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Towards Cybersociety and "Vireal" Social Relations


 

 

Soziale Interaktionen online

Ein Medienvergleich

Vergleichende Analyse des Stellenwertes sozialer Interaktionen online und Ausblick auf die mögliche Entwicklung sozialer Netzwerke

Mark Gasser

Zürich 2004

Inhalt

1. Einleitung

1.1 Fragestellung: ersetzt oder ergänzt soziale Kommunikation online alte Kommunikations- und Beziehungsmuster?

2. Theorien computervermittelter Kommunikation

2.1 Die traditionelle Sicht: Technikdeterminismus
2.2 Die interpersonale Vermittlung des „Sozialen“: Soziale Kommunikation als medienvermittelte Bezugnahme auf andere
2.3 Das Modell Interpersonaler Medienwahl nach Höflich

2.3.1 Kommunikation im Kontext der sozialen Beziehung: Bedeutungsinterpretationen formen die Verständigung 
2.3.2 Beziehungsentwicklung: geprägt durch interpersonale Kommunikation
2.3.3 Technisch vermittelte interpersonale Kommunikation

3. Der soziale Kommunikationsalltag: intensiv geführte, starke Beziehungen als Fokus und Messbereich für „soziale Kommunikation“

3.1 Online-Medien als Träger neuer sozialer Netze: lockere, fragile Bindungen anstelle intensiver und dauerhafter Beziehungen?
3.2 Empirie: Ergänzung statt Ersatz des sozialen Netzwerkes durch Online-Medien

4. Ergebnisse: Stellenwert sozialer Kommunikation mittels Online-Medien

4.1 Bedeutung computervermittelter Kommunikation in häufig kontaktierten, starken Beziehungen
4.2 Werden Online-Kommunikationsmedien oft als Medien für die Alltagskommunikation gewählt?

5. Rekapitulation der theoretischen Ausführungen und Diskussion

6. Bibliografie

7. Anhang

7.1 Grundgesamtheit und Stichprobe
7.2 Stichprobe: Rücklaufquote


1. Einleitung

Dass zwischenmenschliche Interaktion mittels computervermittelter Kommunikation neue kommunikative Fertigkeiten verlangt, darüber ist man sich einig. Hingegen wie diese neuen Interaktionsstile mit Beziehungen im echten Leben (Real Life RL) zusammenhängen, und was für längerfristige Konsequenzen diese neuen Arten des Kommunizierens für die Ausgestaltung von Beziehungen und das soziale Beziehungsnetz haben können, über diese Fragen wird sehr kontrovers argumentiert (vgl. Döring 1999, S. 30f.). Es zeigt sich eine Polarisierung der wissenschaftlichen Diskussion in die beiden Seiten der „Optimisten“ oder „Enthusiasten“ und der eher „Konservativen“ oder „Technologiekritischen“. Wie dies bei anderen technischen Neuerungen wie dem Fernsehen auch der Fall war, bürgt die Diskussion mit dem gesellschaftlich noch wenig erschlossenen Thema auch die Gefahr der Überhöhung von Problemen und Potenzialen. Nicola Döring vermerkt, dass deshalb die wissenschaftlich-empirische Auseinandersetzung mit dem Thema von grosser Bedeutung ist:

„Ob und inwieweit wir es beim Internet-Gebrauch (auch) mit reziproken zwischenmenschlichen Verständigungsprozessen, mit Kontaktanbahnung und Beziehungsvertiefung, mit Gruppenbildung und Gemeinschaftsgefühl zu tun haben, ist eine empirische Frage. Die interpersonale Bedeutung und Verbindlichkeit der Netzkommunikation sollte also von vornherein nicht überhöht, aber auch nicht marginalisiert werden“ (Döring 1999, S. 89).

Die zentralen theoretischen Modelle und - bisweilen sehr individualistisch geführten - Erhebungen konzentrieren sich oftmals auf die Online-Nutzung innerhalb einzelner Interaktionsfelder (bspw. Multi-User Dungeons MUDs), was häufig auf Kosten einer integrierenden Gesamtbetrachtung von CMC-Medien geht. Diese Beschränkung auf bestimmte Online-Plattformen ist nicht zuletzt auch damit verbunden, dass es den Aufwand einer wissenschaftlichen Studie übersteigen würde, die Möglichkeiten des Individuums vor dem Hintergrund seiner bisweilen stark individualisierten realen Nutzungsstrukturen integrierend zu betrachten - die ganzheitliche Forschung über den Stellenwert von Online-Kommunikation in unserem medialen Kommunikationsalltag fehlt weitgehend. Ralf Taprogge konstatiert: „Der Forschungszweig der sogenannten Computer Mediated Communication (CMC) beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren vor allem mit einzelnen Aspekten interpersonaler Kommunikation.“ (Taprogge 1996).

Eine Annäherung an den alltäglichen Umgang mit diesen Medien, und vor allem eine Eingrenzung der kommunikativen Hauptfunktionen, droht so jedoch aus dem Blick zu geraten. Nutzungszahlen oder vertiefende Untersuchungen einzelner Anwendungen sind nur sehr vage Indikatoren, um die wirklichen Nutzungsintentionen und sozialen Funktionen der computervermittelten sozialen Kommunikation zu erklären. Hauptproblem bei der nutzergerechten Analyse sind dabei die vielfältig möglichen Konstellationen bei Online-Interaktionen und die damit verbundene Optionalität der gewählten Anwendungen (vgl. zur Optionalität: Thiedeke 2000, S. 25ff.). Auch ist die Kommunikation durch ein Medium vermittelt, also translokal und oftmals zeitlich flexibel (asynchron), und die Zugangsmöglichkeiten variieren darüberhinaus stark (bspw. Zugang zuhause vs. Zugang im Geschäft), was wiederum die situativen Möglichkeiten der Kommunikation erhöht. Auch mit genauen Daten zur Nutzung einzelner Kommunikationsplattformen wären für die Analyse der Alltagskommunikation genauso die Interpretationsleistungen zu untersuchen - diese sind stark von den in Kommunikation tretenden Nutzern, also den Kommunikationsfähigkeiten und der konkreten Konstellation und Beziehungssituation abhängig.

Die Nutzerinnen und Nutzer sind vor dem Kommunizieren online also mit vielen Möglichkeiten konfrontiert, die Nutzungssituation ist stets von einer hohen Kontingenz geprägt - nicht nur technologisch, sondern auch personell. Formen technisch vermittelter interpersonaler Kommunikation, die wir aus dem Real Life (RL), also der Offline-Welt, kennen, sind über das Internet vielfältig kombinierbar. So lassen sich Sender-Rezipient-Beziehungen sowohl von einer Person zu einer anderen (one-to-one), von einer zu mehreren (one-to-few), von einer zu vielen (one-to-many als massenmediale Kommunikation) alle übers Internet etablieren, wobei die Kommunikation bislang mittels keinem Medium so vielfältig kombinierbar war. Dabei sind schon die Ausprägungen der one-to-one-Konstellationen vielfältig: so erlaubt Online-Kommunikation sowohl die synchrone textbasierte Kommunikationsform, als auch asynchrone Kommunikationsformen, und dabei könnten noch weitere integrierbare Medientypen (Video, Audio etc.) berücksichtigt werden. Diese werden in Zukunft weiter zu den Wahlmöglichkeiten und zur Vielfalt der Kommunikationsplattformen (Medienanwendungen) beitragen.

Als Wissensbasis bezüglich der formalen Nutzung muss man sich mit Befunden über die Nutzungsfrequenz einzelner Anwendungen als solche begnügen, ohne mehr über die Konstellationen der Kommunikation innerhalb dieser Anwendungen erfahren zu können. Zuvorderst bei den interaktiven Online-Medien stehen gemäss Horst Stipp, der die Nutzung von Online-Medien in den USA untersuchte, die Anwendungen E-mail und Chat (Stipp 2000, S. 132). Als Nutzungsschwerpunkt nimmt vor allem das Interaktionsmedium E-mail vor allen weiteren Online-Anwendungen deutlich den ersten Rang ein (Stipp 2000, S.132, van Eimeren et al. 1998, S. 428). Diese Alltäglichkeit im Umgang vor allem mit E-mail hat, zumindest empirisch gesehen, soziale Implikationen im Sinne einer Wirkung auf das soziale Mediennutzungsverhalten: Der rückgekoppelten sozialen Kommunikation mittels solchen Medien wird ein immer höherer Stellenwert als interaktives Medium eingeräumt - sie sind zur gesellschaftsfähigen sozialen Kommunikationsplattform geworden. Ethnografische Studien, welche sich Fragestellungen wie der Identitätskonstruktion in MUD-Welten oder der Bildung virtueller Gruppen widmen (vgl. Turkle 1995, Baym 2000), können nicht über die Prädominanz sozial stärker genutzter Medien wie dem E-mail hinwegtäuschen - dies jedenfalls lassen Nutzungszahlen vermuten.

Zwischenmenschliche interaktive Kommunikation ist aber genausowenig an eine einzelne Online-Plattform wie an die Lokalität (die physische Präsenz) der Kommunikationspartner gebunden. Nutzungszahlen sind ein Indikator, welche die sozialen Implikationen der Online-Kommunikationsanwendungen wie E-mail im weitesten Sinne transparent machen können. Allerdings ist die technisch vermittelte interpersonale Kommunikation so individuell gestaltbar, gerade weil so viele Variationen des Gebrauchs bestehen und die technische Vermittlung eben je länger, je weniger eine Determiniertheit im Umgang vorgibt - zu den schon bestehenden textuellen, bisweilen auditiven und visuellen, nach Gruppengrösse modifizierbaren Kommunikationskonstellationen und -varianten werden sich weitere gesellen. Taprogge meinte schon 1996 hinsichtlich der kommunikativen Freiheiten: „Der Gestaltungsspielraum ist sehr groß, so daß der konkreten Motivation und den formalen Bedingungen der Nutzung eine besondere Bedeutung zufällt“ (Taprogge 1996). Somit ist davon auszugehen, dass die Rolle des aktiven Nutzers, der sich über die Wahlmöglichkeiten bewusst sein muss, immer wichtiger wird. Auch eine Analyse des Medienumganges darf mithin die Vielfalt der Medienwahlmöglichkeiten nicht reduktiv auf einzelne (Online-) Medien beschränken, und Medien als integrale Bestandteile des Kommunikationsalltages integrierend und nach deren Hauptfunktionen vergleichend untersuchen.

Eine weitere Begrenzung der Handlungsmöglichkeiten - neben der technologischen und derjenigen des Zugangs - setzt bei computervermittelter interpersonaler Kommunikation der Kommunikationspartner, der ein Verhalten erwartet. Taprogge fasst zusammen:

„Eine der Grenzen setzt die technologische Determinierung, die jedoch beim Internet weit gesteckt ist, daher aber auch weitreichende Kenntnisse praktischer und formaler Gebrauchsweisen erfordert. Als eine weitere Grenze kann die Notwendigkeit der [...] Aktivität anderer Nutzer benannt werden. Eine letzte wichtige Grenze besteht darin, daß als Grundvoraussetzung für die Nutzung ein Zugang zum Internet verfügbar sein muß. Ist dieser Zugang vorhanden, so muß technologisch zwischen sehr unterschiedlichen Qualitäten des Zugangs differenziert werden“ (Taprogge 1996).

Hier wird die Bedeutung als von den interagierenden Nutzern selber konstruierte Bedeutung angetönt. Ein Nutzungseffekt wird also nicht als allein vom Medium ausgehend erwartet - das mit grossem Aktivitätspotential ausgestattete Individuum gestaltet sich eher die interpersonale Kommunikation online den eigenen Kommunikationszwecken entsprechend, als dass es sie „konsumiert“. Tendenziell werden auch die Zugangshürden, um die Möglichkeiten des Internet vollumfänglich auszuschöpfen, zunehmend kleiner, sind doch heute viele Haushalte schon mit einem Online-Anschluss ausgestattet.

Inhalt

1.1 Fragestellung: ersetzt oder ergänzt soziale Kommunikation online alte Kommunikations- und Beziehungsmuster?

Bei der Online-Kommunikation wird also die Gestaltung der Kommunikation stärker als bei herkömmlichen Medien - bspw. dem Telefon, wo nur one-to-one und mittels einem Kanal kommuniziert wird -, aber auch durch die breitgefächerte Angebotsauswahl, in die Hände der Kommunizierenden gelegt. Das Erleben der Kommunikation bei interaktiven Online-Medien ist also in verstärktem Masse individuell gestaltbar. Der Gebrauch dieser neuen technikvermittelten Online-Kommunikationsformen ist darüber hinaus nicht statisch, sondern ständig im Wandel. Viele Verwendungsmöglichkeiten liegen vor, und das Netz ist ständig am Expandieren, so dass dadurch viele neue interpersonal bedeutsame Prozesse und Kommunikationsnetzwerke entstehen. Der Umgang mit einem Medium dürfte vor dem Hintergrund individueller Ziele und Bedürfnisse somit erst im Kontext der Kontaktmuster und Kommunikationssituationen zu erforschen sein. Um feststellen zu können, welche sozialen Nutzungsmuster sich herausbilden, müssen Medien, um sie als stark vertretene Alltagsmedien auszuweisen, immer auch universellen Kriterien der sozialen Nutzung genügen, und sich so einem Vergleich unterziehen. Die Fragestellung in der vorliegenden Arbeit bezieht sich denn im Sinne der obigen Ausführungen auf die Auswirkungen von neuen Handlungsmöglichkeiten und vermeintlichen - wissenschaftlich umstrittenen - Bedeutungsverlusten bei der sozialen Online-Kommunikation auf die Ausgestaltung und das Ausleben von Beziehungen - wobei einzelne starke Beziehungen als Inbegriff des Sozialen betrachtet werden. Die medial vermittelte Beziehungskommunikation und damit: die Alltagskommunikation mittels Medien, soll anhand eines Medienvergleichs empirisch eruiert werden. Es soll - im Sinne technikdeterministisch argumentierender Kritiker - herausgefunden werden, inwiefern computervermittelte Kommunikation als neue Form technisch vermittelter Kommunikation neue Beziehungsformen fördert, welche dann im engeren Sinne nicht als soziale Beziehungen bezeichnet werden können. Die Forschungsfragen dieser Arbeit lauten somit:

Haben neue Online-Kommunikationsformen wie E-mail, aber auch andere Möglichkeiten der (zeitgleichen oder zeitverschobenen) Kommunikation in sozialen Interaktionen einen hohen Stellenwert, so dass sie als soziale Vermittler von Bedeutung angesehen werden können, und anderen alltäglich benutzten Medien in dieser Hinsicht ebenbürtig sind?

Hat die „Bandbreite“ von Online-Medien generell längerfristige Auswirkungen auf die Sozialität des Menschen, indem die Bekanntschaften durch die Einflüsse der Technik von anderen Merkmalen geprägt sind oder auch ganz neue Bekanntschaftstypen dominante soziale Bedeutung erhalten, die ohne Online-Kommunikation gar nicht möglich wären?

Diese Fragestellung bezieht sich somit auf die Beziehungsebene und deren Zentralität für die Empfindung „sozialer Kommunikation“: Welcher soziale Stellenwert kann welchen Medien empirisch eingeräumt werden, und wie „technisch“ bedingt sind die Kommunikationserfolge letztlich: gibt es in diesem Sinne soziale „Effekte“, die allein vom Medium ausgehen, und nicht von den Sinn übermittelnden Kommunizierenden selber, so dass neue soziale Kommunikationsnetzwerke u.v.a. Beziehungsmuster entstehen? Entstehen also in anderen Worten soziale interpersonale Online-Nutzungsmuster, die durch die Verwendung der jeweiligen Technologie ein Abweichen von der alltäglichen sozialen Kommunikation in Beziehungen fördern würden?

Der Frage nach der Bedeutung von empirisch starken Formen, computervermittelt sozial zu interagieren, soll somit zentrale Aufmerksamkeit geschenkt werden, um die „Sozialität“ von Online-Medien im Vergleich zu anderen Medien beurteilen zu können. Auf die damit aufgeworfenen Fragen geben traditionelle CMC-Modelle nicht oder nur ansatzweise Antwort. Sie gehen davon aus, dass interpersonale Kommunikation bei Verwendung eines Mediums nicht beliebig gestaltbar ist. Medienvermittelte Interaktionen sind dergestalt von unterschiedlicher Vielfalt der verwendbaren Kanäle geprägt, dass ihnen aus sozialpsychologischer Sicht oft eine unterschiedlich starke „Bedeutungsreduktion“ gegenüber der Face-to-Face-Kommunikation eingeräumt wird. Solche traditionellen CMC-Modelle verwenden ein Kommunikationskonzept, das die Kommunikation als qualitativ abhängig von den dabei einbezogenen Kommunikations- und Sinneskanälen macht. Als Standard der „idealen“ Kommunikation wird die Face-to-Face-Situation gesehen, und diese „wahre“ Kommunikation wird nun je nach zwischengeschaltetem Medium - wie dies beim Telefon, aber auch bei CMC der Fall ist - gemäss solchen Konzepten in ihrer Übertragungskraft reduziert. Es kommt zu einer Reduktion insbesondere der nonverbalen Kanäle, welche als Reduktion der Freiheit kommunikativen Ausdrucks und der Bedeutungsübermittlung gesehen wird.

Inhalt


2. Theorien computervermittelter Kommunikation

Die technisch vermittelte Kommunikation wird in der Literatur, wie dies schon angedeutet wurde, insbesondere unter Gesichtspunkten der möglichen Restriktionen bei der Bedeutungsübermittlung in sozialen Beziehungen, aufgegriffen. Ein Überblick über die theoretischen Modelle computervermittelter Kommunikation soll darüber Aufschluss geben, wo seit den 80er Jahren die Schwerpunkte lagen bei der sozialwissenschaftlichen Forschung über interpersonale Online-Kommunikation. Nach einem Aufriss der gängigsten Modelle soll ein Modell vorgestellt werden, welches personelle Faktoren mitberücksichtigt und als eigentlichen Dreh- und Wendepunkt gelungener und sozialer Online-Kommunikation beschreibt - ganz entgegen der technikdeterministischen Sichtweise, welche ich im folgenden nachzeichnen möchte.

2.1 Die traditionelle Sicht: Technikdeterminismus

Da sich CMC-Theorien durchgehend mit der Frage beschäftigen, welche Besonderheiten die computervermittelte Kommunikation aufweist, wie diese Besonderheiten zustandekommen und welche kurz- und langfristigen Konsequenzen sie haben, überschneiden sie sich in ihren Kernthesen und bilden ein eigentliches Paradigma technikkritischer Theorie: Sie lassen sich als technikdeterministische Sichtweise zusammenfassen. Als Ausgangpunkt der theoretischen Diskussion und als Quelle für viele technikdeterministische Modelle ist zunächst das Kanalreduktionsmodell zu erwähnen (Döring 1999, S. 241). Wie der Name schon sagt, bewertet dieses Modell die Kommunikation über verschiedene Medien durch die Anzahl Kanäle, welche den Kommunizierenden zugänglich sind. Als Standard gilt die Face-to-Face-Situation, wo alle Kanäle vorhanden sind, um Emotionen und Intimität bspw. zu kommunizieren. Warum allerdings getippter Text nicht geeignet sein sollte, Gefühle zu kommunizieren, Intimität herzustellen oder sinnliche Eindrücke zu erzeugen, ist theoretisch bei diesem Modell unklar, und wird pauschal als „Ent-Sinnlichung“ und „Ent-Menschlichung“ abgetan. Anhänger dieses Modells sind überzeugt, dass Face-to-Face-Kommunikation per se einen ganzheitlicheren, menschlicheren, und restriktionsfreieren Austausch garantiert - und somit bei CMC eine Reduktion der Sinneseindrücke durch die Substitute der Textkommunikation, durch deren zeitliche und räumliche Ungebundenheit automatisch der Fall sein muss. Unterschiedliche Kommunikationsanlässe und -bedürfnisse werden kaum differenziert (Döring 1999, S. 210ff.).

Auf der Grundidee des Kanalreduktionsmodelles aufbauend, beschreiben Filter-Modelle die Kommunikation allgemein als je nach Anzahl zugänglicher Kommunikationskanäle unterschiedlich informativ - in anderen Worten: es geschieht ein Herausfiltern von „sozialen Hinweisreizen“: mit einer Verringerung der Kommunikationskanäle ist ein Informationsverlust verbunden, der die Wahrnehmung des Gegenübers und damit auch die Einschätzung desselben verändert. Weil der Kontext der Kommunizierenden bei textvermittelter Kommunikation wenig klargemacht werden kann, man also wenig darüber weiss, lässt sich die Beziehung zu einer anderen Person im Gegensatz zum RL durch einen Nivellierungseffekt beschreiben. Die Anonymität durch die Abwesenheit von sozialen Hinweisreizen oder -dimensionen (Alter, Aussehen, Bildung, Status, Vermögen, Gestik und andere nonverbale Ausdrucksformen) macht die Kommunikation zu einem enthemmten, wenig realitätsbezogenen Prozess. Die Reduktion nonverbaler Kanäle wirkt sich also negativ auf das soziale Verhalten aus- durch die Reduktion der Kanäle und die Frustration und Disinhibition schaffende Zeitverzögerung ist dann „dereguliertes“ und extremes („antinormatives“) Verhalten Folge dieser „Deindividuierung“ und Vereinheitlichung der Ausdrucksmittel (Spears et al. S.13ff.). Filter-Modelle bauen also auf der These der Egalisierung und der daraus resultierenden Provokation feindlichen, anomischen, normverletzenden und antisozialen Verhaltens auf (Döring 1999, S. 214ff.).

Ebenfalls auf den Grundannahmen der Theorie der Kanalreduktion bauen die Konzepte der medialen Reichhaltigkeit und der sozialen Präsenz auf. Im Modell der sozialen Präsenz (Fulk et al. 1990) wird der Anspruch erhoben aufzuzeigen, wie bei medialer Vermittlung interpersonale Kommunikation aus subjektiver Sicht verarmt, weil in dem Grade die sozialen Faktoren Wärme, Persönlichkeit, Sensibilität und Geselligkeit abnehmen, in dem die „natürlichen“ Kanäle reduziert werden. Die soziale Präsenz ist also ein subjektiver Eindruck beim Mediengebrauch. Bei der „Information Richness Theory“ oder eben: Theorie der medialen Reichhaltigkeit (Daft / Lengel 1986 in: Lee 1994, S.144) unterscheidet man die verschiedenen Kommunikationsmedien hinsichtlich ihrem Potenzial, erfolgreich Bedeutungen innerhalb einer gewissen Zeit zu übermitteln. Dabei lassen sich die Medien anhand dieses Kriteriums folgendermassen hierarchisch klassifizieren:

  • Face-to-face Kommunikation

  • Telefon

  • Persönliche Dokumente wie Briefe oder Memos (handschriftlicher Text)

  • Unpersönliche geschriebene Dokumente (maschinengeschriebener Text) und

  • Numerische Dokumente (ebd.).

Zumal E-mail und Chats oder IRCs, wenn auch je länger desto weniger (Stichwort: Video Conferencing, Voice-Mail, Video-Mail), so doch vorwiegend mittels alphanumerischen Codes übermittelt werden, müssen sie der vierten und somit informationsbezogen fast der niedrigsten Kategorie zugeordnet werden.

Als Gründe für genau diese Unterteilung geben Vertreter des Ansatzes der medialen Reichhaltigkeit an, dass es 1. auf die unterschiedlichen Kapazitäten für unmittelbares Feedback, 2. auf die Anzahl kommunikativ wirksamer Dimensionen (cues) und Kanäle, 3. auf die Möglichkeiten der Personalisierung, und 4. auf die Möglichkeit zur Variation der Sprache (Ton, Länge) ankomme, um die potenzielle Informationsleistung eines Mediums zu klassifizieren. Allen S. Lee beschreibt die Dimensionen des informationsbezogen „kargen“ Mediums E-mail, welche wegen der fehlenden Feedback-Möglichkeiten in ihrem Informationspotenzial gar tiefer eingeschätzt werden müsste als Chats (die ja synchron vonstatten gehen):

„[...] according to information richness theory, a document (such as e-mail) is a lean medium because it lacks the capability for immediate feedback, uses only a single channel, filters out significant cues, tends to be impersonal, and incurs a reduction in language variety“ (Lee 1994, S.145).

Bei diesen Modellen, die allgemeingültige Konzepte für eine „rationale Medienwahl“ formulieren, sind die subjektiven Rangreihen, die Menschen im Zusammenhang mit Medien bilden, hierarchisch an einem Ideal orientiert, welches durch ein „Maximum an persönlicher Nähe“ beschreibbar ist (Döring 1999, S. 217).

Es kann in der Gesamtbetrachtung der angeführten Modelle die gemeinsame Betonung der Tatsache hervorgehoben werden, dass etablierte Face-to-Face-Kommunikation mit einer Person von grösserer Bandbreite und Gestaltungsfreiraum gekennzeichnet ist wie jene online. Solche technikkritischen/ technikdeterministischen CMC-Modelle gehen von einem Ideal der Kommunikation aus, welches in der Face-to-Face-Situation gesehen wird. Um dagegen zu argumentieren, lässt sich natürlich nicht bestreiten, dass faktisch ein Medium benutzt wird, dass die Kommunikation in diesem Sinne also nicht „unmittelbar“ ist, und dass somit immer auch die Ebenen der Bedeutungsübermittlung davon betroffen sind. Allerdings kann sich dieses Empfinden psychologischer Unvermitteltheit zwischen unterschiedlichen Kommunizierenden stark unterscheiden - und die Bedingungen für diese Unterschiede der empfundenen Kommunikation gilt es zu untersuchen. Darüber hinaus muss auch berücksichtigt werden, dass sich Perzeptionen medialer Kommunikationssituationen im Zeitablauf und insbesondere in Verbindung mit einer erworbenen Medienpraxis und -kompetenz ändern. Eine Sichtweise, welche pauschal die Übermittlungskraft und Einschränkungen bei der Bedeutungsübermittlung behauptet, ist also nicht angebracht. Es muss immer auch gesehen werden, dass sich im Falle neuer Formen technisch vermittelter interpersonaler Kommunikation die Regularien bei jedem Nutzer auch intrapersonal ausbilden müssen, und diese dann auch situationsadäquat in interpersonaler Kommunikation gehandhabt werden müssen - die Verwendung eines Online-Mediums ist wie schon erwähnt als stark individualisiert bezeichenbar. Als entscheidenden Faktor dabei für die Optimierung der Verwendungsmöglichkeiten nennt der Kommunikationswissenschaftler Joachim Höflich die Zeit: mit zunehmender Medienerfahrung werden die Möglichkeiten eines Mediums und dessen Beschränkungen auch besser verstanden. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von Medienkompetenz. Es ist in diesem Sinne also davon auszugehen, dass ein

„... an den technischen Eigenschaften festgemachter Medienbegriff [...] hierbei nicht [ausreicht]. Medien werden vielmehr durch die soziale und kulturelle Rahmung des Kommunikationsprozesses zu „bedeutungsvollen“ Objekten im Kontext der interpersonalen Kommunikation. Dabei stellt sich zugleich die Frage: Welche - individuelle, kommunikative, soziale - „Bedeutung“ hat es, wenn ein (technisches) Medium zur Realisierung von Kommunikationsabsichten genutzt respektive in den Prozess der interpersonalen Kommunikation eingeführt wird? Kommunikationswissenschaftlich interessiert dabei nicht die Technik oder das Technische per se, d.h. nicht wie eine Sache technisch, sondern wie sie sozial „funktioniert““ (Höflich 1996, S.60).

Es sind somit nicht nur die formalen - uns schon bekannten - Eigenschaften eines Mediums, welche die Kommunikation formen, sondern vielmehr die kulturelle Verwendung und soziale Einbettung eines Mediums, welche die Kommunikation prägt und welche sie von anderen (Online-) Kommunikationsformen unterscheidet. Zentraler Punkt also für eine Analyse der Medienverwendung in unterschiedlichen Kommunikationskontexten ist die intersubjektive Bestimmung der Mediensituation in Zusammenhang mit den Rahmenbedingungen bzw. die interpersonale mediale Kommunikation selber. Der Sichtweise der „medienimmanenten Restriktionen“ ist vorzuwerfen, dass der Mensch, der „richtig“ kommuniziert, sich gerade nicht der Technik unterzuwerfen hat, sondern die neue Interaktionsform seinen interpersonalen Kommunikationszielen mit zunehmender Verwendung (Medienerfahrung) anzupassen weiss, und die Kommunikation damit auch ihren für das Individuum spezifischen Sinn erhält.

Somit variiert der Einfluss des Mediums auf die Kommunikation je nachdem, ob die richtige Wahl des Mediums getroffen wurde, d.h. ob in der Interaktion mit dem Gegenüber die eigenen Ziele und Erwartungen an die jeweilige Kommunikationssituation angemessen mittels den medialen Möglichkeiten erfüllt werden können. So gesehen sind Folgen von neuen Kommunikationstechonologien selten als eindeutig positiv oder negativ zu veranschlagen, und es gilt, das Individuum und seine sozialen/kommunikativen Einbindungen differenziert zu betrachten.

Mit der Problematik der Medienverwendung oder des Umganges ist ein theoretisch schon breit erkundetes Feld angesprochen, in welchem aber sehr unterschiedliche Ansätze zu verorten sind. Die Ansätze sind allerdings, wie dies eingangs schon erwähnt wurde, nicht eindeutig einem einzigen Untersuchungsgegenstand der globalen „Online-Kommunikation“ gewidmet (vgl. z.B. Wellman 1997, Jettmar/ Rapp 1996, Chenault 1998, Spears et al., o.J.). Die Verwendung eines Mediums ist jedoch immer vor dem Hintergrunde der individuellen Ziele und Erwartungen und dem sozialen Aushandeln seines bedeutungstragenden Potenziales zu sehen - wichtige, nicht zu vernachlässigende Bedingungen bei der Analyse der personell sehr unterschiedlich gestaltbaren Kommunikationsformen der Online-Kommunikation. Wie dies durch das Zitat Höflichs schon angetönt wurde, soll im Sinne der sozial und nicht der technisch bedingten Bedeutungskonstruktion der Fokus auf Möglichkeiten gerichtet werden, einen theoretischen Grundstein für die quantitative Erfassung sozialer Prozesse online zu legen.

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2.2 Die interpersonale Vermittlung des „Sozialen“: Soziale Kommunikation als medienvermittelte Bezugnahme auf andere

Obwohl die Face-to-Face-Situation, die kollokale Kommunikation also, in der Sozialpsychologie als natürliche Grundform sozialer Kommunikation und Interaktion begriffen wird, werden soziale Kontakte immer mehr in anderen, mit technischen Medien hergestellten Kommunikationssituationen und -umgebungen gesucht, erweitert oder ergänzt. Die Tatsache, dass in den entwickelteren Industriegesellschaften immer mehr von der Wählbarkeit unterschiedlicher Medien Gebrauch gemacht wird, lässt darauf schliessen, dass sich die Face-to-Face-Situation oder andere, an Kommunikationskanälen „reichere“ Medien, nicht für jeden Kommunikationszweck als ideal erweisen oder u.U. gar keinen Vergleich zulassen, zumal die eine Situation nicht einfach durch die andere ersetzt werden kann. Darüber hinaus ist faktisch der Inhalt bei der interpersonalen Online-Kommunikation nie statisch oder vorgegeben - vielmehr hängt er von interpersonalen Prozessen, zu einem gewissen Grade also von der sehr grossen Kontingenz des „Sozialen“, ab. Ein Modell, das die Bedeutungen interpersonaler Online-Kommunikation allgemein umschreiben soll, muss also bilateral ausgehandelte Kommunikationsstrategien und -normen als in die Medienwahl eingehende Faktoren berücksichtigen.

Das Modell der interpersonalen Medienwahl von Joachim Höflich (1996) ist ein Ansatz , der sich stärker auf die wechselseitige Beeinflussung der Medienwahl durch Kommunikationspartner konzentriert. Im Gegensatz zum rationalen Medienwahlmodell, bei welchem nach dem Kosten-Nutzen-Prinzip dem Medium starre Eigenschaften zugeschrieben werden und anhand dieser ausgewählt wird, und den reduktionistisch argumentierenden Modellen, die dem Medium inhärente kommunikationshemmende Eigenschaften zuschreiben, stellt das interpersonale Medienwahl-Modell die wechselseitige Einflussnahme durch Dyaden oder Kleingruppen auf die Medienwahl in den Vordergrund - das Medium selber wird also nicht als „Botschaft“ veranschlagt.

Das interpersonale Medienwahlmodell ist das einzige Modell, das aufgrund seiner Konzentration auf die zwischenmenschlichen Aushandlungsprozesse und Kommunikationsbewertungen die Bedeutung der Technik als vorwiegend durch den interpersonalen Online-Austausch beeinflusst begreift. Die symbolische Bedeutung des Mediums resultiert hier erst aus der Technikverwendung, nicht aus der starren Technologie selber. Es beleuchtet nicht nur das individuelle Nutzungsmuster und die Nutzungssituation im Sinne einer sozial „isolierten“ oder sozial strikt vorgegebenen Nutzung, sondern bezieht die Tatsache mit ein, dass die Kommunikationsteilnehmer immer mit einem echten Gegenüber kommunizieren. Somit hängt das Erleben der Kommunikation zu einem hohen Grade a) von diesem Gegenüber und b) von der Technikverwendung, und nicht pauschal von der Technik selber ab. Gerade in der alltäglichen Kommunikation mit einer relativ konstanten Gruppe von Menschen sind die wechselseitige Abklärung und das Vorverständnis der Kommunikationsmöglichkeiten und -restriktionen im Hinblick auf die Beziehung die wichtigsten Komponenten, welche die längerfristige Technikakzeptanz und einen funktionierenden und zufriedenstellenden Kommunikationsprozess beeinflussen.

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2.3 Das Modell Interpersonaler Medienwahl nach Höflich

Höflich untersucht Kommunikation vermittels technischer Medien also nicht bloss auf der individuumszentrierten Ebene des einzelnen Nutzers, sondern sieht die Beziehung als Dreh- und Angelpunkt für gelungene Bedeutungsübermittlung - seine Betrachtung des medienvermittelten Kommunikationsprozesses schliesst damit die Gegenseite bei der Kommunikation mit ein (Höflich 1996). Sein Konzept der Kommunikation orientiert sich nicht an einer idealen Situation, welche hierarchisch nach medialen Umständen geordnet einzuschätzen ist. Er wirft vielmehr die Frage auf, welche interpersonalen Prozesse dazu führen können, bei der Mediennutzung eine Bedeutungsübermittlung und somit Verständigung zu ermöglichen. Er greift dabei auf einen Kommunikationsbegriff zu, der menschliche Kommunikation als regelgeleitet definiert. Erst wenn beide (oder mehrere) Kommunikationspartner sich einer gemeinsamen Symbolwelt bedienen, sich also bestimmte Kommunikationsregeln angeeignet haben, können sie einander in Intention und interpretierter Bedeutung annähern, sich also verständigen.

Regeln sind also Grundvoraussetzung für Verständigung im weitesten Sinne, also Verständigung als geglaubte Verständigung zwischen zwei Menschen.

2.3.1 Kommunikation im Kontext der sozialen Beziehung: Bedeutungsinterpretationen formen die Verständigung

In jedem Falle ist eine Einigung der Kommunikationspartner über die Bedeutung des kontextuellen Rahmens, darüber also, welche Regeln in der Situation und kontextähnlichen Situationen gelten sollen, Voraussetzung für eine bedeutungsvolle, sinnhafte Kommunikation im medialen Raum. Erst wenn beide (oder mehrere) Kommunikationspartner sich einer gemeinsamen Symbolwelt bedienen, sich also bestimmte Kommunikationsregeln angeeignet haben, können sie einander in Intention und interpretierter Bedeutung annähern. Die verbalen und nonverbalen vermittelten Kommunikationseinheiten werden dabei nicht selten nur vage, mehrdeutig oder bruchstückhaft verstanden. Kommunikation ist also durch individuelle Unterstellungen, welche diese Lücken und Unstimmigkeiten ersetzen, und durch Vorstellungen über die Intentionen, welche nicht explizit genannt werden, geprägt. Auch vergangene Bemerkungen können als Erklärungen gegenwärtiger lückenhafter Äusserungen fungieren. Der Prozess der Bedeutungskonstitution ist also wesentlich von individueller Aktivität abhängig, denn wie gesehen „können sich die Kommunikationspartner letztlich nie sicher sein, die Bedeutungsvermittlung vollzogen und einander „verstanden“ zu haben“ (Höflich 1996, S. 30).

Die Ungewissheit der Verständigung bei Kommunizierenden ist aber nicht immer gleich stark von individueller Wirklichkeitskonstruktion geprägt. Zwar müssen die Kommunikationspartner in ihrer individuell konstruierten Bedeutungswelt stets in Ungewissheit und mit einer Illusion der Verständigung leben. Aber trotz bestehender Ungewissheiten ist menschliche Kommunikation kein rein zufälliges Geschehen. Durch eine intersubjektive Fundierung von Kommunikation durch Regeln kann eine Reduktion kommunikativer Unsicherheiten und somit: Reduktion von Ungewissheit im Sinne der Kommunikation, erreicht werden. Die Orientierung an gemeinsamen Regeln ermöglicht kommunikative Folgehandlungen, die wiederum die Chance einer Verständigung erhöhen. Durch Regelverletzungen hingegen ist die (normative oder kommunikativ-symbolhafte) Erwartung enttäuscht und es kommt zur temporären Diskontinuität der Beziehung, welche sich zur Meinungsverschiedenheit, zur Verständnislosigkeit, oder gar zur Auflösung der Beziehung enwickeln kann. Die Beziehung ist dann nicht mehr „auf Dauer gestellt“, d.h. nicht mehr von der gegenseitigen Überzeugung durchdrungen, dass Verständigung vorliegt.

Wenn man also daran geht, Kommunikationsmuster in Beziehungen zu erklären, so spielen sozial gefestigte und latent bewusste Regeln eine Rolle bei der Kommunikationsentwicklung und dem Kommunikationserfolg. Die kommunikativen Unsicherheiten, die Verständigung und Zufriedenheit der Kommunikation können so zwischen den Kommunikationspartnern je nach Beziehung sehr stark variieren, weil es unterschiedliches Regelwissen darüber gibt, wie mit dieser Situation am besten umgegangen wird, wie mit diesem Partner am besten kommuniziert wird.

2.3.2 Beziehungsentwicklung : geprägt durch interpersonale Kommunikation

Zweifelsohne sind diese Unsicherheiten bei neuen Kontakten am grössten. Die Verständigung und das Vertrauen, der persönliche Bezug auch der kommunizierten Inhalte, nimmt mit zunehmender interpersonaler Kommunikation zu, und es wird somit auch Unsicherheit reduziert. Höflich ordnet dann die Intensivierung der Beziehung anhand von drei Ebenen an:

  • die kulturelle Ebene: beim Kontaktknüpfen unterliegen die Kommunizierenden kulturellen Standards, und müssen sich unter Bezugnahme auf allgemeingültige Werte und Normen einer Gesellschaft entsprechend näherkommen.

  • die soziologische Ebene: im Verlaufe des Austausches müssen die Kommunikationspartner einander sozial taxieren. Sie stellen sich als Rollen- oder Statusträger bzw. Mitglieder einer Gruppe vor. Die Individualität spielt hier noch eine untergeordente Rolle

  • die psychologische Ebene: Nach gegenseitigem Kennenlernen gewinnt schliesslich die Individualität und Einzigartigkeit des jeweils anderen an Bedeutung. Es treten soziale (oder gruppenspezifische) Regeln vermehrt zurück und meist werden implizite, in der Beziehung geprägte und ausgehandelte Regeln verwendet. Diese Regeln können sich auf die Sprache selber beziehen, aber auch und vor allem auf Tätigkeiten, wie bspw. die Art und Weise, „wie man etwas macht“ („lass doch die andern das so machen, wir machen das so...“). Eine psychologische Nähe wird hier also am stärksten empfunden. (Höflich 1996, S.51f.).

In Anlehnung an dieses Entwicklungsschema verweist Höflich darauf, dass sich der Begriff interpersonale Beziehung als wortwörtliche Kommunikation zwischen Personen und nicht Status- und Rollenträgern begreifen lässt, und somit ziemlich klar in die dritte Kategorie der psychologischen Ebene der Beziehung eingeordnet werden kann. Unsicherheitsreduzierende, sinnkonstituierende interpersonale Kommunikation wäre demzufolge am stärksten ein Merkmal langdauernder respektive tiefer Beziehungen, wie diese die Ehe oder Freundschaften sind.

2.3.3 Technisch vermittelte interpersonale Kommunikation

Höflichs Modell besagt, dass das Empfinden psychologischer Unvermitteltheit zwischen unterschiedlichen Kommunizierenden sich stark unterscheiden kann und nicht vom Medium abhängt, sondern von der Wahl des Mediums im Hinblick auf die gemeinsamen Kommunikationsziele. Der Mensch, der „richtig“ kommuniziert, hat sich gerade nicht der Technik unterzuwerfen, sondern hat sich über die Beziehung der neuen Interaktionsform auf seine Weise angepasst. Medientheorien haben vor allem gemeinsam, dass sie immer die interpersonale und somit soziale Dimension der Mediennutzung weitgehend ausklammern. Gerade dieser kontextuelle Rahmen ist aber nach Höflich in den Prozess technisch vermittelter Kommunikation einzubeziehen (Höflich 1996, S.80). So folgt die Nutzung des Kommunikationsmediums im Sinne der Interaktivität in Bezugnahme auf andere und mit anderen, d.h. sie erfordert „eine gegenseitige Ausrichtung am Mediennutzungskalkül und -verhalten anderer“ (ebd., S.80f.). Die gemeinsamen Regeln der Medienwahl selber müssen also gegenseitig ausgehandelt und legitimiert sein. Diese besagen, welche Medien zu welchem Zweck verwendet werden sollen.

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3. Der soziale Kommunikationsalltag: intensiv geführte, starke Beziehungen als Fokus und Messbereich für „soziale Kommunikation“

In jeder interpersonalen Beziehung unterscheidet sich der Austausch bestimmter interpersonaler Kommunikationselemente in dem Grade unsicherheitsreduzierender Kommunikation oder Erwartbarkeit von Kommunikation - die Personen kennen sich unterschiedlich gut und beziehen sich auf beziehungstypische Themen, verwenden eine beziehungstypische sprachliche Symbolwelt, und es bilden sich beziehungsspezifische Regularien der Kommunikation über verschiedene Medien.

Die wichtigsten Beziehungen im sozialen Netzwerk einer Person sind starke Beziehungen, für die grosses Wissen über den Partner und hohe soziale Gratifikationen oder Unterstützung charakteristisch zeichnen - im Sinne von Höflichs „psychologischer Ebene“ der Beziehung also. Jettmar und Rapp (1996) und Parks/ Floyd (1996) untersuchten die Beziehungssituation und -zufriedenheit off- und online bei Studenten unter Rekurs auf die beziehungsrelevanten Aspekte der Inklusion, Interdependenz, der thematischen Breite, Intimität und Persönlichkeit der kommunizierten Inhalte, der Glaubwürdigkeit und der empfundenen Verständigung. Eine soziale Beziehung konnte so stärker oder schwächer diesen Kriterien genügen. Bei einer Untersuchung über soziale Kommunikation online und deren Potenzial, gegenseitig sinnvermittelnd zu wirken, sollen gerade die Mediennutzungsgewohnheiten in intensiven Beziehungen untersucht werden. Diese Kategorie Kommunikationspartnern, bei denen die kommunikativen Unsicherheiten am kleinsten sind, denen man am meisten vertraut und mit denen man am meisten persönliche Inhalte teilt, bilden eine wichtige soziale Stütze für das Individuum, wenn nicht die wichtigste: sie setzen sich aus Freunden und nahestehenden Verwandten zusammen. Auch deren Funktion als „Träger“ des sozialen Netzwerkes ist in diesem Zusammenhang wichtig. Es ist somit sinnvoll, starke oder intime Beziehungen zu untersuchen, weil in subjektiv starken Bindungen mitunter empirisch am meisten Kontakt, am meisten Multiplexität (Breite der Themen und Vielfalt in der Kommunikation) und am meisten Intimität der kommunizierten Inhalte erwartet werden kann - und weil sich soziale Netzwerke um diese starken Beziehungen herum aufbauen (Granovetter 1973, 1982 in: Wellman/ Potter 1999, S.53). Wie Barry Wellman und Stephanie Potter aufzeigten, sind in der sozialen Gemeinschaft Faktoren wie Häufigkeit des Kontaktes und Intimität fundamentale Bausteine des persönlichen sozialen Netzwerkes allgemein (Wellman/ Potter 1999). Diese zentralen Faktoren wiederum sind in intimen und starken Beziehungen am ehesten vorhanden. Es werden 40% der aktiven Bindungen als „Intimates“ beschrieben, welche unserer Beschreibung einer starken sozialen Beziehung gleichkommt (die Beziehung wird als intim und speziell empfunden/ man verspürt das Bedürfnis, so oft wie möglich über längere Zeit zusammen zu sein/ man empfindet gegenseitig starkes Verständnis, kann den Partner verstehen und seine Bedürfnisse und Erwartungen einschätzen; Wellman/ Potter 1999, S. 67f.).

Die Forschung über medial vermittelte „soziale Kommunikation“ schlechthin muss sich gerade mit der Kommunikation in solchen starken Beziehungen befassen, a) will sie eine Garantie dafür, dass aus Sicht der Nutzer die Voraussetzungen interpersonal und motivational da sind, um einen möglichst starken Sinnbezug [1] mit der Person herzustellen, und b) soll die Relevanz eines Mediums in Zusammenhang mit einer zentralen Figur des „persönlichen Netzwerkes“ erkannt werden. Weiter lässt sich so auch c) die Relevanz eines Mediums im Kommunikationsalltag besser erkennen, denn starke soziale Beziehungen sind typischerweise auf Dauer gestellt und durch häufigen Kontakt gekennzeichnet. Mit dieser Einschränkung der „sozialen Beziehung“ auf starke, intime Bekanntschaften sind der Forschung über interpersonale soziale Prozesse auch Grenzen der Interpretation gesetzt, was die Gefahr überhöhter Prognosen entschärfen könnte.

Wir können jedoch schon heute sagen, ohne uns in utopischen Zukunftsvorstellungen zu verlieren: Solche starken Beziehungen sind alles andere als häufiger persönlich erreichbar. Im Gegenteil: die Reichweite des persönlichen Netzwerkes ist um so höher (d.h. geografisch ausgedehnter), je mehr solcher „intimen“ Beziehungen geführt werden. Auch wird jedoch natürlicherweise mehr Kontakt mit diesen Beziehungen gesucht (Wellman/ Potter 1997, S. 68.) - was uns wieder zur Relevanz medienvermittelter Kommunikation zurückbringt: durch die starke Alokalität von intimen Beziehungen sind Medien heute unersetzbar - es fragt sich nur, bei welchen Medien dies stärker der Fall ist. Medienkommunikation geschieht somit erwarteterweise oft als Ersatzhandlung für den gewünschten aber nicht erfüllbaren Face-to-Face-Kontakt. Im Falle intimer Beziehungen lässt sich dies mit einiger Sicherheit sagen. Nun muss man sich beim Vorhaben, solche starken sozialen Beziehungen in Online-Kommunikation zu untersuchen, die strenge Trennung zwischen On- vs. Offlinebeziehung aufzugeben: vor allem die ‚Nicht-‚ und die ‚Auch-Onlinebeziehungen’, weniger jedoch die ‚reinen’ Netzbeziehungen, sind oft als kontaktintensive im Zusammenhang mit sozialer Kommunikation in starken Beziehungen von Relevanz. Vorgängige Studien lassen die Vermutung als berechtigt erscheinen, dass im Kommunikationsalltag mittels Online-Medien nicht vorwiegend mit reinen Online-Bekanntschaften kommuniziert wird, sondern mit Personen, die schon im Vorfeld der interpersonalen Online-Nutzung kennengelernt wurden (Döring 1999, S. 460). Von Interesse für die Fragestellung über die soziale Alltagskommunikation, wie sie im Rahmen dieser Arbeit formuliert wurde, dürften aber gerade die häufig kontaktierten und somit die Auch-Online-Beziehungen sein, zumal sie Aussagen über die Bedeutung von Online-Medien im sozialen Alltag bestätigen oder verwerfen. Dimensionen der interpersonalen Beziehung können also dafür ausschlaggebend sein, was für Kommunikationszwecke verfolgt werden, und ob die Bandbreite oder Kapazitäten des Mediums diese abdecken können. Kann die Medienwahl diese - vom Kommunikationspartner als auch vom Ego abhängenden - Bedürfnisse erfüllen, und welche Vorteile und Nachteile bringt sie mit sich?

Medientheorien haben vor allem gemeinsam, dass sie die Möglichkeit, Beziehungen und soziale Gruppen als Träger von Bedeutung zu berücksichtigen, weitgehend ausklammern. Die sozialen Implikationen und intersubjektiven Erfordernisse werden zugunsten des technischen Aspektes vernachlässigt. Gerade dieser kontextuelle Rahmen ist aber nach Höflich in den Prozess technisch vermittelter Kommunikation einzubeziehen (Höflich 1996, S.80). Höflich schliesst aus einer Betrachtung sozialpsychologischer CMC-Konzeptionen und -theorien, dass Kommunikationsprobleme dann um so eher zu erwarten sind, wenn die Medienwahl nicht mit den kommunikativen Erfordernissen der Handlungssituation vereinbar ist. In unserem Falle bestimmen die Erwartungen zweier stark verbundener, miteinander bekannter Personen diese Handlungssituationen. So folgt die Nutzung des Kommunikationsmediums im Sinne der Interaktivität in Bezugnahme auf andere und mit anderen, d.h. sie erfordert „eine gegenseitige Ausrichtung am Mediennutzungskalkül und -verhalten anderer“ (ebd., S.80f.). Weder das Medium noch die darin vereinten Möglichkeiten der Kommunikation, sondern einzig die sinnstiftende Beziehung bilden eine intersubjektive Grundlage für bedeutungsvolle Kommunikation. Und je nach Koorientierung der Kommunikationspartner kann diese durch adäquate Medienverwendung auch in Online-Kommunikation gefunden werden.

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3.1 Online-Medien als Träger neuer sozialer Netze: lockere, fragile Bindungen anstelle intensiver und dauerhafter Beziehungen?

Im Zuge vielfältiger Möglichkeiten nicht nur der wählbaren Kommunikationsplattformen und der Notwendigkeit des Erlernens neuer „Netz-Sprachen“, sondern auch der sozialen Zugehörigkeiten und technisch bedingten distanz- und zeitunabhängigen Freiheiten, kommen Zweifel hinsichtlich dem Nutzen für das soziale Netz des Menschen auf: Als gesellschaftliche Wirkung auf das soziale Netz im RL lassen theoretische Argumentationslinien erwarten, dass die soziale Integration im Sinne von Tönnies’ dicht gewobener und auf Dauer gestellter, affektiv verbundener Gemeinschaft (Tönnies 1887) schwächer werden wird, wenn CMC als Mittel zur Kontaktknüpfung zu virtuellen Gruppen benutzt wird. Dies deshalb, weil die Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen vor allem hinsichtlich ihrer Konsistenz, Dauer, Persönlichkeit und Vielfalt des Selbstausdrucks individuell variiert werden können - wobei Thiedeke diese charakteristischen Eigenschaften rein virtueller Gruppen unter dem typisierenden Begriff der Optionalität zusammenfasst (Thiedeke 2000, S. 25). Somit kann - wenn denn diese Erwartungen sich bestätigen lassen - von einer Tendenz zur Individualisierung von sozialen Netzwerkzugehörigkeiten gesprochen werden. Es lässt sich daraus schliessen, dass mit den neuen CMC-Möglichkeiten der Kontaktaufnahme die sozialen Netzwerke unübersichtlicher, dafür aber disponibler und weniger verbindlich werden - was auch die affektive Verbundenheit zwischen Partnern beeinträchtigen kann. Sie erlauben multiple Mitgliedschaften, und soziale Integration ist weitgehend vom eigenen Engagement abhängig. Hier gelten also - nach dem Prinzip der Selbstbestimmung - mehr denn je die Interessenslage oder die emotionale Zugehörigkeit zu Einzelnen als Bezugspunkte für soziale Beziehungen. Auswirkungen kann dies vor allem längerfristig auf die Sozialität des Menschen haben: Barbara Becker bspw. spricht von einer gesamtgesellschaftlich feststellbaren, vor allem jedoch durch neue Technologien wie CMC unterstützten Tendenz hin zu weniger Stabilität und Kontinuität der Beziehungen, jedoch mehr Offenheit, Fragilität und Diskontinuität in Zusammenhang mit diesen disponiblen individuellen Wahlmöglichkeiten (Becker 2000, S.127). CMC verbessert also tendenziell die Möglichkeit, sich mit einer grossen Zahl von sozialen Milieus zu verbinden, während es die Involviertheit in einzelnen Milieus abschwächt. So vermindert CMC also die Kontrolle eines einzigen sozialen Milieus durch die Möglichkeiten der individuellen Wählbarkeit, fordert aber von den (netzaktiven) Menschen, ihre locker gewobenen und fragmentierten Netzwerke nunmehr aktiv zu erhalten und zu gestalten.

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3.2 Empirie: Ergänzung statt Ersatz des sozialen Netzwerkes durch Online-Medien

Empirische Untersuchungen zeigen demgegenüber, dass es bei computervermittelter Kommunikation eigentlich nicht zu einer Verlagerung der (meist schon vorher) bestehenden sozialen Beziehung auf das Computernetz kommt, sondern dass meist das Netz dann benutzt wird, wenn es funktional den Austausch vereinfacht, beschleunigt, verbilligt und oft auch vervielfacht: Kontakte in bestehenden Beziehungen werden häufiger und neue Beziehungen kommen hinzu (Döring 1999, S. 340).

Dieser hohe Grad der Optionalität und die damit verbundene Möglichkeit der multiplen Mitgliedschaften, als auch die tiefe soziale Präsenz in CMC sind somit nicht als einschränkend in Bezug auf die Stärke der Beziehungen im einzelnen und auf das soziale Netz generell zu deuten: Online kontaktierte Beziehungen sind oft stark und umfassen häufigen, unterstützenden und kameradschaftlichen Kontakt. Sie sind meist auch nicht reine Netzbeziehungen (solche also, welche übers Netz kennengelernt wurden). In meiner Online-Studie mit Benutzern von Yahoo! Online-Diensten, welche ich im Rahmen meiner Lizentiatsarbeit durchgeführt habe [2], können erste Resultate für das wahlweise Kontaktknüpfem mit intimen, starken Beziehungen bürgen: von 87 Nutzerinnen und Nutzern (Stichprobe total: 155 Fälle), welche E-mail am häufigsten verwendeten, haben lediglich 22 (25.3%) angegeben, dass die wenigsten online kontaktierten Menschen aus dem engeren Freundeskreis stammen. 32 (36.8%) dieser Gruppe gaben an, dass gar die meisten aus ihrem engeren Freundeskreis stammen. Bei den Nutzern der Medien Chat und „neue synchrone Online-Dienste/ Messenger-Systeme“ (wie Yahoo! und Hotmail Messenger) wiederum sieht es anders aus: von 63 hauptsächlichen Nutzerinnen und Nutzern dieser Anwendungen gaben 27 (42.9%) an, dass die wenigsten kontaktierten Menschen online aus ihrem engeren Freundeskreis stammten - hier werden somit verhältnismässig weniger tiefe und starke Beziehungen gepflegt.

Es konnte also festgestellt werden, dass CMC global als „sozioemotional gleichwertig“ (vgl. Rice/ Love 1987) mit anderen Kommunikationsformen wie dem Telefon bezeichenbar ist, indem es sich - vor allem im Falle von E-mail - als funktional für die Kontinuität und Vertiefung einer subjektiv wichtigen Beziehung (was mit „enger Bekanntschaft“ gleichgesetzt werden kann) erweist. Dies täuscht jedoch nicht über die Tatsache hinweg, dass unterschiedliche Anwendungen für unterschiedliche Beziehungsformen bestimmte „soziale Gebrauchsweisen“ nahe legen und insofern auch neue Umgangs - und Konstruktionsformen des eigenen sozialen Netzes zulassen - in anderen Worten: eine „Virtualisierung“ des sozialen Netzes. Problematisch wird in diesem Zusammenhang vor allem gesehen, dass Nutzer von CMC generell auf soziale Hinweise wie Attraktivität, Aussehen, Physik etc. verzichten oder danach trachten müssen, diese erfolgreich mit verbalen Mitteln zu kompensieren (Walther 1992; Walther 1996). Gegen diese These der notwendigen Kompensation lässt sich empirisch anführen, dass zu oft - gerade in Experimenten - die strengen Trennungen zwischen reinen Netzbeziehungen und Offline-Beziehungen mit der Realität gleichgesetzt werden. Indem man annimmt, dass online mit Menschen der Kontakt nur auf virtueller Basis ausgelebt wird, weicht die Forschung wenig von der Dichotomie „Online- vs. Offline-Beziehung“ ab. Die Empirie, welche Online-Aktivitäten vor dem Hintergrund der sozialen Integration in das Gesamtnetzwerk des Menschen betrachtet, zeigt jedoch auf, dass eine Distanzierung von der Tendenz in Theorie und Forschung, stets von reinen [3] Online-Beziehungen oder reinen sozialen (Offline-)Beziehungen zu sprechen, notwendig ist (vgl. z.B. Döring 1999, S. 460). Es ist nicht repräsentativ für die Gemeinschaft aller Online-Nutzer, auf eine strenge Trennung der Beziehungsformen in Nur-Online- und Nur-RL-Beziehungen zu insistieren.

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4. Ergebnisse: Stellenwert sozialer Kommunikation mittels Online-Medien

Wie gesehen kontaktieren Nutzer der Online-Medien Chats und synchrone Konferenzsysteme stärker Menschen, die nicht zum engeren Bekanntenkreis gehören, als dies Nutzer von E-mail tun. Diese Feststellung wirft ein zwiespältiges Licht auf die Annahmen, die oben getroffen wurden: sind denn bestimmte Nutzertypen stärker als andere geneigt dazu, ihre sozialen Netzwerke online „oberflächlich“ zu gestalten, indem sie wenig starke Beziehungen online pflegen? Dies wäre eine Erklärung für die unterschiedlichen Zahlen, würde jedoch den Blick für andere Zusammenhänge trüben. Es wird vielmehr vermutet, dass die Nutzer ihre Prioritäten hinsichtlich Kommunikation nicht grundsätzlich anders, sondern insbesondere in engem Zusammenhang mit den kontaktierten Personen setzen. Schliesslich ist nach Höflich jede kontaktierte Person in seinen Erwartungen und Erwartungserwartungen, und anhand seiner Online-Kompetenzen und seines Medienumganges, individuell und verschieden zu bewerten - somit ist nicht die Nutzerin isoliert für die soziale Verwendung von Online-Kommunikationsmedien verantwortlich, sondern unmittelbar auch die damit verbundenen Verständigungsprozesse und Erfolge bzw. Misserfolge in der Kommunikation mit den einzelnen Kommunikationspartnern.

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4.1 Bedeutung computervermittelter Kommunikation in häufig kontaktierten, starken Beziehungen

In meiner Online-Studie habe ich den Nutzern ein Item vorgelegt, welches sich auf ihr Empfinden bezieht, mittels unterschiedlichen Medien mit zwei ihnen nahestehenden Personen den Kontakt zu benötigen (Deprivation). Die beiden Personen unterschieden sich hinsichtlich der Erreichbarkeit: die erste Person musste eine nahestehende Person [4] sein, die auch physisch meistens erreichbar ist (d.h. zu Fuss). Bei der zweiten Person handelte es sich um eine Person, die weit weg wohnte und physisch aufgrund der Distanz fast nie erreichbar war. Das Item lautete dann: „Es wäre schade, plötzlich nicht mehr mit der Person 1/ Person 2 über dieses Medium kommunizieren zu können...“. Als Medienvorgaben wurden die populärsten Online-Anwendungen (E-mail, Chat, synchrone Konferenzsysteme/ Messenger-Programme) und zum Vergleich die Offline-Medien „In Person“ (face-to-face-Kontakt) und Telefon/ Mobiltelefon als auch SMS gewählt.

Tabelle 1: Empfundene Deprivation bei einer Aufhebung der Kommunikation mit einzelnen Medien in starken, intimen interpersonalen Beziehungen. Gültige % der jeweiligen Medienkategorie. Antwortmöglichkeiten „Stimmt eher“ und „Stimmt eher nicht“

 

Empfundene Deprivation bei allfälligem „Entzug“? Stimmt eher

Empfundene Deprivation bei allfälligem „Entzug“? Stimmt eher nicht

Medium

Person 1 
(physisch erreichbar)

Person 2 
(selten erreichbar)

Person 1 
(physisch erreichbar)

Person 2 
(selten erreichbar)

“In Person”

138 (88.5%)

88 (56.4%)

1 (0.6%)

16 (10.3%)

E-mail

90 (57.7%)

103 (66.0%)

20 (12.8%)

17 (10.9%)

Chat

27 (17.3%)

38 (24.4%)

31 (19.9%)

26 (16.7%)

Synchrone Konf.systeme

35 (22.4%)

53 (34.0%)

26 (16.7%)

15 (9.6%)

Telefon/ Mobiltelefon

115 (73.7%)

82 (52.6%)

10 (6.4%)

18 (11.5%)

SMS

72 (46.2%)

52 (33.3%)

17 (10.9%)

26 (16.7%)

Berücksichtigt werden muss bei der Interpretation von Tabelle 1, dass Person 1 in 114 Fällen (73.5%) in Person das erste Mal getroffen wurde, in 36 Fällen (23.2%) online (5 Personen: „andere“). Person 2 wurde in 80 Fällen (52.3%) in Person und in sage und schreibe 63 Fällen (41.2%) online kennengelernt (10 „andere“). Der hohe Prozentsatz an „Online gemachten Bekanntschaften“ bei Person 2 rührt wohl vor allem daher, dass die Studie von Online-Kommunikation handelte, und diese Tatsache reaktiv auf die vorstellungsmässig aktualisierten Beziehungen wirkte - viele Nutzer stellten sich eine Online-Beziehung vor, wenn sie vermutlich sehr wohl auch andere Beziehungen online kontaktieren, die physisch nicht erreichbar sind und die sie in Person kennengelernt haben. Die Bedeutung vor allem des Mediums E-mail (aber auch anderer Online-Anwendungen) nimmt bei physisch nicht erreichbaren Beziehungen zu, im Gegensatz zu näher stationierten, starken Beziehungen, bei denen das Sich-in-Person-Treffen und das Telefon/ SMS neben dem E-mail einen hohen Stellenwert inne haben.

Die Ergebnisse in der Tabelle 1 lassen ausserdem darauf schliessen, dass man bei starken Beziehungen nicht von „reinen“ Netzkontakten sprechen muss, zumal sich diese Kategorien nicht trennscharf bilden lassen: es wird nicht allein mittels einem Medium kommuniziert, sondern (und dies ist vor allem in starken Beziehungen der Fall) es wird eine breite Auswahl von Medien genutzt und subjektiv als unentbehrlich bewertet. Auch im Falle der „Person 2“, welche oftmals online kennengelernt wurde, wird eine breite Palette an medialen Möglichkeiten als „unersetzbar“ gewertet. Tabelle 2 zeigt einige deutliche Tendenzen, welche Medien in den unterschiedlichen Beziehungsumständen häufiger und wichtiger sein können.

Tabelle 2: Kontakthäufigkeit der benutzten Medien in starken, intimen interpersonalen Beziehungen

Medium

Person 1: gar nie

Person 2: gar nie

Person 1: mehr als einmal pro Monat

Person 2: mehr als einmal pro Monat

In Person

9 (5.8%)

59 (38.6%)

102 (65.8%)

23 (15.0%)

E-mail

10 (6.4%)

12 (7.8%)

119 (76.3%)

102 (66.2%)

Chat

112 (72.7%)

97 (64.7%)

30 (19.5%)

40 (26.7%)

Synchrone Konferenzsysteme

98 (63.6%)

85 (56.7%)

44 (28.6%)

53 (35.3%)

Foren/ Elektronische Diskussionsgruppen

146 (95.4%)

139 (92.7%)

4 (2.6%)

4 (2.7%)

Tel./ Mobiltelefon

10 (6.4%)

35 (22.7%)

122 (78.2%)

62 (40.3%)

SMS

42 (27.1%)

71 (46.4%)

85 (54.8%)

60 (39.2%)

Brief

118 (76.1%)

102 (67.1%)

5 (3.2%)

8 (5.3%)

Ausser den Medien Chat, Foren/ Diskussionsgruppen, und Brief [5], welche sehr oft „gar nie“ verwendet werden, werden die Medien in der Hälfte oder mehr der Fälle mehr als einmal pro Monat benutzt - dies deutet auf eine hohe Variation in der Medienverwendung hin. Auch die Unterschiede in der Mediennutzung mit den zwei Personen sind bisweilen markant. Vor allem beim Kontaktieren von Person 1 in Person und mittels dem Telefon/ Mobiltelefon haben die Nutzerinnen und Nutzer viel höhere Werte angegeben als bei Person 2 - auch ist aus Tabelle 1 ersichtlich, dass bei Person 1 diese „Offline-Medien“ wichtiger sind als bei Person 2. Bei Person 2 werden hingegen die Online-Anwendungen durchgehend in stärkerem Masse als unentbehrlich bezeichnet. Letztere, von der wir wissen, dass sie physisch fast nie erreichbar ist, und oftmals gar online kennengelernt wurde, welche aber auch eine starke Beziehung zu den jeweiligen Nutzern darstellt, wird auch mehr mittels synchronen Online-Dienste (Chat und synchrone Messenger-Dienste) kontaktiert (Tabelle 2). E-mail hingegen ist wiederum bei Person 1 häufigeres, nicht jedoch wichtigeres, Kommunikationsmedium.

Zur Klärung der Fragestellung ist hier somit auf einige wichtige Punkte zurückzukommen, welche durch die Daten gestützt werden: interpersonale Kommunikation online ist häufig nicht die einzige Kommunikationsform in der jeweiligen Beziehung. Vor allem wenn starke Beziehungen kontaktiert werden, sind vielfältige Medienverwendungen festzustellen. Bei geographisch distanzierten Personen ist darüber hinaus zu vermerken, dass Online-Medien im Verhältnis zu Telefon- und Face-to-Face-Kontakten an Bedeutung gewinnen, ja gar wichtiger sein können als diese (E-mail).

Obwohl es nicht möglich war, im Rahmen dieser Arbeit die These zu überprüfen, dass sich soziale Netzwerke heute immer mehr aus diskontinuierlichen, instabilen und fluktuierenden Zugehörigkeiten (vgl. Becker 2000, S. 127) zusammensetzen, so lassen die Resultate eher eine Ausweitung bisheriger Kontaktmöglichkeiten als eine Substitution traditioneller „Sozialität“ durch neue Medien vermuten. Vor allem per E-mail wird mit Personen kommuniziert, die a) physisch auch erreichbar sind, und b) nicht im strengen Sinne zu den „Online-Bekanntschaften“ (im Netz kennengelernt) gezählt werden können. Offenbar werden unterschiedliche Medien auch von unterschiedlichen Nutzer-Typen verwendet: soziale Interaktionen können auf vielfältige Weise gesucht und gepflegt werden. Je nach Beziehungssituation aber sind einzelne Medien auch unterschiedlich stark geeignet, um spezifische Personen zu kontaktieren. Am Beispiel der Variable „benutzte Online-Anwendung, um Netzkontakte zu knüpfen“ lässt sich diese Feststellung zementieren: Für das Kontakt-Knüpfen sind offensichtlich Chats geeignete Orte, gefolgt von zeitgleichen Online-Diensten wie Yahoo! oder Hotmail Messenger, und dem zeitgleichen Konferenzsystem „ICQ“. Diese Anwendungen werden hingegen bei intensiven und starken Beziehungen wiederum wenig bis gar nicht verwendet (Tabelle 2) - E-mail, das Telefon oder Kurzmitteilungen mittels SMS wurden da - vor allem bei geographisch nahen Personen - als häufig verwendete Medien identifiziert.

Tabelle 3: Verwendete Online-Anwendungen, um Menschen kennenzulernen

Anwendung

Gültige Fälle 
(Total: 156)

Prozent der gültigen Werte 
(gültig: 153)

Chat (öffentlich; IRC)

65

42.5%

Messenger (Yahoo! oder Hotmail, Paltalk)

31

20.3%

ICQ („I seek you“)

20

13.1%

E-mail (mittels Homepage, geschäftlich, Kontaktlisten)

18

11.8%

Diskussionsgruppen/ Foren

13

8.5%

Kontaktdienste/ Annoncen

12

7.8%

Games

5

3.3%

Homepage (E-mail oder Eintrag)

5

3.3%

Andere Dienste/ Anwendungen

7

5.1%

Keine Antwort

1

0.7%

Keine Netzbeziehungen

23

15%

Keine Angaben

3

 

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4.2 Werden Online-Kommunikationsmedien oft als Medien für die Alltagskommunikation gewählt?

Online-Kommunikation kann dann als „alltägliche“ und „etablierte Kommunikationsform“ betrachtet werden, wenn unter den Nutzerinnen und Nutzern - solchen Personen also, die einen Online-Anschluss haben und davon Gebrauch machen können - ein gewisser Konsens (Übereinstimmung) besteht in den Ist- und Soll-Vorstellungen hinsichtlich der zu wählenden Medien in alltäglichen Kommunikationssituationen. Unter alltäglichen Kommunikationssituationen wollen wir Situationen verstehen, in denen mit nahestehenden, gut bekannten Personen kommuniziert wird.

Um die Vermutung zu überprüfen, dass sich Online-Medien schon als „alltagsverträglich“ und „gesellschaftlich etabliert“ bezeichnen lassen, so müsste Online-Kommunikation über alle Gruppen von Online-Nutzern hinweg eine gewisse Bedeutung für soziale Kommunikationssituationen eingeräumt werden. Um zu überprüfen, wie stark sich die Online-Kommunikation generell und einzelne Anwendungen im Speziellen als „Alltagsmedien“ im Kommunikationsalltag für den Kontakt mit physisch nicht erreichbaren engen Bekannten und Freunden etabliert haben, sollen die beiden Gruppen der Viel- und Wenignutzer miteinander verglichen werden. Die Werte für die Nutzungshäufigkeit wurden in zwei Kategorien zu je ca. 50% der Fälle aufgeteilt (76 gegenüber 77 gültigen Fällen). Als „Vielnutzer“ galten dann all jene, welche über 40 Stunden pro Monat online waren.

Allen Nutzern sind im Fragebogen drei Standardsituationen der Alltagskommunikation vorgelegt worden:

  1. Bei Personen, welche momentan physisch nicht erreichbar waren: welches Medium wird am ehesten gewählt? Als Möglichkeiten wurden vorgegeben:
    1. Telefon/ Mobiltelefon
    2. E-mail
    3. Chat-Treffen
    4. synchrone Online-Dienste/ zeitgleiche Kommunikationsprogramme
    5. Andere

  2. Weiter war für die alltäglich gestellte Frage: „welches Medium wähle ich?“ das nächste Item wichtig: es bezog sich auf das naheliegendste Medium, welches bei physisch längerfristig abwesenden Personen (fast nie erreichbaren Personen) gewählt wird. Dieselben Medienvorgaben (Antwortmöglichkeiten) wie unter Punkt 1 wurden hier vorgegeben.

  3. Ein letztes Item fragte nach der Medienwahl bei Personen allgemein, die physisch fast nie erreichbar sind, die aber online hypothetisch alle kontaktierbar sind („Bei Personen, die sehr weit weg wohnen und die Sie in Person fast nie sehen können, und: die einen Online-Anschluss haben, mit welchem Medium würden Sie am ehesten kommunizieren mit diesen?“).

Die Erwartung, dass Online-Medien generell und das Medium E-mail im speziellen als Alltagsmedien etabliert sind und diese Tendenz auch bei Wenignutzern gleichermassen besteht, wurde bestätigt. Es stellte sich beim Kontakt mit längerfristig abwesenden Personen gar heraus, dass Wenignutzer in der Alltagskommunikation eher zum Medium E-mail greifen (60.5% der Wenignutzer gegenüber 52.6% der Vielnutzer). Vielnutzer verwenden hingegen tendenziell stärker neuere synchrone Online-Dienste. Letztere Medienkategorie wurde vor allem im letzten Item als „Soll-Medium“ in einer optimalen Kommunikationssituation, wo beide Kommunikationspartner mit einem Online-Anschluss ausgerüstet sind, eine starke Rolle als „Alltagsmedium“ zugeschrieben (52 Nutzer oder 34% aller gültigen Fälle würden sich bei beidseitigem Online-Anschluss mittels solcher neuen synchronen Online-Anwendungen kontaktieren - darunter sind 31 Fälle oder 40.8% der Vielnutzer vertreten).

Tabelle 4: Die Bedeutung einzelner Medien, anhand einzelner alltäglicher Kommunikations-Entscheidungssituationen, in denen der Kontaktpartner physisch nicht erreichbar ist.

Wenn Person physisch nicht erreichbar - wie wird sie normalerweise kontaktiert?

Telefon

E-mail

Zeitgleiche Komm. mit Messenger- und Konferenzsystemen (bspw. Hotmail/ ICQ)

Chat-Treffen

Andere

a) Wenignutzer: 0 bis 40 Stunden/ Monat: % der gültigen Fälle (Fälle)

60.5% (46)

28.9% (22)

5.3% (4)

2.6% (2)

2.6% (2)

b) Vielnutzer: >40 Stunden/ Monat: % der gültigen Fälle (Fälle)

50.6% (39)

28.6% (22)

12.9% (10)

2.6% (2)

5.2% (4)

Wenn Person weit weg, und physisch fast nie erreichbar - wie normalerweise kontaktiert?

Telefon

E-mail

Zeitgleiche Komm. mit Messenger- und Konf.-Syst.

Chat-Treffen

Andere

a) Wenignutzer: 0 bis 40 Stunden/ Monat: % der gültigen Fälle (Fälle)

23.7% (18)

60.5% (46)

7.9% (6)

5.3% (4)

2.6% (2)

b) Vielnutzer: >40 Stunden/ Monat: % der gültigen Fälle (Fälle)

19.7% (15)

52.6% (40)

22.4% (17)

1.3% (1)

3.9% (3)

Distanzierte/ selten gesehene Personen: welches Medium gewählt, WENN bei ALLEN OL- Anschluss vorhanden WÄRE?

Telefon

E-mail

Zeitgleiche Komm. mit Messenger- und Konf.-Syst.

Brief

a) Wenignutzer: 0 bis 40 Stunden/ Monat: % der gültigen Fälle (Fälle)

13.2% (10)

55.3% (42)

40.8% (31)

3.9% (3)

b) Vielnutzer: >40 Stunden/ Monat: % der gültigen Fälle (Fälle)

11.8% (9)

47.4% (36)

27.6% (21)

0%

Die unten aufgeführten graphischen Darstellungen visualisieren die jeweils sehr ähnlichen Verteilungen zwischen Viel- und Wenignutzern hinsichtlich der „Alltagskommunikation über Telefon oder Online-Medien“. Auch zeigen sie auf, wie längerfristig, mit zunehmend flächendeckender Online-Versorgung und -aktivität, mit einer zentralen Rolle von E-mail und synchronen Online-Diensten sich als neue Form von Alltagskommunikation gerechnet werden kann - das Telefon wird für die Kommunikation mit Bekanntschaften, die sehr weit weg wohnen und einen Online-Anschluss haben, nur noch als tertiäre Lösung eingestuft (Grafik 3).

Grafik 1: Verteilungen: Alltagskommunikation mittels einzelner Medien mit Bekanntschaften, wenn Person momentan physisch nicht präsent ist (Ist-Zustand)

Grafik 2: Verteilungen: Alltagskommunikation mittels einzelner Medien bei bekannten Personen, die physisch fast nie erreichbar sind (Ist-Zustand).

Grafik 3: Verteilungen: Alltagskommunikation mittels unterschiedlichen Medien unter der Annahme, dass längerfristig abwesende Kontaktpersonen einen Online-Anschluss haben (Soll-Vorstellung).

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5. Rekapitulation der theoretischen Ausführungen und Diskussion

Beim technikkritischen Forschungszweig über Online-Kommunikation, der noch aus den 80er Jahren rührt, war man stark von einem Einfluss bestimmter „Restriktionen“ auf die erlebte Kommunikation und die Wirkungen der Kommunikation ausgegangen. Die gängigste theoretische Erklärung für den Unterschied zwischen CMC und Face-to-Face-Kommunikation ist, dass Online-Medien wie E-mail oder synchrone Kommunikationssysteme wie der IRC nonverbale Codes eliminieren, welche generell „reich“ vorhanden sind und sein sollten in der Beziehungskommunikation. Die Absenz dieser Faktoren beeinflusse zwangsweise die Wahrnehmung des Kommunikationskontextes in einem verzerrten oder restringierten Sinne. Im Zusammenhang mit dieser (technikkritischen) Sichtweise ist aber kaum der Versuch unternommen worden, zu bestimmen, unter welchen Bedingungen die vermeintlich „restringierenden“ Faktoren in Beziehungen wirklich als restringierend empfunden werden.

Es gilt, den Begriff „Beziehungskommunikation“ zu differenzieren, um den Stellenwert technisch vermittelter sozialer Kommunikation zu erörtern. Eine wichtige soziale Stütze und „Anker“ des persönlichens sozialen Netzwerkes von Beziehungen sind gemäss Untersuchungen intime und starke Beziehungen. Innerhalb dieser Beziehungen erweist sich im Gegensatz zu eher „lockeren“ Bekanntschaften, die Kommunikation als die am ehesten verständigungsorientierte und persönliche, unterstützende und Intimität erzeugende. Kurz: es kann unterstellt werden, dass in diesen Beziehungen die Kommunikation am wenigsten von Unsicherheit in der Verständigung geprägt ist und am ehesten Sinn stiftend wirkt. Diese Erkenntnisse leiteten zu der Überzeugung, dass ein Fokus auf starke soziale Beziehungen angebracht ist, um Online-Medien im Zusammenhang mit „sozialer Kommunikation im Alltag“ zu untersuchen.

Bei der Wahrnehmung der Kommunikation spielen unterschiedliche Faktoren in die in die Medienwahl hinein, welche im Prozess der sozialen computervermittelten Kommunikation selber entstehen und modifiziert werden, und nicht von der Technik abhängig sind. Neben dem sozialen Umfeld und den individuellen Gebrauchsweisen sind nämlich auch Kommunikationsbräuche in der Beziehung und strukturelle Bedingungen (vor allem Distanz) dafür verantwortlich, den Kommunikationsprozess mittels bestimmten Medien als mehr oder weniger positiv den eigenen Kommunikationsabsichten entsprechend wahrzunehmen, und Ansprüche an die Kommunikation zu stellen. Die Ansprüche (Soll-Vorstellung) und die gegenseitige Abklärung von Kommunikationszwecken und -zielen sind wiederum bedingende Faktoren für eine mehr oder weniger konstante Medienwahl. Dabei sind der medienadäquate Umgang und die interpersonale Abklärung der Kommunikationszwecke zentral, um mittels dem gewählten Medium möglichst optimale soziale Kommunikation zu erreichen.

Es konnte nicht aufgezeigt werden, ob und inwiefern die Netzwerke online eine andere Form der „sozialen Beziehung“ favorisieren und diskontinuierliche, fluktuierende und interessenspezifische Zugehörigkeiten gefördert werden. Dies hätte den Rahmen dieser Arbeit gesprengt. Zur Bildung von neuen Netzwerken, die andere Funktionen und Eigenschaften als diejenigen „Offline“ haben sollen (Thiedeke 2000, S. 25ff.), und mit anderen Ein- und Austrittskriterien und somit sozialen Sanktionsmechanismen funktionieren, soll an dieser Stelle nur soviel erwähnt werden: Es ist natürlich unbestritten, dass durch CMC neue Beziehungen und neue Netzwerke entstehen können. Vornehmlich werden jedoch die Beziehungen, die online kontaktiert werden, privat kontaktiert, ohne dass Dritte die Inhalte lesen können. Vor allem beim Medium E-mail ist dies der Fall (76% der E-mail-Nutzer kommunizieren privat), aber auch bei zeitgleichen Konferenzsystemen, der zweitpopulärsten Medienkategorie gemäss meiner Studie (48.3% der gültigen Fälle oder 66.4% der Nutzer dieser Medien kommunizieren vorwiegend privat). Im Chat wird hingegen öfters „öffentlich“, also in virtueller Anwesenheit Dritter, kommuniziert (77.2% aller Chat-Nutzer). Solche Zahlen lassen vermuten, dass keine eigentlichen Netzwerke die neue „Sozialität“ von Online-Medien charakterisieren, sondern dass vielmehr einzelne Kontakte zu alten sozialen Beziehungen hinzukommen und a) anonym online weitergeführt werden, oder b) zu starken Beziehungen gedeihen, und somit ihre Beziehungen auf weitere Kommunikationskanäle ausweiten. Ersterer Fall, die anonyme und von wenig sozialer Kontrolle geprägte Beziehungsform, dürfte nur schon deshalb selten der Fall sein, weil anhand der Daten eine Minderheit der Beziehungen, die online kontaktiert werden, als „schwache Beziehungen“ bezeichnet werden können. Die anonymisierte Kommunikation stünde im Widerspruch mit der Tatsache, dass eine wirklich starke und intime Beziehung besteht. Und wenn trotz Anonymität und geringer sozialer Kontrolle eine intime und starke Beziehung bestünde, so würde die breite mediale Abstützung der Beziehung fehlen, denn: vorwiegend mittels Chat werden neue Bekanntschaften gemacht und wird auch öffentlich kommuniziert. In starken Beziehungen, die vornehmlich privat kontaktiert werden, werden aber wie gesehen eine Vielzahl von Medien gleichzeitig genutzt. Vor allem jedoch dem E-mail, aber auch neuen synchronen Online-Diensten/ Messenger-Systemen (insbesondere bei Person 2), werden in starken Beziehungen eine grosse Bedeutung eingeräumt - dies hängt vor allem mit dem strukturellen Grund der Distanzüberwindung zusammen (Person 2 ist weit distanziert, physisch höchst selten erreichbar). Der hohe Stellenwert von Online-Medien für bestehende Netzwerke wird so ersichtlich: vorrangig sind die „starken Beziehungen“ (Person 1/ Person 2), welche mittels Onlinemedien kontaktiert werden, nicht reine „Online-Bekanntschaften“. Aktivitäten mittels Onlinemedien ergänzen eher die Kommunikation mittels anderer Medien, als dass sie sie ersetzen würden. Diese Tatsachen sprechen für den Stellenwert von Online-Kommunikation in der Alltagskommunikation mit nahestehenden Bekannten, insbesondere physisch nicht erreichbarer nahestehender Bekanntschaften, und gegen die längerfristige Schaffung neuer, von Online-Medien durchwegs getragenen Netzwerkkonstellationen.

Obwohl es wie gesehen abwegig wäre, universelle Effekte der interpersonalen Online-Kommunikation für alle Nutzer gleichermassen geltend machen zu wollen, so zeigen sich dennoch Tendenzen unter den untersuchten Online-Nutzern hinsichtlich der „sozialen Nutzung“. Neben der Tatsache, dass Online-Medien oft als unentbehrliche Kommunikationsplattformen (für bestehende Bekanntschaften) betrachtet werden und in diesem Sinne etablierte Medien für den Alltagsgebrauch sind, konnte festgestellt werden, dass in nächster Zeit vor allem die Online-Medienkategorien E-mail und synchrone Online-Dienste in der Kommunikation über weite Distanzen das Telefon als soziale Kommunikationsmedien verdrängen könnten (vgl. z.B. Grafik 3, S. 24).

Inhalt


6. Bibliografie

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Inhalt


7. Anhang

7.1 Grundgesamtheit und Stichprobe

Es wurde für die Durchführung der Studie entschieden, online selber mittels der populärsten Online-Anwendung, nämlich E-mail, Personen zu rekrutieren: die Wahl fiel auf Nutzerinnen und Nutzer von Yahoo!, dem Gratis-Angebotsprovider, welcher unterschiedliche Dienste (Newsgroups, Chats, Mailinglisten, Mitgliederlisten, E-mail-Adressen) und unter anderem eben auch sog. „Member Profiles“ (Mitglieder-Profile) bereitstellt. Mittels einer Suchmaschine online, welche ebenfalls vom Internet-Provider Yahoo! angeboten wird (<http://members.yahoo.com/interests?.oc=a>), wurde dann nach Ortschaft gesucht. Mit dieser Suchmaschine kann man die „Members“ nach verschiedenen Kriterien aufsuchen. Statt aber nach konkreten Namen oder Interessengebieten zu suchen (was zweifelsohne der hauptsächliche Sinn der Suchmaschine ist), wurden im Falle meiner Studie die Members mittels eines zeitsparenden Programms nur anhand des Kriteriums „Ortschaft“ aufgespürt. Dies erlaubte es, maximal 500 Personen mit der Suchmaschine erreichen zu können. Die Profiles, in denen die Nutzer identifizierende Merkmale wie Name, Geschlecht, Alter, Interessen etc. aufführen können (wahlweise), haben auch eine Rubrik „Adresse“. In diesem Feld seine E-mail-Adresse zu veröffentlichen, steht dem Nutzer jedoch offen, ist also nicht Bedingung für die Schaffung eines „Member profiles“.

Für die Analyse der Grundgesamtheit bin ich folgendermassen vorgegangen: In den kleineren Ortschaften, wo weniger als 500 Sucherfolge von Yahoo-Nutzern erzielt werden konnten (dies ist der Maximalwert bei der Suchmaschine - in grösseren Ortschaften überstieg also die Zahl von Yahoo! Nutzern das Maximum), wurden zunächst diejenigen Fälle ausgemustert, welche keine E-mail veröffentlicht hatten in ihrem Yahoo! Profile. Daraufhin wurden die Nutzer mit veröffentlichter E-mail angeschrieben, mit der Erfolgsquote von 70.2% (d.h. 70.2 Prozent der versendeten E-mails waren zum Zeitpunkt des Versandes nicht ungültig und wurden vom Server nicht als „Error“ an den Absender zurückgesendet). Letzteren Fall des „erfolgreichen Versendens“ nannte ich „gültige E-mails“. In den kleineren Städten konnte so hochgerechnet werden, wie gross die Anzahl von Nutzern aus unserer Stichprobe auf die Bevölkerung verteilt ungefähr geschätzt werden kann.

Tabelle 1: Verhältnis von Yahoo! Profiles im Verhältnis zur Stadtbevölkerung in kleineren Städten

 

Einwohnerzahl

Jahr

Identifizierte E-mails

% der Bevölkerung

Gültige E-mails

% der Bevölkerung

Luzern

57’000

1999

86

0.15

50

0.088

Winterthur

88’000

1999

119

0.135

77

0.088

Klagenfurt

91’000

2001

54

0.059

43

0.047

Innsbruck

112’000

2001

82

0.073

60

0.054

Biel/ Bienne

49’000

1999

30

0.061

-

-

Gesamt [6]

397’000

 

371

0.093

230

0.066

Es stellte sich heraus anhand der hier untersuchten Städte, dass knapp jeder tausendste (0.093%) respektive jeder fünfzehnhundertste Bewohner (0.066%) ein Yahoo-Member-Profile eingerichtet oder gar eine gültige E-mail darin veröffentlicht hat. Dabei ist ungünstigerweise für die Überprüfung dieser These an den Zahlen grösserer Städte aber wie gesagt die Suchmaschine von Yahoo! Auf 500 Sucherfolge begrenzt - d.h. bei grösseren Städten wie Wien, München oder Zürich konnte durch die Suchmethode nicht mit der effektiven Erfassung aller Yahoo!-Mitglieder und somit auch nicht mit einer definitiven Zahl, was die Yahoo!-Mitglieder betrifft, gerechnet werden. Durch die Hochrechnung der Prozentsätze von Yahoo!-Mitgliedern im Verhältnis zur Stadtbevölkerung im Falle der kleineren Städte lässt sich aber wiederum die ungefähre Anzahl von Yahoo!-Nutzern in den grösseren Städten berechnen. Unter der Annahme, dass die Yahoo!-Suchmaschine richtig rechnet, und dass die Nutzer-Erreichbarkeitswerte der Gesamtbevölkerung in den Städten in ungefähr dem mittleren Prozentsatz der oben berechneten Durchschnittswerte entsprechen (0.066% der Gesamtbevölkerung hat in ihrem Yahoo! Profile eine - noch - gültige E-mail aufgeführt), so können wir die Zahlen für die Yahoo! Nutzer und somit: die Grundgesamtheit, wagen zu berechnen.

Tabelle 2: Hochrechnung der Anzahl Mitglieder von Yahoo! mit und ohne gültiger E-mail Adresse in den grösseren Städten dreier Länder (= Grundgesamtheit der Online-Studie)

Stadt

Bevölkerungszahl

Hochrechnung: Anzahl Profiles mit veröffentlichter E-mail in „Yahoo“ (0.094%)

Hochrechnung: Anzahl Yahoo-Profiles mit noch aktiver E-mail-Adresse (0.066%)

Hamburg

1'701’800

 

 

München

1'193’600

 

 

Frankfurt a. Main

644’700

 

 

Dortmund

590’300

 

 

Düsseldorf

568’500

 

 

Hannover

515’200

 

 

Leipzig

490’000

 

 

Bochum

392’900

 

 

Kiel

235’500

 

 

Lübeck

213’800

 

 

Saarbrücken

184’300

 

 

Deutschland [7] gesamt

6'730’600

6259

4442

 

 

 

 

Wien

1'608’144

 

 

Graz

240’967

 

 

Linz

188’022

 

 

Salzburg

144’247

 

 

Innsbruck

111’752

 

 

Klagenfurt

91’141

 

 
Stadt/ Land Bevölkerungszahl Hochrechnung: Anzahl Profiles mit veröffentlichter E-mail in „Yahoo“ (0.094%) Hochrechnung: Anzahl Yahoo-Profiles mit noch aktiver E-mail-Adresse (0.066%)
Österreich [8] gesamt 2’384’273 2217 1574
       
Zürich [9] 334’298    
Basel [10] 172’300    
Schweiz gesamt 506’598 471 334
Total 9’621’471 8947 6350

Als Grundgesamtheit lässt sich somit einerseits die Gesamtheit der Nutzer von Yahoo-Diensten schätzen, welche ein Member-Profile eingerichtet haben (Name, Alter z.B.) und die in ihrem Profile das Kriterium der „noch aktiven E-mail-Adresse“ erfüllten (6350 Personen). Es war mittels dem für diese Studie geschriebenen Programm nicht möglich, die genaue Anzahl der überhaupt mit einem Member-Profile ausgestatteten Nutzer zu evaluieren (jene also wären dazugekommen, die ihre Adresse nicht veröffentlichten, aber trotzdem ein Member-Profile eingerichtet haben). Obwohl die genaue Zahl dieser „nicht der Netzöffentlichkeit zugänglichen“ nicht genau festgestellt werden konnte, so sind doch Tendenzen zu vermerken. Beim erstmaligen Verschicken in den Städten Luzern und Winterthur, welche noch ohne das Programm durchgeführt wurden, sind diese Tendenzen erkennbar geworden: bei ungefähr der Hälfte der eingetragenen Nutzer in Yahoo! war keine veröffentlichte E-mail zu finden. Somit ist mit einiger Wahrscheinlichkeit die Grundgesamtheit auf ca. das Doppelte dieser oben geschätzten 6350 Personen zu schätzen.

Letztere Gruppe der nicht öffentlich auftretenden Nutzer in die Grundgesamtheit aufzunehmen scheint deshalb sinnvoll zu sein, weil die Veröffentlichung von Adressen viele verschiedene Gründe haben kann, und die Grundgesamtheit anhand dieses Kriteriums nicht markant inhomogener werden würde. Die Gründe, um eine E-mail zu veröffentlichen, können vielfältig sein. So kann es dem Nutzer ein Anliegen sein, von unerwünschter Werbung (Spam) verschont zu werden und er kann daher verzichten auf eine Veröffentlichung der Adresse. Eine andere Nutzerin könnte dasselbe Problem anders lösen, indem sie in ihrem Profile eine Zweit-Adresse bekanntgibt, bei der sie ein „Nickname“ verwendet. Diesen Weg haben vermutlich viele Nutzer gewählt, zumal a) viele Adressen Gratis-Netzprovider sind, welche nicht mit einem Arbeitgeber oder einem Internet-Provider in Zusammenhang stehen, und somit hindeuten auf das Vorhandensein weiterer E-mail-Adressen (Hauptadressen), welche aus Gründen der Anonymität aber nicht veröffentlicht werden. Zweitens haben b) fast alle Nutzerinnen und Nutzer mehrere E-mail-Adressen (92.3%), so dass das Motiv, anonym zu bleiben im Yahoo-Profile, nicht mit der Veröffentlichung/ Geheimhaltung einer E-mail-Adresse in Zusammenhang stehen muss. Dies darf deshalb angenommen werden, weil jemand mit mehreren Adressen sich genauso gut über Umleitung und Organisation seiner Post zwecks Sortierung „oberflächlicher/ schwacher“ Bekanntschaften oder unerwünschter Werbe-Mails (Spam) eine Zweit- oder Drittadresse einrichten kann, welche dann sozusagen personell die „Spreu vom Weizen“ trennen.

Tabelle 3: Anteil der (erkennbaren) Gratis-Anbieter unter den angeschriebenen E-mail-Adressen in %

 

Total verschickte Mails

Davon Yahoo! Adressen

Weitere identifizierte Gratis E-mail-Anbieter (Webmails)

Prozentsatz identifizierbarer (gratis angebotener) Webmail-Adresssen [11]

Übrigbleibende mit anderem Provider oder unbekanntem Gratisprovider [12]

Deutschland

1564

721

438

74.1%

25.9%

Österreich

763

393

157

72.1%

27.9%

Schweiz

298

160

74

78.5%

21.5%

Gesamt

2625

1274

669

74.0%

26.0%

Es darf aufgrund der obigen Tabelle vermutet werden, dass eine grosse Mehrheit der Nutzerinnen und Nutzer mit mehreren Adressen operieren, und dies bewusst tun, zumal sie auf ihrer Yahoo! Mitglieder-Seite ihre Gratis-Webmail veröffentlicht haben, dessen Provider zwar durch Werbung finanziert werden und nur begrenzten Speicher haben, jedoch standortunabhängig abgerufen werden können, und eben: gratis sind. Die Möglichkeit, unbeschränkt viele solcher Adressen einzurichten, hat einerseits den Vorteil, dass bei Bekanntschaften über Internet nicht der eigene Name bekanntgegeben werden muss, und andererseits, dass die Person nicht auf ihrer privaten/ geschäftlichen Hauptadresse angeschrieben wird von solchen weniger starken/ nahestehenden Bekanntschaften. Auch bergen Online-Tätigkeiten bisweilen die Gefahr, bei Mitgliedschaften und abonnierten Gratis-Diensten, wo E-mails bekanntgegeben werden müssen, von unerwünschten Werbebotschaften überhäuft zu werden (Spam). Als Puffer können so jeweils zusätzliche E-mail-Adressen fungieren, indem die eher zweitrangigen und von niedriger unmittelbarer Relevanz geprägten Inhalte an diese Adressen umgeleitet werden.

E-mail-Adressen scheinen so jeweils unterschiedliche Funktionen zu haben. In der Befragung werden diese oben erwähnten Sachverhalte zusätzlich belegt: nur 7.7 Prozent geben an, lediglich eine E-mail-Adresse zu besitzen. Die grosse Mehrheit der Nutzerinnen und Nutzer (144 von 156 Fällen, also 92.3%) haben also mehr als eine Adresse. Gerade 24.4 Prozent besitzen zwei Adressen. Zwei Drittel der befragten Nutzerinnen und Nutzer besitzen also 3 oder mehr E-mail-Adressen, welche wohl auch unterschiedliche Funktionen haben dürften.

Somit können die Yahoo-Nutzer ganz unterschiedliche Motive haben, in Yahoo ein Profile einzurichten und vor allem: die E-mail-Adresse als „öffentliche“ bekanntzugeben. Im Fragebogen wurde die offene Frage diesbezüglich gestellt, weshalb denn Nutzer mehrere Adressen haben, falls sie dies haben. Leicht erkennbar ist aus den Angaben in Tabelle 4, dass vor allem die private Nutzung als Argument für das Einrichten zusätzlicher E-mail Adressen geltend gemacht werden kann. Wessen E-mail Adresse hingegen privat zu welchen Zwecken genutzt wird, diese Frage bleibt damit noch ungeklärt. Die Tabelle gibt aber Auskunft zu den weiteren Verwendungsweisen und Motiven im Zusammenhang mit E-mail-Adressen:

Tabelle 4: Gründe, warum mehrere E-mail-Adressen benutzt werden

Motiv

Fälle

Prozent der Fälle mit mehreren Adressen (131 Fälle)

Privat und geschäftlich trennen

50

38.2%

Zugang zu Kontaktgruppen, Newsgroups, Mailinglisten wird ermöglicht

20

15.3%

Organisatorische Gründe (Sortierung von Inhalten und Personen)

19

14.5%

Private Nutzung

19

14.5%

(Gratis-) Webmail: weltweiter Zugriff von überall her ermöglicht

15

11.5%

Anonymität/ anonym bleiben

13

9.9%

Private Nutzung und anonyme Nutzung/ Werbung (Spam) trennen

13

9.9%

Für die Teilnahme an Chats/ Messenger-Diensten eingerichtet (Motiv: anonym bleiben)

12

9.2%

Schule, Uni

8

6.1%

Alternative bei Instabilitäten des Servers u. Überhäufung einzelner Adressen

7

5.3%

Für Einkaufen und Werbung (Spam)

6

4.6%

Mobiltelefon (SMS verschicken)

5

3.8%

Adresse wurde automatisch vom Internetprovider gegeben

5

3.8%

Vereine, Hobbies

4

3.1%

Spass

3

2.3%

Andere

9

6.9%

Nur eine Adresse

12

System Missing

13

Die hellgrau markierten Felder bezeichnen Motive, welche die Einrichtung einer E-mail-Adresse mit Zugangsbedingungen zu spezifischen Inhalten gleichsetzen. Die etwas dunkler markierten Felder bezeichnen Motive, welche unter den Überbegriff „Anonymität wahren“ zusammengefasst werden können. Die drei weiss beschrifteten Felder sind dahingehend ähnlich, indem sie das Motiv des „Auseinanderhaltens“ oder „Sortierens“ spezifischer Inhalte oder Personen implizieren.

Für die Beschreibung der Grundgesamtheit lassen nun diese Resultate, zusammen mit den soziodemographischen Daten, wenn nicht definitive Schlüsse, so doch Vermutungen über den „Typus“ von Nutzer, welcher sich ein Profile in Yahoo eingerichtet hat: er ist

  • typischerweise ein Mann (95 Männer, 60 Frauen)

  • kommt aus Deutschland (79 Fälle) oder Österreich (53 Fälle)

  • lebt in der Stadt (132 Stadt vs. 23 auf dem Land)

  • und ist durchschnittlich 33 Jahre jung (zwischen 14 und 66 Jahren)

Mittels der oben aufgeführten Tabellen lässt sich darüber hinaus belegen, dass die meisten schon gewisse Erfahrungen mit den Funktionen von E-mail gesammelt haben, deshalb mehrere Adressen besitzen und sich mit konkreten, teils sehr unterschiedlichen Motiven E-mail-Adressen eingerichtet haben, mit denen sie unter anderem ihre Profile in Yahoo zieren. Die Gründe für sie sind zum einen die Sortierfunktionen von E-mails, dann die Notwendigkeit, für unterschiedliche Informations- und Kontaktdienste als auch Mailinglisten E-mail-Konten einzurichten (Zugangsbedingungen) oder von überall her Kontakt knüpfen zu können (standortunabhängige Webmails), und zuletzt noch das starke Motiv der Anonymität.

Die Nutzerinnen und Nutzer welche ein Profile in Yahoo! haben, sind vermutlich über dem Durchschnitt der Bevölkerung, was die Internet-Aktivität und -Erfahrung betrifft. Dies suggerieren nicht nur multiple E-mail-Konten. Die Variable „Erfahrung mit Internet allgemein“ belegt dies zusätzlich: nur 17 Prozent der gültigen Fälle haben zwischen 0 und 2 Jahren Erfahrung mit dem Internet, mit der Online-Kommunikation generell also - der Rest weist 2 oder mehr Jahre Erfahrung auf. Auch sind zuhause schon über 60 Prozent mit einer Online-Verbindung ausgerüstet, und am Arbeitsplatz gar noch mehr: über zwei Drittel der befragten Yahoo-Mitgliederinnen und -Mitglieder (ob sie dies nun aktiv oder nur einmalig/ passiv sind, sei dahingestellt) benutzen das Internet im Geschäft und/ oder in der Schule schon länger als 2 Jahre.

Tabelle 5: Nutzungserfahrung mit Internet an verschiedenen Standorten

Jahre der Nutzung

Erfahrung mit Internet allgemein (standortunabhängig)

Erfahrung mit Internet im Geschäft/ in der Schule

Erfahrung mit Internet zuhause

 

Gültige Fälle

Prozent der gültigen Fälle

Gültige Fälle

Prozent der gültigen Fälle

Gültige Fälle

Prozent der gültigen Fälle

0 bis 2 Jahre

26

17

50

33.1

61

39.4

>2 bis 3 Jahre

25

16.3

18

11.9

26

16.8

>3 bis 4 Jahre

27

17.6

20

13.2

18

11.6

>4 bis 5 Jahre

25

16.3

28

18.5

20

12.8

>5 bis 6 Jahre

25

16.3

35

23.2

12

7.7

Über 6 Jahre

25

16.3

0

-

18

11.5

Mittelwert

4.6 Jahre

3.9 Jahre

3.5 Jahre

Inhalt

7.2 Stichprobe: Rücklaufquote

In der Stichprobe wurden als Suchkriterium potenziell alle Nutzerinnen und Nutzer einzelner grössere Städte in Deutschland, Österreich und der Schweiz mittels der Suchmaschine aufgesucht. Diejenigen, welche also ihren städtischen Wohnort in ihrem Yahoo! Member Profile angaben, konnten dadurch potenziell erreicht werden. Es wurde jedoch wie erwähnt nicht jeder dadurch erreicht, zumal die Suchmaschine auf 500 Sucherfolge begrenzt war, und zumal unter den Member Profiles viele waren, die a) gar keine E-mail Adresse bekanntgaben, und b) die nicht mehr gültig waren (29.8% der versendeten E-mails wurden als „Errors“ registriert).

Die Rücklaufquote aller angeschriebenen Fälle betrug 8.12 Prozent (alle eingegangenen Fragebögen mitgezählt) - dies ist als relativ hohe Zahl einzuschätzen, wenn man bedenkt, dass per Internet die Informationen oftmals unerwünscht sind und durch die Schnellebigkeit und Optionalität der Informationsbeschaffung online eine konzentrierte Auseinandersetzung mit einem Thema nicht erwartet werden konnte. 7.63 Prozent betrug der Anteil aller angeschriebenen Fälle an komplett ausgefüllten Fragebögen - als unkomplett wurde gewertet, wenn a) ein Fragebogen abgeschickt wurde, bevor er bis zur Schlussfrage regelmässig beantwortet wurde, und b) wenn ein Fragebogen mehr die Hälfte oder mehr Missings aufwies. Somit konnten 94% aller eingegangenen Fragebögen gewertet werden, was wiederum hoch ist, bedenkt man die Länge des Fragebogens und die Unmöglichkeit, die begonnene Arbeit abzubrechen und zu einem späteren Zeitpunkt wieder fortzusetzen.

Legende Grundgesamtheit: alle Yahoo-Nutzer grösserer Städte der Schweiz, Österreichs und Deutschlands mit einem Member-Profile, welche ihre E-mail Adresse in diesem Yahoo! Profile öffentlich bekanntgegeben haben.

(Die Personen unter „Anzahl gesendete“ sind schon vorselektioniert: d.h. sie sind schon überprüft nach „veröffentlichten“ und „privaten“ persönlichen E-mail Adressen).

Gründe für die Nichtselektion in die Gruppe der Yahoo-Nutzer war: a) private E-mail, b) Wiederholungen (mehrere E-mail-Adressen derselben Person).

Tabelle 6: Nach Städten verschickte Links zu den Pretests und zur Online-Studie, Prozentzahlen der Rücklaufquote

Datum Bezeichnung der Studie Methode Ortschaft (Anzahl gesendet) Mail-Error oder ungültig Stichprobe gültig Rücklauf (komplett ausgefüllte) Rücklaufquote (komplett ausgefüllte)
08. - 17. Januar 02 Pretest 1 E-mail Fragebogen (Yahoo-Nutzer) Luzern (86), 36 50 3 6%
      Winterthur (59) 27 32 0 0%
      Aarau (19) 8 11 0 0%
      Solothurn (17) 4 13 0 0%
      Weinfelden (5) 2 3 0 0%
      Kreuzlingen (2) 1 1 1 100%
TOTAL Pretest 1 151 78 110 4 (4) 3.64 (3.64)%
 
17. - 22. Januar 02 Pretest 2 Online Fragebogen (Yahoo-Nutzer) St. Gallen (18), Wil SG/TG (7), Kloten (6), Appenzell (3), Romanshorn (3), Stein a. Rhein (2), Uri (3), Gesamt = 42 7 35 ?  
      Winterthur (60) 15 45 ?  
TOTAL Pretest 2 102 22 80 9 (6) 11.25 (7.5)%
Datum Bezeichnung der Studie Methode Ortschaft (Anzahl gesendet) Mail-Error oder ungültig Stichprobe gültig Rücklauf (komplett ausgefüllte) Rücklauf-quote (komplett ausgefüllte)
23. - 31. Januar 02 Online Befragung 1 Online Fragebogen (Yahoo-Nutzer) Zürich (157) 32 125 12 (12) 9.6 (9.6)%
TOTAL Online-Befragung 1 157 32 125 12 (12) 9.6 (9.6)%
 
25. Januar - 01. Februar 02 Online Befragung 2 Online Fragebogen (Yahoo-Nutzer) Basel (141) 36 105 12 (12) 11.43 (11.43)%
TOTAL Online-Befragung 2 141 36 105 12 (12) 11.43 (11.43)%
 
25. Jan- 1. Feb. 02 Online Befragung 3 Online Fragebogen (Yahoo-Nutzer) Deutschland: München (158), Dortmund (112) 47 223 21 (19)  
TOTAL Online-Befragung 3 270 47 223 21 (19) 9.42 (8.52)%
 
31. Jan. - 10. Februar 02 Online Befragung 4 Online Fragebogen (Yahoo-Nutzer) Österreich: Wien (164), Linz (133), Graz (167), Salzburg (163), Innsbruck (82), Klagenfurt (54) 178 585 59 (53)  
TOTAL Online-Befragung 4 763 178 585 59 (53) 10.1 (9.06)%
 
4. - 11. Februar 02 Online Befragung 4 Online Fragebogen (Yahoo-Nutzer) Deutschland: Bochum (159), Frankfurt (138) 59 238 15 (15)  
TOTAL Online-Befragung 4 297 59 238 15 (15) 6.3 (6.3)%
 
7. - 17. Februar 02 Online Befragung 6 Online Fragebogen (Yahoo-Nutzer) Deutschland: Lübeck (141), Leipzig (142), Hannover (178), Düsseldorf (130), Hamburg (120), Saarbrücken (152), Kiel (134) 229 768 47 (45)  
TOTAL Online-Befragung 6 997 229 768 47 (45) 6.12 (5.86)%
 
Gesamtrücklauf Deutschland (1564) 335 1229 83 (79) 6.75 (6.43)%
  Österreich (763) 178 585 59 (53) 10.1 (9.06)%
  Schweiz (298) 68 230 24 (24) 10.4 (10.4)%
TOTAL Befragungswellen 2625 581 2044 166 (156) 8.12 (7.63)%

Inhalt


Fussnoten

[1] Weber beschrieb das „soziale Handeln“ als: „ein solches Handeln [...], welches seinem von dem oder den Handelnden gemeinten Sinn nach auf das Verhalten anderer bezogen wird und daran in seinem Ablauf orientiert ist“ (Weber 1921, S. 542).

[2] Für die Beschreibung der Stichprobe und Grundgesamtheit: siehe Anhang.

[3] „Reine“ Netzbeziehung meint in diesem Zusammenhang: durch das Medium zustandegekommene und aufrecht erhaltene Beziehungen – also mittels Online-Medien ausgelebte Beziehungen.

[4] Der „Kontakt“ mit der Person musste den Befragten ein grosses Anliegen sein: es musste a) physisch, b) medial vermittelt, und c) in Gedanken häufig Kontakt geknüpft werden mit der Person. Diese Personen 1 und 2 sind also im Sinne von Wellman/ Potter (1999), und von Parks/ Floyd (1996) resp. Jettmar/ Rapp (1996) „starke“ und „intime“ Beziehungen.

[5] Die Medien „Foren/ Diskussionsgruppen“ und „Brief“ wurden der Komplettheit halber aufgeführt – sie haben jedoch in quantitativer Hinsicht nur geringe Relevanz als Medien sozialer Kommunikation.

[6] Quelle alle Städte: o.A. (2002) Wissenswertes und Interessantes zur Geographie Europas und Deutschlands. http://www.grandurbo.de/links.html (25.2.2002).

[7] Daten: Statistisches Jahrbuch 2001 für die Bundesrepublik Deutschland, S. 53f.

[8] Daten: Statistisches Jahrbuch Österreichs 2001, S.44.

[9] Daten: Statistisches Jahrbuch des Kantons Zürich 2002.

[10] Daten: o. A. (1999) Eidgenossenschaft Schweiz. http://www2.gasou.edu/facstaff/hkurz/geo/schweiz.htm (6.3. 2002)

[11] Als identifizierte Gratis-Provider gingen in diese Kategorie die Anbieter Hotmail, GMX, web.de, freenet.de, uboot.com, lycos, excite.com, datacomm, freenet.de, bluemail, freesurf, firemail und topmail ein.

[12] Die Kategorie „Übrigbleibende“ waren grösstenteils E-mail-Adressen von zahlungsverbundenen Internet-Providern, aber einen kleinen Teil machten sicher trotz der akribischen Untersuchung von Gratis-Anbietern die unidentifizierten Gratis-Dienste aus. Erstere, die abonnierten Internet-Provider, werden mit grösster Wahrscheinlichkeit als private Hauptadresse verwendet, der die grösste Relevanz in der persönlichen Sammlung von E-mail-Adressen zukommt.

Inhalt

  Last update: 01.02.2015
 

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  Prof. Hans Geser
Soziologisches Institut

der Universität Zürich

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