wahrnehmung bestimmter gesellschaftlicher Sachverhalte als Problem, das bei einer grösseren Menge von Personen Betroffenheit auslöst. Die Erfahrung von Unzufriedenheit und Deprivation geben der sozialen Bewegung auf individueller Basis elementaren Sinn. Erst durch die Erfahrungen der Deprivation können Menschen für soziale Bewegungen mobilisiert werden. Der Begriff der Deprivation beinhaltet mehr als Unzufriedenheit. Zu dieser kommt der subjektiv empfundene Grad der Benachteiligung einer Person gegenüber einer anderen Person oder einer Bezugsgruppe. Dieser wird nicht allein durch die objektive Situation determiniert, sondern resultiert auch aus der Abweichung der sozialen Erwartungen der betreffenden Person (Reinhold 1992:100).

Die FraP! problematisiert die soziale und politische Benachteiligung der Frauen gegenüber den Männern beispielsweise auf dem Arbeitsmarkt: Frauen werden als `Saisonarbeitskräfte im eigenen Land' betrachtet und in Rezessionen `an den Herd' gedrängt. In der Krise der 90er Jahre ist zwar ihre Beschäftigungsrate gestiegen, jedoch nur im Bereich der Teilzeitarbeit. Der Verdienst von Frauen ist aufgrund des geschlechtsspezifisch segregierten Arbeitsmarktes geringer als derjenige der Männer, und auch von Arbeitslosigkeit sind sie stärker betroffen als die Männer; 1994 waren 4.3% der Frauen als arbeitslos gemeldet und 3.4% der Männer (Bundesamt für Statistik 1995: 96). Die Benachteiligung der Frauen gegenüber den Männern löst Betroffenheit aus und bildet die motivationale Basis der Mitglieder der FraP! und von Frauen, die sich in der Frauenbewegung engagieren überhaupt.

3.1.2. Gemeinschaftsgefühle

Damit Leute für eine soziale Bewegung mobilisiert werden können, müssen die Probleme von den einzelnen als nicht selbst verursacht und zugleich nicht als Einzelschicksal verstanden werden. Sonst besteht nach Neidhardt und Rucht die Gefahr, dass das Protestpotential durch Selbstzuschreibungen von Problemursachen und Vereinzelung der Betroffenen paralysiert wird. Durch die Wahrnehmung des Problems als kollektives Problem können Gemeinschaftsgefühle und Solidarität entstehen; notwendige Bedingungen sozialer Bewegungen. Ständige Kommunikation mit gleich oder ähnlich Betroffenen ist im Hinblick auf kollektive Aktionen von entscheidender Bedeutung.

Die starke Untervertretung der Frauen in der Regierung und in den Parlamenten wird von der FraP! als strukturelles Problem definiert, das nicht von den Frauen selbst verursacht wurde und kein Einzelschicksal ist. Dies zeigt sich unter anderem in ihrer Werbung mit der `100%-Frauenquote'(FraP!-"Partei"-Portrait 1995). Die FraP! ist darum bemüht, Gemeinschaftsgefühle und Solidarität unter Frauen herzustellen, indem sie immer wieder auf bestehende Ungerechtigkeiten des politischen und sozialen Systems aufmerksam macht, die alle Frauen betreffen und oft strukturell bedingt sind. Zudem fördern die monatlich einberufenen Vollversammlungen, an denen Erfahrungen und Informationen ausgetauscht werden, das Gemeinschaftsgefühl.

3.1.3. Erfolgswahrnehmung

Zur Wahrnehmung eines Problems und zu den Gemeinschaftsgefühlen muss die Aussicht auf Erfolg kommen, damit sich Leute für eine soziale Bewegung auch längerfristig engagieren und damit sich die Bewegung stabilisieren kann. Die kollektiven Aktionen müssen als nützlich und zweckvoll erachtet werden und Bedenken, die gegen eine Beteiligung an kollektiven Aktionen sprechen, müssen überwunden werden.

Die FraP! verweist auf ihre Wahlerfolge und auf die Erhöhung der Frauenanteile in der Politik insgesamt in den letzten zehn Jahren[3], die nur durch kollektive Aktionen von Frauen erreicht werden konnten (Bundesamt für Statistik 1995: 375-378). Dass ihre Anliegen und Themen heute auch teilweise in den etablierten Parteien auf der Agenda stehen, wird als Erfolg gewertet. Dies ist jedoch für das Weiterbestehen der FraP! in einer Zeit, in der die grossen Parteien wieder Aufwind haben, eine Gefährdung. Die FraP! ist sich im Klaren darüber, dass die Erfolgswahrnehmung der Mitglieder von grosser Bedeutung ist. An der diesjährigen Retraite wurde im Protokoll folgendes festgehalten: "Wer wählt, wählt nur noch Gewinner. [...] Die SP war in den Wahlen erfolgreich, weil es ihr gelang, ein <<Gewinner-Image>> zu schaffen."(Frap! Prot. Retraite 1996).

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3.2. Kollektive Ebene

Soziale Bewegungen sind auf Deutungsmuster angewiesen, welche die negativen individuellen Erfahrungen der Betroffenen als kollektives Problem definieren. Ihre Ideologien bilden Alternativen zu den gesellschaftlich mehr oder weniger konsensuell geteilten Erklärungsmustern. Neidhardt und Rucht schreiben dazu, dass subjektive Erfahrungen und Einstellungen einem kollektiven Deutungsprozess unterliegen, "[...] an dessen Stimmigkeit und Validität <<Bewegungsunternehmer>> und Agitatoren ständig arbeiten, damit sie nach innen hin integrierend wirken können und sich nach aussen hin als politisch durchschlagkräftig erweisen". Sie haben Erkenntnisse der `frame analysis' in ihre Reflexionen bezüglich sozialer Bewegungen einbezogen. `Frames' definieren sie als "kollektive Deutungsmuster, mit denen Probleme definiert und Kausalzuschreibungen vorgenommen werden, mit denen Ansprüche, Begründungen und Wertorientierungen in einen möglichst konsistenten Zusammenhang gebracht werden, um Sachverhalte zu erklären, Kritik zu fundieren und Forderungen zu legitimieren"(Neidhardt, Rucht 1993: 308). Unter Verwendung von `Subframes' erklären sie die Bedingungen der Problematisierung, der Mobilisierung und der Stabilisierung sozialer Bewegungen auf der kollektiven Ebene.

3.2.1. Skandalisierungsmuster

Skandalisierungsmuster bezeichnen Neidhardt und Rucht als `diagnostic frames'. Sie beinhalten die Identifizierung des Problems, um das es in der Bewegung vor allem geht, und die Schuldzuweisung oder die Ursache desselben. Individuelle Probleme werden damit als Bestandteile eines gesellschaftlichen Problems formuliert und auf einen politisierbaren Begriff gebracht. Die Skandalisierungsmuster sorgen für eine Dramatisierung des Problems, die der Mobilisierung der Betroffenen dient, und legitimieren so kollektive Protestaktionen.

Die FraP! definiert wie bereits erwähnt die soziale und politische Benachteiligung der Frauen gegenüber den Männern als zentrales Problem. Als Problemursache werden die patriarchalen Strukturen in unserer Gesellschaft wahrgenommen, die es zu verändern gilt.

3.2.2. Ingroup-/Outgroupkonzepte

Einer anderen Kategorie von Subframes gehören die `identity frames' an. Diese werden von den Autoren als Ingroup-/Outgroupkonzepte bezeichnet. Sie dienen der Abgrenzung der Gruppe nach aussen sowie dem Zusammenhalt nach innen. Sie helfen bei der Konstruktion eines Wir-Gefühls und beinhalten die Brandmarkung bestimmter Gegner sowie die idealtypische Definition der `Ingroup'. Ingroup-/Outgroupkonzepte dienen der Motivation zur Beteiligung an kollektiven Aktionen und der Solidarität.

Bei der FraP! zeigt sich, dass Ingroup-/Outgroupkonzepte nicht immer einfach zu definieren sind. Die sehr rigide Brandmarkung der Männer als `potentielle Vergewaltiger' gegen Ende der 80er Jahre von Seiten der Neuen Frauenbewegung im Rahmen der PorNo-Debatte, war für die FraP! kontraproduktiv; sie schreckte viele Frauen ab und bewirkte neben einer Spaltung der Frauenbewegung, eine Distanzierung vieler Frauen, die sich nicht mehr mit deren Ingroup-/Outgroupkonzepten identifizieren konnten, von der FraP! und der Frauenbewegung. Viele wandten sich unter anderem deshalb den etablierten, moderateren Parteien zu, beispielsweise der SP (SP-Frauen). Es wäre von Interesse, dem Zusammenhang mit dem `backlash', einer Antifeminismuswelle, nachzugehen. Das würde jedoch den Rahmen dieser Arbeit sprengen.

3.2.3. Strategieprogramme

Da Erfolgswahrnehmung für die Stabilisierung sozialer Bewegungen notwendig ist, müssen Taktiken ausgearbeitet werden, die es ermöglichen, die vorhandenen Bedingungen durch gemeinsame Aktionen effektiv zu verändern. Neidhardt und Rucht sprechen von `prognostic framing' und `motivational framing'. Die ausgearbeiteten Strategieprogramme haben typischerweise einen optimistischen Bias.

Die Strategien der FraP! sind vor allem auf die Wahlkämpfe bezogen. Es wird versucht, Macht zu gewinnen, um die Politik in ihrem Sinne zu beeinflussen. Die Forderungen nach einer radikalen Umverteilung der Erwerbs- und Reproduktionsarbeit, die den "Teufelskreis der Frauenarmut" durchbrechen soll (Wahlzeitung 1995: 6), wirken sehr optimistisch in einer Zeit der Rezession, in der mit Argumenten wie dem `Doppelverdienertum' versucht wird, die Frauen `an den Herd' zurückzudrängen. In der ersten Zeit gehörten öffentlichkeitswirksame Aktionen, wie die "Rathaus-Äggschen", als sich 65 Frauen für eine Besichtigung des Rathauses am 9.1.91 anmeldeten, und im Gemeinderatssal die Ratssitze einnahmen, um eine fiktive Gemeinderatssitzung abzuhalten, in der zur Hälfte Frauen sassen und zu der die Presse eingeladen wurde (Schwyn, Feisst-Schöpfer, Schätti 1991), stärker zu den Strategien der FraP! als heute.

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3.3. Strukturebene

Ob die alternativen Deutungsmuster sozialer Bewegungen Erfolg haben, d.h. in der Öffentlichkeit auf breite Resonanz stossen, hängt wesentlich vom strukturellen Kontext ab.

3.3.1. Strukturelle Spannungen

Wie Imhof und Romano sehen Neidhardt und Rucht strukturelle Spannungen neben Deprivationserfahrungen und Skandalisierungsmustern als weitere Voraussetzung sozialer Bewegungen. Neidhardt und Rucht beschreiben diese Spannungen als Folge von Modernisierungsprozessen und als Folge der damit einhergehenden funktionalen Differenzierung, durch die das gesellschaftliche Gefüge gestört wird, und die Menschen gezwungen werden, ihre Handlungsmuster umzudefinieren. Das gesellschaftliche Gleichgewicht muss immer wieder von neuem hergestellt werden. Dadurch haben moderne Gesellschaften ein ständiges Integrationsproblem. Plausibel ist ausserdem, dass, wie Neidhardt und Rucht schreiben, mit zunehmender Individualisierung die Partizipationsforderungen der Betroffenen zunehmen, weil sie sich mit den grossen Parteien nicht mehr identifizieren können, und dass damit die strukturellen Voraussetzungen für grosse, homogene Klassenbewegungen unwahrscheinlich werden, während sich die Chancen für eine Vielzahl kleiner sozialer Bewegungen verbessert (Neidhardt, Rucht 1993: 310).

Neidhardt und Rucht verwenden interessanterweise die Frauenbewegung als Beispiel für neue soziale Bewegungen. Sie schreiben, dass das Inklusionsdefizit der Frauen, das durch die traditionelle Definition der Frauen als Hausfrauen zustande kommt und ihnen die gleichberechtigte Teilnahme am Arbeitsmarkt versperrt, die subjektive Grundlage für Protestbewegungen schaffe, solange eine Integration inner- und ausserfamilialer Rollen nur für Männer, nicht aber für Frauen erreicht ist. Dies werde von den Frauen sichtbar gemacht und dramatisiert.

3.3.2. Mobilisierungsstrukturen

Damit Gemeinschaftsgefühle und Ingroup-/Outgroupkonzepte zum Tragen kommen können, sind Mobilisierungsstrukturen notwendig, d.h. Infrastrukturen und Netzwerke von möglichst grosser Reichweite, welche die Bewegung zusammenhalten. Zudem begünstigt die Erosion traditioneller Netzwerke und Milieus die Entstehung sozialer Bewegungen.

Die FraP! wollte anfangs die Neue Frauenbewegung vernetzen und damit die Aufgabe des untergegangenen Weiberrates Zürich, übernehmen. Sie ist aber mit der Zeit davon abgekommen, da dies neben der politischen Arbeit zu aufwendig gewesen wäre. Hauptsächlich in den Wahlkämpfen findet eine Vernetzung statt, in denen sie mit unabhängigen feministischen Frauenlisten (UFF!) mit Forderungen für eine `menschenwürdige, soziale, ökologische und frauengerechte Politik' in die Wahlkämpfe zieht.

3.3.3. Gesellschaftliche Gelegenheitsstrukturen

Die Strategieprogramme können die oft zu optimistisch wahrgenommenen Erfolgsaussichten nur dann erfüllen, wenn die gesellschaftlichen Gelegenheitsstrukturen dafür gegeben sind. Mit der Generalisierung des Wahlrechts, der Erweiterung der Partizipationschancen und der Veränderung der Medienlandschaft haben sich die Mobilisierungsbedingungen strukturell verbessert. Imhof und Romano sehen die besten gesellschaftlichen Gelegenheitsstrukturen, wie bereits erwähnt, in Krisenphasen. Neidhardt und Rucht sind der Ansicht, dass sich soziale Bewegungen vor allem dort in das politische System einbringen können, wo die Parteien bestimmte Interessen vernachlässigen oder sich als wenig durchsetzungsfähig gegenüber dem politisch-administrativen System erweisen. Die Bewegungen haben also eine Art Kontrollfunktion für das politische System. Da sie weniger straff organisiert sind und sich programmatische Inkonsistenzen eher leisten können als etablierte Parteien, sind soziale Bewegungen fähig, schneller und flexibler auf die öffentliche Meinung zu reagieren und neue Themen rascher aufzunehmen. Neidhardt und Rucht folgern daraus, dass Bewegungen immer dann wahrscheinlich werden, wenn das Sensorium von Parteien für Stimmungslagen in der Bevölkerung abgestumpft ist, wenn sie sich zu verselbständigten bürokratischen Gebilden entwickeln und durch Sachzwänge die Nähe zur Bevölkerung verlieren. Das Aufkommen von Bewegungen seit den 60er Jahren erklären sie mit Funktionsdefiziten der Parteien. Sie versuchen anhand der Differenzierungstheorie moderner Gesellschaften zu zeigen, dass sich die Gelegenheitsstrukturen für soziale Bewegungen längerfristig weiter verbessern und soziale Bewegungen deshalb kein Übergangsphänomen darstellen.

Es ist anzunehmen, dass Neidhardt und Rucht aufgrund des politischen Systems in Deutschland zu ihrer Schlussfolgerung gelangen. In der Schweiz sieht die Situation für soziale Bewegungen etwas anders aus. Ein wichtiger Grund dafür liegt im konkordanzdemokratischen System der Schweiz.

3.3.3.1. Konkordanzdemokratie

Konkordanzdemokratische Systeme weisen eine ausserordentlich hohe Stabilität auf, was auf ihre Fähigkeit zurückzuführen ist, Konfliktpotentiale durch Integration der Konfliktparteien absorbieren zu können. Konsens zwischen Interessengruppen, Parteien und Gewerkschaften bezüglich eines bestimmten Problems herbeizuführen, ist das Ziel. Wenn dies nicht gelingt, muss das Volk an der Urne entscheiden. Wenn hingegen Konsens zwischen den Interessengruppen zustande kommt und das Volk nicht einverstanden ist, kann das Referendum ergriffen werden. Gremien haben im konkordanzdemokratischen System der Schweiz relativ viel Macht, weil die ganzen Vorabklärungen und Verhandlungen zwischen den Interessenvertretern unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Sie stellen eine grosse Hürde für soziale Bewegungen dar. Um in Gremien Einsitz nehmen zu können, müssen sich soziale Bewegungen instituionalisieren, was diverse Probleme nach sich zieht. Auf bewegungsinterne und -externe Probleme sozialer Bewegungen, die mit der Institutionalisierung einhergehen, wird im folgenden Kapitel eingegangen.

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4. Probleme, die sich durch die Institutionalisierung sozialer Bewegungen ergeben oder sich dadurch verstärken

Wenn eine soziale Bewegung grosse Resonanz in der Öffentlichkeit findet, so wird sich ihr die Frage aufdrängen, ob sie sich ins politische System integrieren, d.h. sich institutionalisieren will, um zu versuchen, politische Entscheidungen direkt zu beeinflussen. Wenn sie sich gegen die Institutionalisierung entscheidet, wird sie sich mit der Zeit durch die Diversifizierung so weit zersplittern, dass sie nichts mehr zusammenhält und sie somit von der Bildfläche verschwindet, wie das bei der FBB der Fall war; wenn sie sich wie die FraP! dafür entscheidet, hat dies verschiedene andere Konsequenzen.

4.1. Interne Organisation / Strukturen

Um sich im politischen System institutionalisieren zu können, muss innerhalb der Bewegung die Organisation straffer gehandhabt werden, was leicht zu Konflikten mit den von den meisten sozialen Bewegungen hochgehaltenen basisdemokratischen Idealen führt. Soziale Bewegungen sind direkter mit der Basis verbunden sind und verhalten sich ihr gegenüber responsiver, d.h. reaktionsfähiger, ansprechbarer, empfänglicher für Impulse von der Basis und ihre Antwortbereitschaft ist höher als die der etablierten Parteien (Uppendahl 1983: 85-103). Wenn sie aber wachsen und sich institutionalisieren, unterliegen sie denselben Sachzwängen wie die Parteien und können ebenfalls nicht mehr so schnell reagieren. Strukturen und Hierarchien müssen eingeführt werden. Dadurch kann die interne Machtverteilung leicht zum Problem werden.

Dies war bei der FraP! der Fall. Als `politischer Arm der Neuen Frauenbewegung' musste sie sich institutionalisieren, um sich ins politische System zu integrieren. Sie hatte von Anfang an Mühe mit den Strukturen innerhalb der Gruppe, weil viele Frauen wegen ihres Engagements in verschiedenen Projekten der neuen Frauenbewegung gewöhnt waren, kaum an Strukturen gebunden zu sein. Bereits nachdem die FraP! im ersten Wahlkampf 1986 erfolgreich zwei Sitze im Kantonsrat erobern konnte, und mit weiteren noch grösseren Wahlerfolgen, besonders nachdem sie 1990 Fraktionsstärke erlangt hatte und dadurch in verschiedenen Komissionen Einsitz nehmen konnte, kam es zu internen Machtkämpfen. Die FraP! sah sich gezwungen, sich straffer zu organisieren und musste Strukturen schaffen. So sind `Strukturdebatten' in den Protokollen der letzten 10 Jahre oft aufgeführt und es gab mehrere Retraites an denen sich die FraP!-Frauen zurückzogen, um über Strukturen und inhaltliche Probleme zu diskutieren und nach neuen Lösungen zu suchen (FraP. Prot. Retraites 1989 und 1996 sowie Frap Prot. VV vom 26.10.92). Heute gibt es folgende Strukturen: einmal pro Monat finden Mitgliedervollversammlungen statt, die anfangs nur alle zwei Monate durchgeführt wurden. Das reichte für den Informationsaustausch, inhaltliche Gespräche u.a. nicht aus. Zudem gab es anfangs keinen Vorstand. An den `Strukturdebatten' der Vollversammlungen vom 24.8.92 und vom 26.10.92 wurde beschlossen, einen Vorstand einzusetzen, der an der Vollversammlung gewählt wird. Zudem gibt es ein Sekretariat, das aus der Hälfte des Geldes, das die Parlamentarierinnen für ihre Arbeit erhalten, finanziert wird. Unterstützt wird das Sekretariat von der Bürogruppe. Die Kantonsratsarbeitsgruppe (KRAG) und die Gemeinderatsarbeitsgruppe (GRAG) unterstützen die Parlamentarierinnen.

Neben den Strukturproblemen führte die finanzielle Regelung mit den Rätinnen zu grossen internen Spannungen als eine Gemeinderätin 1988 ihre Ratsgelder sperrte, die der FraP! überwiesen werden sollten, weil diese Gelder einen Teil der finanziellen Grundlage der FraP! bilden und die Rätinnen für ihre Arbeit Unterstützung von der FraP! erhalten. Die Auseinandersetzung endete damit, dass sie schliesslich aus der FraP! austrat bzw. ausgeschlossen wurde und während dem Rest der Legislaturperiode als Parteilose im Gemeinderat sass.

4.1.1. Michels ehernes Gesetz der Oligarchie

Über Strukturen wird in der FraP! oft diskutiert, weil die Machtverteilung innerhalb der nach demokratischen Prinzipien organisierten Gruppe immer wieder zu Spannungen geführt hat. Die Machtverteilungsprobleme, d.h."...informelle Machtstrukturen, die immer wieder Anlass zu Konflikten bieten..."(FraP!-Prot. VV: 26.10.1992), können nicht allein mit Strukturveränderungen gelöst werden. Michels `ehernes Gesetz der Oligarchie' (Michels 1970: 24-86) bestätigt sich also bei der FraP!. Es besagt, dass Oligarchisierungstendenzen stärker werden, je mehr sich eine Gruppe organisiert. Michels geht so weit zu sagen, dass es in jeder grösseren Gruppe zu einer Zweiteilung in eine "anführende Minorität und eine geführte Majorität" kommt (Michels 1970: 25), dass sich schon aus Gründen der Arbeitsteilung `Eliten' herausbilden, die über mehr Macht verfügen, weil sie aus verschiedenen Gründen schwer zu ersetzen sind, und dass der Bereich demokratischer Kontrolle mit zunehmender Organisation schwindet.

Die oben erwähnte Gemeinderätin der FraP! war sich ihrer Macht bewusst, als sie 1988 ihre Ratsgelder sperrte; sie wusste, dass sie in dieser Legislaturperiode nicht ersetzt werden konnte. Auch die Konflikte zwischen der FraP! und einer anderen Gemeinderätin zeigen deutlich Probleme mit der internen Machtverteilung. Sie wurde als zu dominant empfunden und bezahlte die Ratsgelder nur widerwillig nach mehreren Aufforderungen. Zudem war der Informationsfluss von Seiten der Rätin nicht ausreichend. Das führte zu grossen Spannungen in der Wahlgruppe. Die Frauen fühlten sich, um mit Michels Begriffen zu sprechen, in die Rolle der `geführten Majorität' gedrängt, was im Oktober 1993 dazu führte, dass sie den Antrag stellten, diese Rätin im Wahlkampf 1994 nicht mehr zu portieren (FraP!-Prot.WGS). Dies geschah nachdem sich die GRAG und diese Gemeinderätin bereits seit Juni desselben Jahres getrennt hatten. An der Frauenversammlung vom November 1993 wurde der Antrag der Wahlgruppe schliesslich abgelehnt. Dieser Konflikt sorgte während längerer Zeit für Spannungen in der FraP! Er zeigt, dass `innerparteiliche Demokratie' in Organisationen, die sich nicht zu stark strukturieren und erst recht nicht hierarchisieren wollen, ausserordentlich schwierig zu erhalten ist. Dies wird auch deutlich im 1991 von der FraP! veröffentlichten Buch "FraP!...Eine mögliche Praxis..." (Schwyn, Feisst-Schöpfer, Schätti 1991), in dem die Schwierigkeiten im Umgang mit Macht auch immer wieder als Problem angeführt werden.

Als Michels sein `ehernes Gesetz der Oligarchie' formulierte, ging er von einem unrealistischen Ideal der Demokratie aus. Er hatte, wie viele seiner Zeitgenossen (erste Hälfte des 20. Jahrhunderts), ein sehr negatives Menschenbild und traute dem grösstenteils ungebildeten Volk keine Souveränität zu. Er war der Ansicht, dass die "inkompetente Masse" Führungspersönlichkeiten braucht, welche "die sachlich wie moralisch Reifsten sind", und die folglich die "Pflicht haben, sich durchzusetzen" (Michels 1970: 86) im Staat und in den Parteien.

Ich denke, dass sich in jeder grösseren Gruppe `Eliten' herausbilden, die mehr Macht haben als die anderen Mitglieder, sei es durch ihr Wissen, ihre Erfahrungen, oder durch andere Kompetenzen. Ich halte dies auch in basisdemokratischen Organisationen wie der FraP! für unvermeidlich. Diese `Eliten' sollten sich durchsetzen können. Aber damit noch von demokratischer Organisation die Rede sein kann, muss klar sein, wer, wie, welche Ziele verfolgt; zudem müssen die `Eliten' gewählt und auch abgewählt werden können. Transparenz und somit Kontrollierbarkeit ist für Demokratie innerhalb von Organisationen und Parteien Voraussetzung.

4.1.2. Entscheidungsfindung

Die Art der Entscheidungsfindung ist ein weiterer Punkt, auf den innerhalb basisdemokratischer Organisationen geachtet werden muss. In seinem "Exkurs über die Überstimmung" legt Georg Simmel seine Reflexionen über die Arten der Entscheidungsfindung dar. Er argumentiert historisch-soziologisch und schreibt, dass die in Demokratien üblichen Mehrheitsentscheide keinesfalls zu allen Zeiten üblich gewesen seien, weil es widersprüchlich sei, `Gesamtheitsaktionen' mitzumachen, denen man als Individuum widerspreche (Simmel 1983: 142-147). Ein interessanter Gedanke, der in unserer Zeit der voranschreitenden Individualisierung in der direkten Demokratie der Schweiz kaum öffentlich thematisiert wird, geht es doch darum, zu einer Entscheidung, möglichst zu Gunsten des Allgemeinwohls, zu gelangen, was bei einer direkten Beteiligung aller BürgerInnen nicht ohne Mehrheitsentscheidungen möglich ist. Um Entscheidungen in Gruppen zu fällen, kann die Meinung der Mehrheit oder der Konsens als entscheidendes Kriterium betrachtet werden. Simmel meint dazu, dass Mehrheitsentscheide als "Vergewaltigung einer Minderheit" und damit als undemokratisch aufgefasst werden können, dass aber umgekehrt die Konsensentscheide als "Vergewaltigung der Mehrheit" angesehen werden können, da gar keine Entscheidung getroffen werden kann, wenn nicht alle einverstanden sind, was eine Lähmung der Aktionen zur Folge hat.

Die Entscheidungsfindung ist gerade in Frauengruppen ein grosses Problem, weil Frauen durch die weibliche Sozialisation oft ein grösseres Harmoniebedürfnis als Männer haben, was dazu führt, dass Frauen Auseinandersetzungen aus dem Wege gehen, weil sie sie als bedrohlich empfinden. Deshalb ist im FraP!-Buch an mehreren Stellen die Rede von der `Frauenstreitkultur', die gelernt und gepflegt sein will. Um ihrem basisdemokratischen Ideal nahe zu kommen, sind in der FraP! anfangs nicht Mehrheits- sondern Konsensentscheide gefällt worden. Wenn Konsens beispielsweise bezüglich Abstimmungsparolen nicht erreicht wurde, ist es vorgekommen, dass die FraP! keine Parole ausgegeben hat, wie FraP!-Sekretärin Martha Feisst in einem Interview in der DAZ sagte (DAZ: 7.7.1992). Mehrheitsentscheide sind mittlerweile an der Tagesordnung der Vollversammlungen in der FraP!, weil Konsensentscheidungen sehr zeitaufwendig sind, und weil die Zeit mit dem Wachsen der Bewegung und der Institutionalisierung zum Problem wird.

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4.2. Institutionalisierte soziale Bewegungen als Konkurrenz zu den etablierten Parteien und Interessenverbänden

Zu den Problemen mit der internen Organisation kommen externe Probleme, d.h. die Konkurrenz der etablierten Parteien und Interessenverbände, die bestrebt sind, ihre Macht zu erhalten. Im Kapitel 2 ist beschrieben worden, dass in den Medien des Sinnzirkels der Kampf um die Definitionsmacht der Realität ausgetragen wird, und dass die sozialen Bewegungen in Krisenzeiten die besten Chancen haben, ihre alternativen Weltdeutungsmuster in den Sinnzirkel diffundieren zu lassen und so mit den Parteien und Interessengruppen zu konkurrieren. Da dem Mediensystem die Aufgabe der Selektion von Themen und Problemen, die im politischen System bearbeitet werden müssen, zukommt, müssen sich die Parteien mit den von den sozialen Bewegungen eingebrachten Themen auseinandersetzen. Sie versuchen die sozialen Bewegungen auszustechen, indem sie eine Strategie anwenden, die von Peter Berger und Thomas Luckmann als `Nihilierung' (Berger, Luckmann 1969: 112-124) bezeichnet wird. Sie besteht im Versuch, die alternativen Weltdeutungen (`symbolische Sinnwelten') der Bewegung für nichtig zu erklären und sie zu neutralisieren, indem sie die alternativen Weltdeutungen der eigenen Sinnwelt so weit wie möglich anpassen und einverleiben.

Christine Goll, die Nationalrätin der FraP! hat an der Retraite im März 1996 darauf hingewiesen, dass ihre Arbeit beispielsweise von den SP-Fauen oft vereinnahmt wird. "Das gehört zur Strategie der SP-Parteispitze, die es bequem findet, jemand wie Christine Goll als Feigenblatt in der Partei zu haben"(FraP!-Prot. Retraite 1989). Andererseits ist es auch ein Erfolg, wenn sich die grossen Parteien mit Frauenanliegen auseinander setzten und wenn der Anteil der Frauen in allen Parteien ansteigt. So sagt Marta Feisst in einem Interview anlässlich des 10jährigen Bestehens der FraP! im Tagesanzeiger: " [...] indirekt ist sehr viel gelungen. Damals, als wir antraten, hatte die SP vielleicht vier oder fünf Frauen im Gemeinderat. Jetzt sind die Frauen dort in der Mehrheit. Diese Bewegung ist auch dank unserem Vorpreschen entstanden.". Dies wirft die Frage auf, ob die FraP! mit der Zeit dadurch überflüssig wird.

4.2.1. Die Rolle der Medien bzw. der Öffentlichkeit für soziale Bewegungen

Auf die Bedeutung der Medien und der Öffentlichkeit ist schon an verschiedenen Stellen in dieser Arbeit hingewiesen worden. Imhof schreibt, wie bereits im Kapitel über soziale Bewegungen erwähnt, der "Wettkampf um die Definitionsmacht der Realität" finde in den Medien statt (Imhof 1996: 217). Das bedeutet, dass die Medien, durch die in modernen Gesellschaften Öffentlichkeit konstituiert wird, für den Konkurrenzkampf zwischen sozialen Bewegungen, Parteien und Interessengruppen von zentraler Bedeutung sind. Die Ideale der Aufklärung schufen eine Vorstellung von Öffentlichkeit, in welcher die Bürger als freie, d.h. ökonomisch unabhängige, aus ihrer selbstverschuldeten Unmündigkeit in ein `herrschaftsemanzipiertes Raisonnement' treten können. Daran gemessen erscheint Öffentlichkeit heute nur noch in ihren `Zerfallsformen, was Jürgen Habermas (wie viele andere Autoren) in seinem Buch "Strukturwandel der Öffentlichkeit"beklagt (Habermas 1990). Nach Imhof wird "Öffentlichkeit als medial veranstaltete Veröffentlichkeit und damit Mittel des politischen wie auch ökonomischen Marketings [...] zum Hauptkritikpunkt und damit zu dem demokratietheoretischen Problem der Moderne." (Imhof 1996: 207). Dahinter steht die Frage nach blosser passiver Teilhabe versus aktiver Teilnahme an der Öffentlichkeit; eine Machtfrage. Imhof hat an Habermas "Theorie des kommunikativen Handelns" (Habermas 1995) angeknüpft, in die einige Überlegungen aus seinem früheren Buch "Strukturwandel der Öffentlichkeit" eingeflossen sind.

Habermas ging vom Aufklärungsideal der Öffentlichkeit aus und postulierte in "Strukturwandel der Öffentlichkeit" ein implizit normatives Gefälle zwischen einer frühen politischen Öffentlichkeit bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts und einer `vermachteten' Öffentlichkeit in den sozialstaatlichen Massendemokratien. Im Vorwort zur Neuauflage von 1990 hat er einige Korrekturen vorgenommen - die Bewegungsforschung ist zu neuen Erkenntnissen gelangt, die beim Erscheinen der ersten Auflage nicht bekannt waren. Habermas hatte damals verkannt, dass von Anfang an einige Gruppen vom öffentlichen Diskurs ausgeschlossen waren, dass also `herrschaftsfreies Raisonnement' nie stattgefunden hat, und ergänzt, dass Ausschlussmechanismen, die aus der Öffentlichkeit ausgrenzen und unterdrückten, gleichzeitig nicht neutralisierbare Gegenbewegungen hervorrufen; so auch bei den Frauen. Er schreibt, dass Frauen und `unselbständige Männer' (Habermas 1990: 18) auf die gleiche Weise aus der bildungsbürgerlichen Öffentlichkeit ausgeschlossen wurden, beiden wurde die gleichberechtigte aktive Teilnahme an der Meinungs- und Willensbildung verweigert, was in Widerspruch zu den wesentlichen Prämissen des demokratischen Selbstverständnisses steht. Aber der Ausschluss der Frauen hatte im Gegensatz zu den unselbständigen Männern strukturbildende Kraft. Gegen diese Strukturen kämpft die FraP! und die ganze Frauenbewegung heute an. Er habe das kritische Potential des Massenpublikums seinerzeit zu pessimistisch beurteilt, kritisiert er seine Position zur Zeit des Erscheinens der ersten Auflage (Habermas 1990: 30), und setzt grosse Hoffnungen in die Zivilgesellschaft. Die Ereignisse von 1989 werden einiges zu seinem diesbezüglichen Optimismus beigetragen haben. Er schreibt, dass in hochkomplexen Gesellschaften die Mitbestimmungs- und Partizipationsmöglichkeiten zu einer Intensivierung des verallgemeinerten Partikularismus führen könne, dass also nicht das Allgemeinwohl erste Priorität hat, sondern jeder egoistisch um sich selbst besorgt ist. Aber eine kommunikativ verflüssigte Souveränität, die sich in der Macht öffentlicher Diskurse zur Geltung bringt, könne dagegen wirken. Damit kämen den "nicht-organisierten (autonomen) Öffentlichkeiten" eine wichtige Funktion zu. Die Frage sei, ob und in welchem Umfang eine von Massenmedien beherrschte Öffentlichkeit den Trägern der Zivilgesellschaft (sozialen Bewegungen bzw. autonomen Öffentlichkeiten) Chancen einräumt, mit der Medienmacht aussichtsreich zu konkurrieren.

Luhmann, der Habermas kritisiert, er habe die Vorstellungen der Aufklärungszeit zu direkt, zu wörtlich rezipiert, postuliert in seinem Aufsatz über die "Öffentliche Meinung", dass die Ausdifferenzierung des Kommunikationssystems und des damit eng verbundenen politischen Systems zu einer Vervielfachung von Verhaltensmöglichkeiten führt, dass aber zugleich mit einer Restriktion der Möglichkeit aktiver Teilnahme zu rechnen ist. Diese Restriktionen führt er zurück auf die beschränkte Aufnahmekapazität für Themen in der Öffentlichkeit, bzw. im Kommunikationssystem. `Öffentliche Meinung' habe die Funktion, die Komplexität zu reduzieren, welche das Problem rechtlicher und politischer Kontingenz bindender Entscheidungen verursacht. Der Kommunikationsprozess wird über die Doppelstruktur von Themen und Meinungen strukturiert, wobei die Themen gegenüber den Meinungen vorrangig sind. Da das politische System nicht zu viele Themen nebeneinander behandeln kann, müssen Themen abfertigt werden, um Raum für neue gewinnen - und dies in einem Tempo, das oft nicht genügend Zeit lässt für eine sachgemässe Bearbeitung des Themas (Luhmann 1971: 19). Öffentlichkeit wird damit zum Problem der Institutionalisierung von Themen politischer Kommunikation. Luhmann schreibt dazu: "Öffentlichkeit wäre demnach die Unterstellbarkeit der Akzeptiertheit von Themen. Die kritische Frage ist dann: bei wem und dank welcher Vorinformation über den Kommunikationspartner." (Luhmann 1971: 22). Damit ein Thema kommuniziert wird, braucht es nach Luhmann prominente Persönlichkeiten, die sich des Themas annehmen. Da aber die Zeit und die Aufmerksamkeit dieser relevanten und vor allem einflussreichen Personen knapp ist, gelingt ein bestimmtes Thema zu lancieren am ehesten durch persönliche Beziehungen und verschiedene Taktiken, auf die hier nicht näher eingegangen wird. Vielmehr interessiert, welche Chancen er den sozialen Bewegungen einräumt. Auf die Frage, wer mehr als passive Teilnahmechancen hat, antwortet er, dass systemfremde Positionen und Rollen bestenfalls Einstiegsmöglichkeiten, aber keine ausreichende Basis für ein aktives Dauerteilnehmen am politischen Leben bieten (Luhmann 1971: 26). Die Positionen autonomer Öffentlichkeiten bzw. sozialer Bewegungen können als systemfremd bezeichnet werden, was die Hypothese stützt, dass soziale Bewegungen (aufgrund der Themenmobilität) das `agenda setting' des politischen Systems mit Hilfe der Medien bzw. der Öffentlichkeit während einer beschränkten Zeit beeinflussen und damit eine Kontrollfunktion ausüben können, und sie dann von einer anderen Bewegung abgelöst werden, die ein neues Thema lanciert. Die zeitliche Beschränkung einer bestimmten Bewegung kommt auch daher, dass es aufgrund der beschränkten Aufnahmekapazität des politischen Systems viel schwieriger ist, ein Thema neu zu beleben, als ein noch ungeborenes Thema zu lancieren. Dem wiederspricht van Beyme, der zwar mit Luhmann darin übereinstimmt, dass kein Problem die Aufmerksamkeit dauerhaft binden kann, und dass Neuigkeit und ein verkürzter Zeithorizont für die Medien kennzeichnend sind, dass aber ein altes Problem durch neue Konfliktlagen und spektakuläre Formen des Konfliktaustrags wiederbelebt werden kann, was die Greenpeace mit ihren Aktionen beweist (van Beyme 1994). Der Aufwand für die Wiederbelebung eines Themas steigt jedoch beträchtlich, was wohl vielen Bewegungen zum Verhängnis wird. Die Teilnehmer für längere Zeit für das gleiche Thema zu mobilisieren ist in unserer schnelllebigen Zeit schwierig. Dies deutet auf eine hohe Stabilität des politischen Systems hin, durch die der Zivilgesellschaft, auf die Habermas grosse Hoffnungen setzt, relativ enge Grenzen gesetzt sind. In der Schweiz ist die Stabilität aufgrund des Konkordanzprinzips, in dem die Gremien eine wichtige Rolle spielen, besonders hoch.

4.2.2. Gremien

In der direkten Demokratie der Schweiz kann zwar das Volk über sachliche und personelle Fragen entscheiden, aber über vieles wird in Gremien entschieden, bevor das Volk befragt wird. Gremien funktionieren nach der operativen Regel "vertagter äquivalenter Gegenleistungen"(Sartori 1974). Die eigene Stimme schenkt man einem Mitglied einer anderen Partei, dessen Intensität für ein bestimmtes Anliegen besonders hoch ist, in der Erwartung, dass dieses sich bei der nächsten Gelegenheit dafür erkenntlich zeigt, und einem selbst die Stimme für einen Antrag gibt, der ihm weniger wichtig, einem selbst dafür sehr wichtig ist. Stimmentausch wird praktiziert. Sartori befürwortet Gremienentscheide, da sie zu positiv-Summen-Ergebnissen führen. Nachteile solcher Entscheidungen sind die Intransparenz und die Vernachlässigung von Themen und Entscheidungen, die für die beteiligten Parteien keine Vorteile oder gar Nachteile für den nächsten Wahlkampf mit sich bringen könnten. Diese Vernachlässigung von Themen erhöht, wie auch Neidhardt und Rucht betonen, die gesellschaftlichen Gelegenheitsstrukturen für soziale Bewegungen. Durch die Stabilität des politischen Systems werden soziale Bewegungen in der Schweiz jedoch, solange das Konkordanzprinzip herrscht, nicht weiter an Bedeutung zunehmen können. Wenn sie sich institutionalisieren, um direkt am politischen Prozess teilzunehmen und in Gremien Einsitz zu nehmen, werden sie mit denselben Sachzwängen konfrontiert wie die Parteien und Interessenvertreter, müssen also die verhassten "Rituale der Realpolitik" mitmachen (Goll Christine in: Schwyn et al. 1991: Vorwort zum ersten Kapitel [Das Buch enthält keine Seitennummerierung]*). Wenn sie sich nicht institutionalisieren, können sie sich aufgrund der Themenmobilität ebenfalls nicht halten, und werden ihre alternativen Weltdeutungen als autonome Öffentlichkeit aufrecht erhalten. Deshalb ist in der Schweiz eher mit einer Zunahme von autonomen Öffentlichkeiten als von sozialen Bewegungen zu rechnen. Der eigentliche Erfolg sozialer Bewegungen liegt also in der Sensibilisierung der öffentlichkeit für ihre Anliegen. An diesem Punkt haben sie ihre Aufgabe erfüllt und werden von einer anderen Bewegung abgelöst; sehr starke Bewegungen werden sich halten und bei neuen Konfliktlagen immer wieder einbringen können, während andere zerplittern und somit von der Bildfläche verschwinden werden.

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5. Schlusswort und Ausblick

Nach ihren grossen Erfolgen in den 80er Jahren, haben die kleinen Parteien, die aus sozialen Bewegungen entstanden sind (Protest- und Oppostitionsparteien), in den 90er Jahren in der Schweiz "die Rolle als Sensoren des Politikversagens, als Querdenker bei verdrängten Themen und als Arenen für neue Formen der Mobilisierung verloren", wie Claude Longchamp, ein Politikwissenschaftler in der Weltwoche vom 27.6.1996 geschrieben hat (Weltwoche: 27.6.1996). Die grossen Parteien haben von ihren Aktionsformen gelernt. Doch kommt den Oppositionsparteien nach Longchamps eine bleibende Aufgabe zu, der ich zustimme: "[...] die öffentliche Thematisierung tendenziell verdrängter Anliegen, und dies möglichst mit ungekannten Formen der Beteiligung der Stimmbürger. Gelingt ihnen diese, bleiben sie das Salz in der Suppe". Soziale Bewegungen sind heute nicht mehr aus dem politischen System wegzudenken, aber sie werden, mindestens so lange das Konkordanzprinzip in Kraft ist, nicht weiter an Bedeutung zulegen können. Hingegen ist aufgrund der zunehmenden Individualisierung und Differenzierung und dem damit einhergehenden Integrationsdefizit moderner Gesellschaften mit einer Zunahme von autonomen Öffentlichkeiten, die alternative Weltdeutungen aufrechterhalten, zu rechen.

Es wäre von Interesse zu untersuchen, wie andere soziale Bewegungen als die FraP! auf die Instituitonalisierungsproblematik reagiert haben, ob eine gelungene Etablierung und Integration ins politische System stattgefunden hat, und welche Rolle die Öffentlichkeit dabei spielte. Zudem wäre es spannend zu analysieren, inwiefern die FraP! im Zuge einer Anti-Feminismus-Welle (backlash) an Einfluss verloren hat und welche Faktoren ausschlaggebend waren. Die FraP! wird ihre Stellung im politischen System auf Dauer nur halten können, wenn sie sich künftig vermehrt um die Aufmerksamkeit der Medien bemüht.

Da die Öffentlichkeitsstruktur grossen Einfluss auf das Gewicht der Bewegungen hat (Medien als `vierte Gewalt' im Staat), wäre der demokratietheoretischen Frage nach den Zugangschancen zu den Medien bzw. zu der Öffentlichkeit weiter nachzugehen, die bei Habermas, Luhmann und Imhof u.a. als zentrales Problem auftaucht.

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6. Bibliographie

Darstellungen

van Beyme, Klaus. 1994. Die Massenmedien und die politische Agenda des parlamentarischen Systems. in: Neidhardt Friedhelm, Öffentlichkeit, öffentliche Meinung, soziale Bewegungen. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie Sonderheft 34. Opladen: Westdeutscher Verlag.

Berger, Peter L./ Thomas Luckmann. 1980. Theoretische Konstruktion als Stütze für Sinnwelten. in: Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit, Eine Theorie der Wissenssoziologie. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag. S. 112-124.

Bundesamt für Statistik (Hg.). 1995. Statistisches Jarbuch der Schweiz 1996. Zürich: Verlag Neue ZürcherZeitung.

Bucher, Judith und Barbara Schmucki, 1995. FBB, Fotogeschichte der Frauenbefreiungsbewegung Zürich. Zürich:Limmatverlag.

Geser, Hans. 1994. Innerparteiliche Einflussverhältnisse. in: Geser Hans et al. (Hg.). Die Kommunalparteien in der Schweiz. Kap. 7. Zürich: Seismo Verlag.

Habermas, Jürgen. 1990 . Strukturwandel der Öffentlichkeit. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag.

Habermas, Jürgen. 1995 (Erste Auflage 1981). Theorie des kommunikativen Handelns: Handlungsrationalität und gesellschaftliche Rationalisierung. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag.

Imhof, Kurt und Gaetano, Romano. 1996. Die Diskontinuität der Moderne. Theorie des sozialen Wandels. Frankfurt am Main: Campus Verlag.

Imhof, Kurt. 1996. Intersubjektivität und Moderne. in: Imhof Kurt und Gaetano Romano. 1996. Die Diskontinuität der Moderne. Theorie des sozialen Wandels. Frankfurt am Main: Campus Verlag. S. 200-270.

Imhof,  Kurt. 1994. Ausdifferenzierung - Entdifferenzierung: Mediensystem und politische Kommunikaition. in: Medienwissenschaft Schweiz. SKGM Schweizerische Gesellschaft für Kommunikations- und Medienwissenschaft. 2 / 1994. S. 26-28.

Imhof,  Kurt. 1990. Entzauberung. in: Imhof Kurt und Gaetano Romano, 1996. S. 7-67.

Joris, Elisabeth. 1995. Von der Arbeiterinnenpolitik zu feministischen Politiken. in: Viel erreicht - wenig verändert? Zur Situation der Frauen in der Schweiz. Bericht der Eidgenössischen Kommission für Frauenfragen. Eidgenössische Drucksachen und Materialzentrale: Bern.

Luhmann, Niklas. 1979. Öffentliche Meinung. In: Langenbucher Wolfgang R. (Hg.). Politik und Kommunikation. Über die öffentliche Meinung. München: Piper. S. 29-61.

Michels, Robert. 1970. Zur Soziologie des Parteienwesens in der modernen Demokratie: Untersuchungen über die oligarchischen Tendenzen des Gruppenlebens. Stuttgart: Kröner Verlag. S. 24-86.

Neidhardt, Friedrich und Dieter Rucht, 1993. Auf dem Weg in die Bewegungsgesellschaft? in: Neidhardt Friedhelm, Öffentlichkeit, öffentliche Meinung, soziale Bewegungen. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie Sonderheft 34. Opladen: Westdeutscher Verlag.

Nohlen, Dieter, 1995. Wörterbuch Staat und Politik. 3. überarbeitete Auflage. München: Piper.

Reinhold, Gerd (Hg), 1992, Soziologielexikon. 2. Auflage. S. 26.

Sartori, Giovanni, 1984, Sebstzerstörung der Demokratie? Mehrheitsentscheidungen und Entscheidungen von Gremien. in: Guggenberger Bernd und Claus Offe (Hg.). An den Grenzen der Mehrheitsdemokratie: Politik und Soziologie der Mehrheitsregel. Westdeutscher Verlag.

Simmel, Georg. 1983. Exkurs über die Überstimmung. in: Untersuchungen über die Formen der Vergesellschaftung. Berlin: Duncker und Humboldt. 6. Auflage. S. 142-147.

Uppendahl, H. 1983, Responsive Demokratie. in: Tränhart D. und Herbert Uppendahl (Hg)Alternativen lokaler Demokratie, 1981. S. 85-103.
  


Quellen

Schwyn Christine, Marta Feisst-Schöpfer und Claudia Schätti (Hg.). 1991. Frauen macht Politik!: FraP! ...eine mögliche Praxis... . Eigenvertrieb; Eigensatz; Druck: Ropress Zürich. [keine Seitennummerierung].

Wyberrat Züri: Schweizerisches Sozialarchiv. QS: [1986] Nr. 04.6C. Wyberrat Züri.

FraP!-Protokolle:

FraP! Prot. VV: Sekretariat der FraP!, Freyastr. 20, 8036 Zürich. Protokolle der monatlich stattfindenden Vollversammlungen.

FraP! Prot. Retraite 1989: Sekretariat der FraP!, Freyastr. 20, 8036 Zürich. Protokoll der Retraite in Mogelsberg vom 28. / 28.1.1989.

FraP! Prot. Retraite 1996: Sekretariat der FraP!, Freyastr. 20, 8036 Zürich. Protokoll der Retraite in Monte Vuala vom 22. / 23.3.1996.

FraP!-Protokoll WGS: Sekretariat der FraP!, Freyastr. 20, 8036 Zürich. Protokoll der Wahlgruppensitzung vom 25.10.93.

Frap-X-Press: Sekretariat der FraP!, Freyastr. 20, 8036 Zürich. FraP! X Press: Informationsblatt der FraP! Frauen macht Poltik! Nr. 1 / 1996.

FraP! "Partei"-Portrait 1995: Sekretariat der FraP!, Freyastr. 20, 8036 Zürich. FraP- "Partei"-Portrait. 1995.

Wahlzeitung 1995: Sekretariat der FraP!, Freyastr. 20, 8036 Zürich. Wahlzeitung 1995 der FraP! Frauen macht Politik. Ständerats- und Nationalratswahlen. S. 6.

 

Zeitungsartikel

DAZ: 7.7.1992. "Wir bleiben Basisorganisation: Gespräch mit der FraP!-Sekretärin Marta Feisst."

Weltwoche: 27.6.1996. Claude Longchamps. "Nach dem opponieren kommt das grosse Studieren, Kleinparteien in der Krise: Warum Grüne, Freiheitspartei und die Lega dei Ticinesi keine Trendsetter mehr sind."

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Fussnotenverzeichnis

[1] In der Broschüre Wyberrat Züri werden u.a. fogende Projekte vorgestellt: Informationsstelle für Frauen, Frauenbliothek, Frauezitig: Sprachrohr der autonomen Frauenbewegung, Nottelefon für vergewaltigte Frauen, FEBA Frauenzimmer, Frauenvideogruppe, Zürcher Volksuni: Ressort Frauen, Mütterlobby, Frauenbuchladen, LORA Frauen, FIZ: Dritte Welt Frauen-Informationszentrum, Psychologische Beratungsstelle für Frauen u.s.w. (Wyberrat Züri 1986)

[2] Die SPS konnte Ihre Talfahrt bereits Ende der 80er Jahre stoppen und die FDP konnte 1992 ihre Sitzzahl stabil halten.

[3] Die Zahl der Frauen im Nationalrat hat sich seit den 70er Jahren langsam aber stetig vergrössert. In den 70er Jahren gehörten die meisten gewählten Frauen den Bundesratsparteien an; in den 80er Jahren dagegen wruden immer mehr Frauen auf den Wahllisten der SPS, POCH, bzw. der Grünen gewählt und die Frauendelegation der bürgerlichen Parteien wurde gemessen am Total der Frauen immer kleiner. Ähnlich ist die Entwicklung in den kantonalen Parlamenten verlaufen (Bundesamt für Statistik 1995: 375-378).

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Last update: 06 Mrz 17

 

Editor

  Prof. Hans Geser
Soziologisches Institut
der Universität Zürich

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